Details

Herausgeber Pazzini, Karl-Josef; Coelen, Marcus; Kasper, Judith; Wegener, Mai (Hg.)
Verlag TEXTEM VERLAG
Auflage/ Erscheinungsjahr 07.06.2023
Format 21 × 14 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 223 Seiten
Abbildungen zahlr. Abb.
Gewicht 170
Reihe RISS, Band 98
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-010938_RISS_98

Zu dieser Ausgabe

Die entscheidende Schwierigkeit, »über Antisemitismus« zu schreiben, Antisemitismus anzusprechen, liegt darin, dass es keine Position von außen gibt, von der her gesprochen werden könnte. Dies zu verkennen, scheint eines der Hauptprobleme in vielen Initiativen zu sein (deren ziviles Engagement und gute Absichten nicht infrage gestellt seien), die Antisemitismus als sprachliche und physische Gewalt im (nicht nur) bundesdeutschen Alltag anzeigen. In diesem Zusammenhang wird oft das Bedürfnis laut, zu definieren, was als antisemitisch zu gelten habe und was nicht, und man ist bestrebt, Klarheit zu schaffen. Definitionen, die dieses Bedürfnis stillen wollen, bringen aber weitere Probleme mit sich. Denn wie etwas adressieren, das uns als zentrales und zugleich extrem dezentriertes, disseminiertes, jahrhundertealtes und brandaktuelles Problem heimsucht: antisemitische Gewalt, im Versuch des Eingedenkens, dass wir selbst und auch noch unser Versuch, den Antisemitismus endlich eindeutig in den Griff zu kriegen, Teil dieses Problems sind.

Das »Halle-Dossier«, das den Auftakt des Heftes bildet, weil der Anschlag auf die Synagoge in Halle an Jom Kippur, dem 9. Oktober 2019, der Auslöser für unsere begonnene Arbeit war, ist erst gegen Ende der Konzeption des vorliegenden Heftes entstanden. Wir haben eingeladen das Dokument aus Mitschriften des Prozesses gegen den Attentäter, das der Verein »democ. Zentrum Demokratischer Widerspruch e. V.« angefertigt angefertigt hat zu kommentieren.

Es kamen in der Redaktion viele Anfänge des Nachdenkens zusammen. Es blieb die Frage, was spezifisch Psychoanalytisches zu sagen sei, auch wenn vieles schon seit Jahrzehnten immer wieder geschrieben worden war. Etwas ließ uns unbefriedigt, wir ahnten mehr, als wir sagen konnten, dass es etwas zu explizieren gäbe, das weniger von identifizierbaren antisemitischen Inhalten ausging, sondern von Unbewusstem, das nicht direkt identifizierbar ist.

Es gibt im Feld von Geschichte, Politik, Traum, Dichtung und Kunst bisweilen Konstellationen, in denen einiges zusammenkommt, was es dann ermöglicht, dass unerwartet ein Standpunkt, ein unerwarteter Standpunkt umrissen wird. Der Titel dieser Ausgabe des RISS »AAAAAAAAntisemitismus – Asemantisch« schreibt sich von einem solchen her. Die A-Buchstaben-Laut-Graphem-Phonem-Reihe des ehemaligen Mitglieds der Resistenza, des späteren Künstlers Gastone Novelli trägt sich als stummer, stummlauter Schrei, verzerrend – als Kakofonie und Interferenz – in unser Sprechen und Schreiben »über Antisemitismus« ein.

Die Beiträge dieser Ausgabe

  • Karl-Josef Pazzini, Transmission des »Antisemitismus«
  • Karl-Josef Pazzini, Woher kommen sie denn? Zwei Fragmente aus Analysen
  • Eva Maria Jobst, Zu Anne-Lise Stern: Le savoir-déporté / Früher mal ein deutsches Kind
  • Lena Hirzel, Anne-Lise Stern – das »Seminar«, eine Bezeugung
  • Judith Kasper, Sprachwunden, Verdachtshermeneutik, semantische Fallen – eine lose Sammlung
  • Laurence Bataille, Es fehlt mir an Sein
  • Mai Wegener, Zu Laurence Bataille: Es fehlt mir an Sein 
  • Mona Körte, Tirol / Jean-Claude Milner, Lacan der Jude
  • Karl-Josef Pazzini, Zu Delphine Horvilleur: Überlegungen zur Frage des Antisemitismus
  • Mai Wegener, Zu Louis Kaplan: Vom jüdischen Witz zum Judenwitz
  • u.a.

Zum Konzept dieser Zeitschrift

Zum Konzept der seit 2018 (ab Ausgabe 88) im Textem Verlag, Hamburg, erscheinenen Zeitschrift RISS - Zeitschrift für Psychoanalyse

Die Zeitschrift RISS erscheint mindestens zweimal im Jahr, begleitet von RISS+ -Ausgaben und RISS-Materialienbänden. RISS wird von einer Gruppe aus Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytikern sowie psychoanalytisch arbeitenden Literatur- und Kulturwissenschaftlern herausgegeben. RISS veröffentlicht Aufsätze und Rezensionen von Kollegen der eigenen Disziplin und angrenzender Gebiete; auch literarische Beiträge oder verloren geglaubte, vergessene, wiedergefundene Texte und Dokumente gehören zum Repertoire.

​Als Leserinnen und Leser wünschen sich die HerausgeberInenn "neben praktizierenden Psychoanalytikern jene, die dort arbeiten, wo etwas unerhört ist. Nicht nur Sprachwissenschaftler, Philosophen, Künstler, Kulturschaffende, Pädagogen, Historiker, Ethnologen, sondern alle, die an Grenzen leben oder arbeiten. RISS ist weltweit in vielen Bibliotheken online oder physisch erhältlich und bleibt als Arbeitsinstrument weit über das Erscheinungsdatum hinaus aktuell."

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