Details

Autor Bertin, Célia
Verlag Kore
Auflage/ Erscheinungsjahr 1982
Format 20 × 15 × 3,4 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 464 Seiten
Abbildungen Mit einem Frontispiz (M. Bonaparte als Mädchen)
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-007044_MA

Marie Bonaparte: Psychoanalytikerin, Autorin, Analysandin und Vertraute Freuds. Die spannend zu lesende Biografie einer faszinierenden femme fatale in deutscher Erstveröffentlichung, ergänzt durch zahlreiche Dokumente.

Zu diesem Buch

Was wissen wir von Marie Bonaparte? Es findet sich vieles in diesem Buch. Zu viel? Vielleicht zu wenig darüber, daß und warum eine Frau, Célia Bertin, über eine Frau, Marie Bonaparte, so viel geschrieben hat, die ihrerseits so viel geschrieben hat: Unendliche, vielfälrige Tagebücher: Chronologie biographique en buit cahiers, Cahiers noirs, Cahiers du journal d'analyse, um hier nur einige zu nennen, Briefe an die Kinder, den Ehemann, den Liebhaber, Briefe an Freud und Anna Freud, Schriften, Vorträge Bücher. Bei beiden stellte sich die Frage nach der Auswahl, die sie getroffen haben, nach der Perspektive, die sich doppelt, nach dem Blick. Es wäre also wissenswert? Ja und nein. Vornehmlich aber, wie und was Marie Bonaparte denkt, fühlt, tut, schreibt - wozu, an wen... - als Frau, bewußt oder gerade nicht - oder auch als ob.

Ein Zitat der Bonaparte

»Biographen und Psychologen werden antworten: Die Biographie der Verstorbenen, wenn sie so wirklichkeitstreu und lebensnah wie möglich ist, entwürdigt sie nicht. So überleben sie wenigstens im Abbild ihrer Gedanken und Gefühle auf dem Papier und sehr viel besser, als in einer kalten und falschen Idealisierung. Die Biographie hat eine andere und erhabenere Aufgabe als die banale Befriedigung oberflächlicher und krankhafter Neugier. Für all die Verständnisvollen, und nur sie zählen in der Masse der Verständnislosen, gibt sie die Möglichkeit zu einer seelischen Verbindung mit der Menschheit in weiterem Rahmen (...)

Doch damit diese Portraits der Wahrheit entsprechen, darf man nicht aus Pietät, die im Grunde genommen Frevel ist, die ergreifendsten Charakterzüge auslöschen, weil sie von bestimmten Menschen schlecht akzeptiert werden können. Sind es doch gerade diese Züge, die die ganz persönlichen Papiere, Briefe oder Tagebücher, die so oft von der Pietät der Erben bedroht werden, enthalten.«

Marie Bonaparte, in: "Apologie der Biographie". Psychoanalyse und Biologie

Inhalt

  • DIE LETZTE BONAPARTE 
  • KIND, GOLD UND TOD 
  • DAS MISSACHTETE JUNGE MÄDCHEN
  • FALSCHES GLÜCK 
  • DIE LIEBE, DER KRIEG UND DIE ANDERE LIEBE 
  • DAS ENDE EINES LEBENS 
  • NICHTS IST ZUFALL 
  • EIN ANALYTIKER UND EIN FREUND 
  • STÜRMISCHE ZEITEN UND SÜDLICHES EXIL 
  • DIE RÜCKKEHR - DER UNERREICHBARE FRIEDEN 
  • ANHANG 
    Anmerkungen
    Verwendete Manuskripte und Briefe
    Schriften von Marie Bonaparte

Über Marie Bonaparte

"Marie Bonaparte (1882-1962) - Prinzessin Marie Bonaparte, Sigmund Freuds "Statthalterin" in Frankreich, wurde in Saint-Cloud bei Paris geboren. Sie war die Urenkelin eines Bruders von Napoleon Bonaparte. Ihre Mutter Marie-Félix Blanc, die Tochter eines reichen Spielkasinobesitzers, starb kurz nach der Geburt Maries an der Schwindsucht und hinterließ ihrem Mann, Prinz Roland Bonaparte, ein großes Vermögen. Marie Bonaparte wuchs unter der Obhut von Erzieherinnen und dem strengen Regiment ihrer Großmutter auf. Als Kind glaubte sie, ihr Vater, um dessen Liebe sie sich vergeblich bemühte, und die böse Großmutter hätten aus Habgier ihre Mutter ermordet. Für deren Tod fühlte sie sich aber auch selbst durch ihre Geburt verantwortlich. Fünf Schulhefte (Cinq cahiers), die sie in ihrer Kindheit mit grausamen Geschichten vollschrieb, bildeten später eine wichtige Grundlage für ihre Analyse bei Sigmund Freud.

Ihr Wunsch, Medizin zu studieren, blieb unerfüllt. Stattdessen fügte sie sich den Erwartungen ihrer Familie und heiratete 1907 Prinz Georg von Griechenland und Dänemark (1869-1957), mit dem sie zwei Kinder, Eugénie and Pierre, hatte. 1923 lernte sie den französischen Psychoanalytiker René Laforgue kennen, der ihr wegen ihrer Depressionen und somatischen Störungen eine Analyse bei Sigmund Freud vermittelte. Ihre Begegnung mit Freud im Jahr 1925 war der Beginn einer lebenslangen engen Freundschaft. Die Analyse bei ihm dauerte mit Unterbrechungen bis 1938. Marie Bonaparte war es maßgeblich zu verdanken, dass Freud nach dem "Anschluss" 1938 mit seiner Tochter Anna nach London emigrieren konnte.

Marie Bonaparte machte eine weitere Analyse bei Rudolph Loewenstein und beteiligte sich 1926 an der Gründung der Société Psychanalytique de Paris (SPP), deren Vizepräsidentin sie 1934 wurde. Mit ihrem Vermögen finanzierte sie zahlreiche psychoanalytische Einrichtungen, darunter das Institut de Psychanalyse in Paris und die Revue Française de Psychanalyse, und rettete den Briefwechsel zwischen Freud und Wilhelm Fliess vor der Vernichtung. Als die deutschen Truppen 1940 Frankreich besetzten, wandte Marie Bonaparte sich entschieden gegen eine "Rettung" der Psychoanalyse nach deutschem Vorbild. Die SPP stellte all ihre Aktivitäten ein, und sie selbst ging mit ihrer Familie ins Exil nach Griechenland und Südafrika. 1945 kehrte sie nach Paris zurück und betrachtete es fortan als ihre Aufgabe, über die Reinheit der Freudschen Lehre zu wachen. Mit Anna Freud teilte sie die Abneigung gegen die Auffassungen Jacques Lacans und Melanie Kleins. Sie übersetzte Freuds Schriften ins Französische und engagierte sich als Vizepräsidentin der IPV für die Laienanalyse.

Im Vergleich zu ihrer wichtigen Rolle in der Geschichte der psychoanalytischen Bewegung in Frankreich waren Marie Bonapartes Schriften weniger bedeutend. Als besonders gelungen wird ihr 1927 veröffentlichter Aufsatz über den Fall Marie-Félicité Lefebvre angesehen, die ihre schwangere Schwiegertochter umgebracht hatte. Sie interpretierte diesen Mord als einen in die Tat umgesetzten unbewussten Todeswunsch gegen die eigene Mutter und plädierte darüber hinaus für eine Therapie psychisch gestörter Krimineller.

Als ihr Hauptwerk gilt ihre Arbeit über Edgar Allen Poe. Marie Bonaparte deutete Poes Werk als einen Versuch, von seiner toten Mutter loszukommen und so seine Impotenz zu überwinden. Ihre Poe-Interpretation enthält zugleich eine Selbstanalyse: Die ambivalente Bindung an eine tote Mutter war auch ihr eigenes Kindheitstrauma, und Frigidität bildete ein lebenslanges Thema für sie. 1924 stellte sie ihrem Aufsatz Considérations sur les causes anatomiques de la frigidité chez la femme fest, dass weibliche Frigidität häufig anatomisch bedingt sei, nämlich durch einen zu großen Abstand zwischen Klitoris und Vagina. Der Übergang von der Klitorisfixierung zur erwünschten vaginalen Erotik könne nur durch die Kombination von psychoanalytischer Therapie und chirurgischem Eingriff erreicht werden - einer Operation, der sie sich selbst mehrere Male ohne Erfolg unterzog. Auch in ihren späteren Arbeiten zur weiblichen Sexualität vertrat Marie Bonaparte eine psychobiologische Sichtweise.

Sie war die erste, die beim kleinen Mädchen eine aktive phallische Phase ausmachte, in der die Klitoris dem Phallus entspricht. Diese auf die Mutter gerichtete phalllische Aktivität wird zeitlich von zwei Phasen der Passivität eingerahmt: die erste gegenüber der Mutter, die zweite gegenüber dem Vater. Die libidinöse Fixierung von Frauen auf die "männliche" Klitoris beruht nach Bonaparte auf einem im wesentlichen biologischen männlichen Charakter im weiblichen Organismus. Diese konstitutionelle Bisexualität der Frau bilde ein Haupthindernis für die Entwicklung normaler Sexualität.
Marie Bonaparte starb im Alter von achtzig Jahren an Leukämie."

Quelle: https://www.psychoanalytikerinnen.de/frankreich_biografien.html

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