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Autor Spinoza, Baruch de
Herausgeber Bartuschat, Wolfgang (Hg.)
Verlag Meiner, F
Auflage/ Erscheinungsjahr 2., verbesserte Aufla. 23.04.2018
Format 19 × 12,2 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 388 Seiten
Gewicht 377
ISBN 9783787335084

Zu dieser Arbeit des Philosophen

Spinoza entwickelt in seinem Traktat die Grundlagen von Toleranz in der Religion und Liberalität in der Politik und plädiert vehement für die Freiheit philosophischen Denkens. Er wendet sich gegen ein unbedarftes Verständnis von Religion der zeitgenössischen Theologen, egal ob jüdischen oder christlichen.

Spinoza legt – als einer der ersten Denker – die in der Bibel überlieferten Texte historisch-kritisch und nicht dogmatisch aus, und er erörtert die im Feld des Religiösen aufgewiesene Freiheit im Hinblick auf den besten Staat und zeigt, dass die Freiheit zu philosophieren die unabdingbare Voraussetzung für Frieden im Staat ist.

Die Neuausgabe des Textes enthält neben einer Einführung und erläuternden Anmerkungen des Herausgebers auch ein Verzeichnis der Bibelstellen sowie ein Namen- und Sachregister.

Aus der Vorrede des Autors

"Wenn die :Menschen alle ihre Angelegonheiten nach bestimmtem Plane zu ihren im Stande wären oder wenn sich das Glück ihnen allezeit günstig erwiese, so stünden sie nicht im Banne eines Aberglaubens. Weil sie aber oft in solche Verlegenheiten geraten, daß sie sich gar keinen Rat wissen, und weil sie meistens bei ihrem maßlosen Streben nach ungewissen Glücksgütern kläglich zwischen Furcht und Hoffnung schwanken, ist ihr Sinn in der Regel sehr dazu geneigt, alles Beliebige zu glauben. Denn sobald er einmal "in Zweifel befangen ist, genügt ein leichter Anstoß, ihn dahin oder dorthin zu treiben, und das um so leichter, wenn er zwischen Furcht und Hoffnung schwankt, während er sonst nur allzu zuversichtlich, prahlerisch und aufgeblasen isl. (...)

Ab er mag es auch das letzte Geheimnis einer monarchischen Regierung bleiben und völlig in ihrem Interesse liegen, die Menschen in der Täuschung zu erhalten, und die Furcht, durch die sie im Zaume gehalten werden sollen, unter dem schönen Namen Religion zu verbergen, damit sie für ihre Knechtschaft kämpfen, als sei es für ihr Heil, und damit sie es nicht für eine Schande, sondern für die höchste Ehre halten, für den Ruhm eines Menschen Blut und Leben hinzuopfern, so kann doch in einem freien Staatswesen nichts Unglücklicheres ersonnen oder versucht werdcn, als dieses; denn es widerstreitet der allgemeinen Freiheit ganz und gar, das freie Urteil eines jeden durch Vorurteile einzunehmen oder irgendwie zu beschränken. Was jene Empörungen betrifft, zu denen die Religion den Vorwand liefert, so haben sie gewiß ihren Grund nur darin, daß man über spekulative Dinge Gesetze erläßt, und daß man Meinungen gleich Verbrechen für strafbar hält und verfolgt und ihre Verteidiger und Anhänger nicht dem öfientlichen Wohle, sondern dem Haß und der Wut ihrer Gegner opfert. Würden nach Staatsgesetz nur Taten gerichtet, Worte aber straffrei gelassen, so könnten derartige Unruhen durch keinen Scheiin des Rechtes beschönigt werden, und Meinungsgegensätze könnten nicht in Empörungen ausarten. Da uns nun das seltene Glück zuteil geworden ist, in einem Staate zu leben, in dem einem jeden die volle Freiheil zugestanden wird, zu urteilen und Gott nach seinem Sinne zu verehrehren, und in dem die Freiheit
als das teuerste und köstlichste Gut gilt, so hielt ich es für kein undankbares noch unnützes Unternehmen, zu zeigen, daß diese Freiheit nicht nur ohne Schaden für die Frömmigkeit und den Frieden im Staate zugestanden werden könne, sondern daß sie nur zugleich mil dem Frieden im Staate und mit der Frömmigkeit aufgehoben werdten könne. - Dies ist es vor allem, was ich mir vorgenommen habe, mit diesem Traktat zu beweisen. (...)"

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