Details

Herausgeber Seifert, Edith (Hg.)
Verlag Edition Tiamat
Auflage/ Erscheinungsjahr 1992
Format 21 × 12.5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 216 Seiten
Reihe Politik der Lebensstile
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-011109_AC

Zu dieser Ausgabe

Die Psychoanalyse Jacques Lacans steht im Mittelpunkt der Auseinandersetzung dieses Buches, genauer, das Verhältnis der Lacanschen Psychoanalyse zur Philosophie. Lacan adaptiert die Philosophie in seinem theoretischen Entwurf auf ganz eigene Art. Bei aller Nähe zu Kierkegaard, Heidegger, Kant u.a. läßt Lacan die philosophischen Väter nicht einfach in ihrer Originalversion ruhen. Er greift die Philosophie auf, um sie den Gesetzen der Psychoanalyse und ihrer inneren Logik anzupassen. Er dreht an den philosophischen Grundsätzen, so daß man im eigentlichen Sinne von einer "Perversion der Philosophie" sprechen kann. Berücksichtigt man die im französischen Wortlaut "Pereversion" enthaltene Anspielung auf pöre, den Vater, dann wird deutlich, woher die Psychoanalyse ihren Dreh bezieht, und wie ihre Verdrehung zustandekommt. Sie ergibt sich aus der Vater-Funktion, die das Grundprinzip des - psychoanalytischen Diskurses bestimmt und seine Wendigkeit offenbart. Insofern kommt dem Vater eine Be-deutung zu, die Freud im Mythos vom Urvatermord hervorgehoben hatte. Der von der Brüderhorde erschlagene Vater übt auch nach seinem Tod Einfluß auf die Nachkommenden aus. Selbst als Toter lastet er schwer auf den Seelen der Lebenden. Der Dreh in der Psychoanalyse hängt also von der Anerkennung der Funktion des (toten) Vaters ab. Den philosophischen Vätern erweist Lacan Hochachtung, indem er sie in seinem Sinne verbraucht und damit entthronisiert: Pereversion der Philosophie.

Inhalt

Einführung
I. Psychoanalyse und Philosophie: Perversion der Philosophie

  • Slavoj Zizek: Philosophie, von der Psychoanalyse aus betrachtet
  • Samuel Weber: Zur Singularität des Namens in der Psychoanalyse Lacan und Heidegger
  • Philippe Despoix: Das Schöne und das Ding Heidegger und Lacan über Sophokles' Antigone
  • Thanos Lipowatz: Technik des Genusses oder Ethik des Begehrens Kant mit Sade, zwei Zeugen der Französischen Revolution

II. Das unmögliche Erbe des Vaters: Freud

  • Klaus-Volker Klenke: Das Versprechen der Kultur
  • Susanne Lüdemann: Der Tod Gottes und die Wiederkehr des Urvaters Freuds Dekonstruktion der jüdisch-christlichen Überlieferung

III. Das unmögliche Erbe des Vaters: Kreversion der Psychoanalyse. Freud und Lacan

  • Hermann Lang: Die Konzeption des »Vaters« bei S. Freud
  • Edith Seifert: Eine Lektüre des »Mann Moses«
  • Philippe Julien: Die drei Dimensionen der Vaterschaft in der Psychoanalyse
  • Jean-Pierre Dreyfuss: Die Erschöpfung der Psychoanalyse

IV. Verfahrensfragen

  • Dieter Hombach: Psychoanalyse und Quantenmechanik

Autorenspiegel

Aus der Einleitung

Das Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Philosophie war und ist immer schwierig gewesen. Zwar können Philosophie und Wissenschaften die Psychoanalyse nicht wirklich ignorieren, um die Anerkennung der Strenge ihrer Grundsätze und Ergebnisse verstehen sie jedoch durchaus herumzukommen. Kaum etwas ist nämlich verräterischer als die vermeintliche Anerkennung der Psychoanalyse. In aller Regel beschränkt sie sich auf Bruchstücke ihres Diskurses — meist auf die des Unbewußten — während andere Bestandteile gleichzeitig ausgesondert werden, weil diese — wie Freuds mechanistische Erklärung des Seelenlebens bei-spielsweise — einen Angriff auf Adel und Würde des Menschen darstellen (Gehlen, Jaspers) oder wie die Trieb- und Libidotheorie oder das phallische Primat aufklärerischen Idealen, wie dem der Gleichheit und des freien Willens, zuwider sind. Die Mehrzahl solcher Anerkennungen der Psychoanalyse sind darum im Grunde nichts als Lippenbekenntnisse zu einem Diskurs, den man zwar einen Diskurs der Teilung nennen kann, den man aber dennoch nur als Ganzes und nicht selektiv beurteilen kann. Weil von dieser Seite her das Verhältnis von Psychoanalyse und Philosophie unfruchtbar erscheint, soll die Lampe der Philosophie der Psychoanalyse nicht ein weiteres Mal vorangetragen werden. Vielmehr mag dieses Verhältnis einmal umgekehrt beleuchtet werden, um anderen, der Psychoanalyse entsprechenderen Aufklärungsverhältnissen auf die Spur zu kommen. (...)

Erhaltungszustand

Im Archiv der SFB ist dieser Titel in einem guten Zustand verfügbar; der Einband mit einigen leichten Läsuren; im Inneren frisch und ohne Anstreichungen, Anmerkungen o.Ä.

Kaufoption

25,00 €

mit Rabatt für Stammkunden