Details

Autor Lüdemann, Susanne; Seifert, Edith
Verlag Psychosozial-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 03.2023
Format 21 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Gewicht 361
ISBN 9783837932171

Zu diesem Buch

Sind Ödipuskomplex, Inzesttabu und symbolische Kastration in der »vaterlosen« und zunehmend permissiven Gesellschaft veraltete Kategorien? Oder enthalten sie einen anthropologischen Kern, der aus seiner mythischen Umhüllung herauszuschälen und in eine zeitgemäße Form zu übersetzen wäre? Diese und ähnliche Fragen, die sich spätestens seit den 1960er Jahren stellen, haben sich vor dem Hintergrund der jüngsten sexualpolitischen Weichenstellungen – »Ehe für alle«, drittes Geschlecht, gendergerechte Sprache – nicht etwa erübrigt, sondern erheblich verschärft.

Der Band versammelt Beiträge von Lüdemann und Seifert aus dem Feld einer psychoanalytischen Theorie der Sexualität und der Kultur nach Freud und Lacan. Die Autorinnen kombinieren theoretische Überlegungen zu den sexualpolitischen Umbrüchen der letzten 30 Jahre mit Falldarstellungen aus der psychoanalytischen Praxis. Im Mittelpunkt stehen – neben den kulturtheoretischen Grundlagen der Psychoanalyse selbst – die Auffassung des Vaters bzw. der Vaterfunktion bei Freud und Lacan sowie die Frage nach neuen Möglichkeiten der Subjektbildung jenseits der vaterbasierten Ordnung.

Inhalt

Teil I
Psychoanalytische und kulturtheoretische Grundlagen

  • Jenseits der Normalisierung
      Das Inzestverbot und die Logik der Kultur
    Susanne Lüdemann
  • Ödipus oder Ménage-à-trois
      Die Figur des Dritten in der Psychoanalyse
    Susanne Lüdemann
  • Sexualität und Tabu
      Freuds erweiterter Sexualitätsbegriff
    Edith Seifert

Teil II
Gesetz ohne Vater – Väter ohne Gesetz?

  • Des Kaisers alte Kleider
      Zur Ambivalenz von Autorität in der Moderne
    Susanne Lüdemann
  • Der Tod Gottes und die Wiederkehr des Urvaters
      Freuds Dekonstruktion der jüdisch-christlichen Überlieferung
    Susanne Lüdemann
  • Ursprungsfragen
      Reproduktionen großer Meister oder die »paternelle Ätiologie« der Psychoanalyse
    Susanne Lüdemann
  • Psychoanalytische Aspekte der Vaterautorität: Exzess, Unterstellung, Ausnahme
    Edith Seifert
  • Geschichten von Liebe und Begehren
      Von der Bedeutung des Namens und der Opfer gebietenden Sprache
    Edith Seifert
  • Variationen psychischer Bindung
      Vom Vaternamen zur materiell-mütterlichen Synthese
    Edith Seifert

Teil III
Jenseits des Lustprinzips – neue Wege des Genießens

  • Die Venus im Pelz von Sacher-Masoch
      Klinische und kulturelle Aspekte
    Edith Seifert
  • Selbstverwirklichung ohne Lustprinzip?
    Edith Seifert
  • Sexualität im Gender-Check
      Psychoanalyse gegen Paul B. Preciado
    Edith Seifert
  • Peut-on changer de sexe?
      Über Transsexualismus und die medizinisch-juridische Konstruktion des Geschlechts
    Susanne Lüdemann
  • Zur Normativität des Nicht-Normativen
      Ein Kommentar zur »Ehe für alle«
    Susanne Lüdemann

Textnachweise

Vorwort

Dieser Band versammelt Beiträge aus dem Feld einer psychoanalytisch ausgerichteten Kulturtheorie. Sie orientieren sich teils an Erfahrungen der psychoanalytischen Praxis, teils an gesellscha!lichen Umbrüchen und Debatten der letzten 30 Jahre, die man in weitestem Sinne dem Bereich der Sexualpolitik zurechnen kann. Die Autorinnen, mit unterschiedlicher Gewichtung beide psychoanalytisch und wissenscha!lich tätig, verbindet eine langjährige Arbeitsfreundscha! im Feld der Forschung und Praxis nach Freud und Lacan, zunächst in dem im Jahr 1998 von ihnen miteröffneten Psychoanalytischen Salon Berlin, seit einigen Jahren zusätzlich in der Psychoanalytischen Bibliothek Berlin.

Unsere Diskussionen drehen sich seit Jahren um die Frage, ob und wie die psychoanalytische Auffassung der Kultur und der Sexualität den sich ändernden gesellscha!lichen Bedingungen gerecht werden kann. Sind Ödipuskomplex, Inzesttabu, symbolische Kastration und dergleichen in der ›vaterlosen‹ und zunehmend permissiven Gesellscha! schlicht veraltete Kategorien, oder enthalten sie einen strukturellen Kern, der aus seiner mythischen Umhüllung herauszuschälen und in eine zeitgemäße Form zu übersetzen wäre? Gibt es sexuelles Begehren ohne Verbot? Was wäre eine zeitgemäße psychoanalytische $eorie der Geschlechterdifferenz? Diese
und ähnliche Fragen, die sich spätestens seit den 1960er Jahren stellen, haben sich vor dem Hintergrund der jüngsten sexualpolitischen Weichenstellungen – »Ehe für alle«, drittes Geschlecht, gendergerechte Sprache - nicht etwa erledigt, sondern noch einmal erheblich verschärft. [...]

(Ausschnitt aus dem Vorwort)

Die Autorinnen

Prof. Dr. Susanne Lüdemann ist Literaturwissenschaftlerin und Psychoanalytikerin und seit 2012 als Professorin für Neuere deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der LMU München tätig. Sie veröffentlichte zu literaturwissenschaftlichen, kulturtheoretischen und psychoanalytischen Themen.

Dr. phil habil. Edith Seifert ist Psychoanalytikerin in langjähriger eigener Praxis in Berlin, Universitätsdozentin a.D. für psychoanalytische Pädagogik an der Universität Innsbruck und Supervisorin in Einrichtungen der Jugendhilfe. Sie veröffentlichte zu diversen Themen der Psychoanalyse.

Kaufoption

34,90 €