Details

Autor Sloterdijk, Peter
Verlag Büchergilde Gutenberg
Auflage/ Erscheinungsjahr 1989
Format 19.1 × 12.2 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung OLwd.
Seiten/ Spieldauer 954 Seiten
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-010902_MA

"Der große Mangel deutscher Köpfe besteht darin, daß sie für Ironie, Zynismus, Groteskes, Verachtung und Spott keinen Sinn haben."

Otto Flake, Deutsch-Französisches, 1912

Zu dieser Ausgabe

200 Jahre nach dem Erscheinen von Kants Kritik der reinen Vernunft sieht sich jede Kritik, die Aufklärung in der Gegenwart einlösen will, mit einer neuen Form des falschen Bewußtseins konfrontiert. Dieses falsche Bewußtsein beruht weder auf Lüge noch auf Irrtum, es ist auch nicht durch die auf eine »Kritik der politischen Ökonomie« gestützte Ideologiekritik aufzulösen.

»Zynismus ist das aufgeklärte falsche Bewußtsein. Es ist das modernisierte unglückliche Bewußtsein, an dem Aufklärung zugleich erfolgreich und vergeblich gearbeitet hat. Es hat seine Aufklärung gelernt, aber nicht vollzogen und wohl nicht vollziehen können. Gutsituiert und miserabel zugleich fühlt sich dieses Bewußtsein von keiner Ideologiekritik mehr betroffen, da seine Falschheit bereits reflexiv gefedert ist.«

Den Gehalt dieses selbst zynischen Satzes sucht der vorliegende Essay zu entwickeln, in einer Form, die sich der Verfahrensweisen des antiken Kynismus bedient: des Lachens, der Beschimpfung, der Angriffe. Aufgezeigt wird - in einem einleitenden Abschnitt - wie die verschiedenen Strategien aufklärerischer Kritik von den jeweiligen Gegenmächten umgebogen wurden und schließlich in unserem Jahrhundert in den modernen Zynismus münden. »Der zynische Herr lüpft die Maske ein wenig, zumal man ohnedies versucht, sie ihm herunterzureißen, lächelt seinen schwächeren Gegenspieler an - und unterdrückt ihn doch. Sachzwang, Machtzwang! Wissen ist Macht, auch so. Die Vormacht lüftet in ihren Zynismen ein wenig ihre Geheimnisse, treibt sozusagen ein bißchen Selbstaufklärung und ›plaudert aus der Schule‹.« Die verschiedenen Ausprägungen dieses Zynismus läßt Sloterdijk in einem zweiten Abschnitt Revue passieren. Im letzten Teil seiner Untersuchung analysiert der Autor eine Epoche, in der der moderne Zynismus das politische und kulturelle Bewußtsein zum ersten Mal deutlich prägte: die Weimarer Republik, deren erstes Erbe der Faschismus und dessen zweiter Sproß unsere Zeit ist.

Inhalt

Band 1
Vorwort 

Erster Teil. Sichtungen - Fünf Vorüberlegungen

  1. Zynismus - Dämmerung des falschen Bewußtseins
  2. Aufklärung als Gespräch - Ideologiekritik als Fortsetzung des gescheiterten Gesprächs mit anderen Mitteln
  3. Die acht Entlarvungen - Revue der Kritik
  4. Nach den Entlarvungen: Zynisches Zwielicht. Skizzen zum Selbstwiderruf des Aufklärungsethos
  5. »Auf der Suche nach der verlorenen Frechheit« 

Zweiter Teil. Zynismus im Weltprozeß

I. Physiognomisches Hauptstück
  A. Zur Psychosomatik des Zeitgeistes
  B. Kabinett der Zyniker

Band 2

II. Phänomenologisches Hauptstück
  A. Die Kardinalzynismen

  1. Der Militärzynismus
  2. Der Staats- und Vormachtszynismus 
  3. Der Sexualzynismus
  4. Der Medizinzynismus
  5. Der Religionszynismus
  6. Der Wissenszynismus

  B. Die Sekundärzynismen

  1. Minima Amoralia - Geständnis, Witz, Verbrechen
  2. Schule der Beliebigkeit - Informationszynismus, Presse
  3. Tauschzynismus - oder die Härte des Lebens

III. Logisches Hauptstück
  A. Schwarze Empirie - Aufklärung als Organisation von polemischem Wissen
  B. Transzendentale Polemik. Heraklitische Meditationen

IV. Historisches Hauptstück
Das Weimarer Symptom. Bewußtseinsmodelle der deutschen Moderne

  1. Weimarer Kristallisation
  2. Dadaistische Chaotologie
  3. Die Republik-als-ob
  4. Die Front und das Nichts
  5. Tote ohne Testament 
  6. Verschwörer und Simulanten
  7. Depersonalisierung und Entfremdung
  8. Prothesen - vom Geist der Technik
  9. Politische Algodizee
  10. Um einen Napoleon von innen bittend
  11. »Helle Stunde«
  12. Von deutscher Hochstapler-Republik
  13. Hoppla - leben wir?
  14. Postkoitale Dämmerung
  15. Weimarer Doppelbeschlüsse oder die Sachlichkeit zum Tode

Epilog / Schluß / Inhaltsübersicht

Der Autor

Peter Sloterdijk wurde am 26. Juni 1947 als Sohn einer Deutschen und eines Niederländers geboren. Von 1968 bis 1974 studierte er in München und an der Universität Hamburg Philosophie, Geschichte und Germanistik. 1971 erstellte Sloterdijk seine Magisterarbeit mit dem Titel Strukturalismus als poetische Hermeneutik. In den Jahren 1972/73 folgten ein Essay über Michel Foucaults strukturale Theorie der Geschichte sowie eine Studie mit dem Titel Die Ökonomie der Sprachspiele. Zur Kritik der linguistischen Gegenstandskonstitution. Im Jahre 1976 wurde Peter Sloterdijk von Professor Klaus Briegleb zum Thema Literatur und Organisation von Lebenserfahrung. Gattungstheorie und Gattungsgeschichte der Autobiographie der Weimarer Republik 1918–1933 promoviert. Zwischen 1978 und 1980 hielt sich Sloterdijk im Ashram von Bhagwan Shree Rajneesh (später Osho) im indischen Pune auf. Seit den 1980er Jahren arbeitet Sloterdijk als freier Schriftsteller. Das 1983 im Suhrkamp Verlag publizierte Buch Kritik der zynischen Vernunft zählt zu den meistverkauften philosophischen Büchern des 20. Jahrhunderts. 1987 legte er seinen ersten Roman Der Zauberbaum vor. Sloterdijk ist emeritierter Professor für Philosophie und Ästhetik der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und war in Nachfolge von Heinrich Klotz von 2001 bis 2015 deren Rektor. (Quelle: Suhrkamp Vlg.)

Verliehene Preise in Auswahl

  • Europapreis für politische Kultur 2021
  • Prix du livre européen 2019 (Shortlist)
  • Helmuth-Plessner-Preis 2017

Erhaltungszustand

Im Archiv der SFB ist diese Arbeit des renommierten Philosophen in der inzwischen seltenen Variante der Büchergilde Gutenberg als ein antiquarisches Exemplar verfügbar. Innen ganz frisch und offenbar allenfalls angtelesen; der Leineneinband hingegen mit leichten Läsuren und etwas verzogen. - In dieser Ausgabenvariante RAR!

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