Details

Autor Lamszus, Wilhelm
Verlag Donat
Auflage/ Erscheinungsjahr 19.04.2014
Format 22,4 × 12,2 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 160 Seiten
Gewicht 242
ISBN 9783943425383

Zu dieser Neuausgabe

Im Sommer 1912 publizierte der Hamburger Reformpädagoge und Pazifist Wilhelm Lamszus mit seinem Roman „Das Menschenschlachthaus“ eine wirklichkeitsnahe und eindringliche Vorausschau auf den industrialisierten Zukunftskrieg.

Eindrucksvoll führt er darin die gewaltige Tötungsmaschinerie des Ersten Weltkrieges mit ihren enormen Zerstörungskapazitäten vor Augen und schildert den Grabenkrieg mit seinen starren Fronten und Minenfeldern. Das Buch, von Nationalisten und Militaristen bekämpft, löste einen Skandal aus. Lamszus sah sich Verfolgungen ausgesetzt, weil er dem von vielen angebeteten Kriegsgott die Maske vom Gesicht riss und ihn als Menschheitsmörder entlarvte. Die Fortsetzung, bereits 1914 druckreif, erschien 1919 unter dem Titel „Das Irrenhaus“ mit einem Vorwort von Carl von Ossietzky. Seither haben Lamszus‘ „Visionen vom Krieg“ weltweit über achtzig Auflagen erreicht. Fesselnd geschrieben, ohne jedweden Ballast, ist sein Werk ebenso universell wie zeitlos und warnt vor der Hölle des Krieges.

Stimmen zu diesem Buch

"Wilhelm Lamszus engagierte sich über ein halbes Jahrhundert hinweg als Schriftsteller und Schulreformer für Frieden, Völkerverständigung sowie pädagogischen Fortschritt. Dennoch ist er weitgehend in Vergessenheit geraten. Verantwortlich für die begrenzte Rezeption seines Werkes ist vor allem der Ost-West-Konflikt. Das Aufkommen des Kalten Krieges seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, als sich mit den vormalig Alliierten nun – geführt von den USA auf der einen und der Sowjetunion auf der anderen Seite – die Supermächte als erbitterte Feinde gegenüberstanden, und dessen Zuspitzung im Zuge der Wiederbewaffnung ließen für Persönlichkeiten wie Lamszus wenig Chancen auf Öffentlichkeit. Dieser sah sich selbst in diesen gesellschaftspolitischen Konfliktlagen des geteilten Deutschland als Vermittler zwischen den Fronten.

Das Menschenschlachthaus erschien bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges in 70 Auflagen und wurde in sieben Sprachen übersetzt. Es spricht für seine Bedeutung, dass beispielsweise Alfred Noyes zu der englischen, Ryokuyo Sato zu der japanischen oder Henri Barbusse zu der französischen Übersetzung das Vorwort schrieben. Alfred Hermann Fried und Martin Andersen Nexø zählten zu den bekanntesten Rezensenten. Auch Carl von Ossietzky steuerte zu einer späteren deutschen Ausgabe ein Vorwort bei. (...)

1933 wurde Lamszus von den neuen Machthabern sogleich aus dem Schuldienst entlassen und mit Schreib- sowie Aufführungsverbot belegt. Seine geistige Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, Der große Totentanz, erschien 1946 und enthält u. a. seinen Prosatext »Der Forscher und der Tod«, in dem Lamszus als erster deutschsprachiger Autor unter dem Eindruck der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki die Erfahrung des Atomkrieges thematisiert. Daneben engagierte er sich nach dem Krieg wieder in der Deutschen Friedensgesellschaft und als Rundfunkpädagoge. Schließlich forcierte er mit schulreformerischen Publikationen in Ost und West einen deutsch-deutschen Dialog zu Fragen einer Demokratiepädagogik und pflegte enge Kontakte zum 1952 gegründeten »Schwelmer Kreis«, dem gesamtdeutschen Forum von Reformpädagogen, das auf gemeinsamen Treffen gedanklich und programmatisch ein wiedervereintes Deutschland vorbereiten wollte. In seinen letzten Lebensmonaten meldete er sich 1964 mit Der Präsident wollte auf den Atomknopf drücken zu Wort, weil die bedrohliche Situation infolge der Kubakrise die Gefahren eines möglichen Atomkriegs heraufbeschwor. Am 18. Januar 1965 erfüllte sich ein bis in das hohe Alter hinein dem Friedensengagement und konsequenten Schulreformen gewidmetes Leben. Wilhelm Lamszus verstarb mit 83 Jahren in Hamburg."

Andreas Pehnke, in: JHK 2015 | Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 199-216 | Metropol Verlag

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