Details

Autor Freud, Sigmund / Einstein, Albert
Verlag Paris, Internationales Institut für geistige Zusammenarbeit /Völkerbund
Auflage/ Erscheinungsjahr 1933, EA
Format Gr. 8°
Einbandart/ Medium/ Ausstattung klappenbroschiert
Seiten/ Spieldauer 62 (1) Seiten
Reihe Nr. 907 von 2000 nummerierten Exemplaren
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-000010_AQ

DtExilAr. 1211; Grinstein, 10642, Sternfeld-T. S. 115 - Erschien gleichzeitig in Deutsch, Französisch und Englisch.

Zu dieser limitierten Erstausgabe

"Sie sind sich nur einmal im Leben begegnet, in Berlin während der Neujahrsferien des Jahres 1927: Albert Einstein und Sigmund Freud, die Väter von Relativitätstheorie und Psychoanalyse.

Albert Einstein erschütterte am Beginn des 20. Jahrhunderts mit seiner Speziellen und Allgemeinen Relativitätstheorie das Fundament der klassischen Physik. Er relativierte die Begriffe von Zeit und Raum, er erkannte, dass Materie und Energie nur zwei Seiten ein- und derselben Medaille sind und er legte mit einer neuen Gravitationstheorie ein heute größtenteils immer noch gültiges Modell unseres Kosmos vor. Der Ausnahmephysiker, dessen Lebenswerk das "Internationale Weltjahr der Physik 2005" gewidmet war, erschloss mit seinen Theorien ein sichtbares Universum, das vor ungefähr 13,6 Milliarden Jahren mit dem Urknall entstanden ist und sich seither ausdehnt.

Das Verhältnis zwischen den beiden großen Denkern war von gegenseitigem Wohlwollen und ironischem Respekt geprägt - von mehr wohl nicht. Albert Einstein schrieb über Sigmund Freud: "Abgesehen von Schopenhauer gibt es für mich niemanden, der so schreiben kann oder könnte". - Freuds Replik: "Wenn Einstein meinen Stil und meine Darstellungskunst lobt, zeigt das nur, ein wie wohlmeinender Mensch er ist. Er möchte mich anerkennen, für den Inhalt meiner Schriften fehlt ihm aber das Verständnis. Darum lobt er wenigstens den Stil." Einige Monate nach dem Neujahrstreffen im Jahr 1927 wurde Albert Einstein der Vorschlag gemacht, sich auf "Freuds Couch" einer Psychoanalyse zu unterziehen. Der Physiker lehnte dankend ab: "Ich möchte gerne im Dunkel des Nicht-Analysiertseins verbleiben." Und Sigmund Freud äußerte unmittelbar nach dem Treffen mit Einstein in Berlin 1927: "Er ist heiter, sicher und liebenswürdig, versteht von Psychologie soviel wie ich von Physik, und so haben wir uns sehr gut gesprochen."

Im Juli 1932 kam es zwischen dem weltberühmten Physiker und dem Begründer der Psychoanalyse zu einem einmaligen Briefwechsel über das Thema Krieg. Albert Einsteins zentrale Frage in seinem kurzen Brief lautete: "Gibt es eine Möglichkeit, die psychische Entwicklung der Menschen so zu leiten, dass sie den Psychosen des Hasses und Vernichtens gegenüber widerstandsfähiger werden?" - Sigmund Freuds ausführliche Antwort folgte im Dezember und fiel eher pessimistisch aus. Er sah "keine Aussicht auf Erfolg, die aggressiven Neigungen abschaffen zu wollen", fügte aber am Ende seines Briefes hinzu: "Vielleicht ist es keine utopische Hoffung, dass der Einfluss der beiden Momente, der kulturellen Einstellung und der berechtigten Angst vor den Wirkungen eines Zukunftskrieges, dem Kriegführen in absehbarer Zeit ein Ende setzen wird."

Der Skeptiker Freud sollte Recht behalten: 1933, als der Briefwechsel in kleiner Auflage erschien, standen mit der Machtergreifung Hitlers in Deutschland die Zeichen wieder unverkennbar auf Krieg. Albert Einstein emigrierte noch im selben Jahr nach Amerika, sein sporadischer Brieffreund Sigmund Freud 1938 nach England.

Albert Einstein: Für einen militanten Pazifismus

»Es gäbe genug Geld, genug Arbeit, genug zu essen, wenn wir die Reichtümer der Welt richtig verteilen würden, statt uns zu Sklaven starrer Wirtschaftsdoktrinen oder - traditionen zu machen. Vor allem aber dürfen wir nicht zulassen, dass unsere Gedanken und Bemühungen von konstruktiver Arbeit abgehalten und für die Vorbereitung eines neuen Krieges missbraucht werden. Ich bin der gleichen Meinung wie der große Amerikaner Benjamin Franklin, der sagte: es hat niemals einen guten Krieg und niemals einen schlechten Frieden gegeben.

Ich bin nicht nur Pazifist, ich bin militanter Pazifist. Ich will für den Frieden kämpfen. Nichts wird Kriege abschaffen, wenn nicht die Menschen selbst den Kriegsdienst verweigern. Um große Ideale wird zunächst von einer aggressiven Minderheit gekämpft. Ist es nicht besser, für eine Sache zu sterben, an die man glaubt, wie an den Frieden, als für eine Sache zu leiden, an die man nicht glaubt, wie an den Krieg? Jeder Krieg fügt ein weiteres Glied an die Kette des Übels, die den Fortschritt der Menschlichkeit verhindert. Doch eine Handvoll Wehrdienstverweiger er kann den allgemeinen Protest gegen den Krieg dramatisieren.

Die Massen sind niemals kriegslüstern, solange sie nicht durch Propaganda vergiftet werden. Wir müssen sie gegen Propaganda immunisieren. Wir müssen unsere Kinder gegen Militarismus impfen, indem wir sie im Geiste des Pazifismus erziehen. Der Jammer mit Europa ist, dass die Völker mit falschen Zielen erzogen worden sind. Unsere Schulbücher verherrlichen den Krieg und unterschlagen seine Gräuel. Sie indoktrinieren die Kinder mit Hass. Ich will lieber Frieden lehren als Hass, lieber Liebe als Krieg.

Die Schulbücher müssen neu geschrieben werden. Statt uralte Konflikte und Vorurteile zu verewigen, soll ein neuer Geist unser Erziehungssystem erfüllen. Unsere Erziehung beginnt in der Wiege: die Mütter der ganzen Welt haben die Verantwortung, ihre Kinder im Sinne der Friedenserhaltung zu erziehen.

Es wird nicht möglich sein, die kriegerischen Instinkte in einer einzigen Generation auszurotten. Es wäre nicht einmal wünschenswert, sie gänzlich auszurotten. Die Menschen müssen weiterhin kämpfen, aber nur, wo für zu kämpfen lohnt: und das sind nicht imaginäre Grenzen, Rassenvorurteile oder Bereicherungsgelüste, die sich die Fahne des Patriotismus umhängen. Unsere Waffen seien Waffen des Geist es, nicht Panzer und Geschosse.

Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir die Kräfte, die ein Krieg entfesselt, für den Aufbau einsetzten. Ein Zehntel der Energien, die die kriegführenden Nationen im Weltkrieg verbraucht, ein Bruchteil des Geldes, das sie mit Handgranaten und Giftgasen verpulvert haben, wäre hin reichend, um den Menschen aller Länder zu einem menschenwürdigen Leben zu verhelfen sowie die Katastrophe der Arbeitslosigkeit in der Welt zu verhindern.

Wir müssen uns stellen, für die Sache des Friedens die gleichen Opfer zu bringen, die wir widerstandslos für die Sache des Krieges gebracht haben. Es gibt nichts, das mir wichtiger ist und mir mehr am Herzen hegt. Was ich sonst mache oder sage, kann die Struktur des Universums nicht ändern. Aber vielleicht kann meine Stimme der größten Sache dienen: Eintracht unter den Menschen und Friede auf Erden.«

Sigmund Freud an Albert Einstein

»Lieber Herr Einstein!

Als ich hörte, dass Sie die Absicht haben, mich zum Gedankenaustausch über ein Thema aufzufordern, dem Sie Ihr Interesse schenken und das Ihnen auch des Interesses Anderer würdig erscheint, stimmte ich bereitwillig zu. Ich erwartete, Sie würden ein Problem an der Grenze des heute Wißbaren wählen, zu dem ein jeder von uns, der Physiker wie der Psychologe, sich seinen besonderen Zugang bahnen könnte, so dass sie sich von verschiedenen Seiten her auf demselben Boden träfen. Sie haben mich dann durch die Fragestellung überrascht, was man tun könne, um das Verhängnis des Krieges von den Menschen abzuwehren. Ich erschrak zunächst unter dem Eindruck meiner - fast hätte ich gesagt: unserer - Inkompetenz, denn das erschien mir als eine praktische Aufgabe, die den Staatsmännern zufällt. Ich verstand dann aber, dass Sie die Frage nicht als Naturforscher und Physiker erhoben haben, sondern als Menschenfreund, der den Anregungen des Völkerbundes gefolgt war, ähnlich wie der Polarforscher Fridtjof Nansen es auf sich genommen hatte, den Hungernden und den heimatlosen Opfern des Weltkrieges Hilfe zu bringen.

Ich besann mich auch, dass mir nicht zugemutet wird, praktische Vorschläge zu machen, sondern dass ich nur angeben soll, wie sich das Problem der Kriegsverhütung einer psychologischen Betrachtung darstellt. (...)«

Sigmund Freud

Zum Erhaltungszustand

Im Klassischen Fachantiquariat der SFB die seltene Erst- und Originalausgabe dieses Briefwechsels aus einer auf 2-000 Exemplare limitierten und nummerierten Auflage als ein noch unaufgeschnittenes, mithin ungelesenes Archivexemplar mit der eigetragenen Nummer 907. Unser Exemplar entsprchend und für das Alter ausnehmend frisch und gut erhalten, der empfindliche Einband indes mit geringen, alterstypischen Gebrauchs- bz. Lagerungsspuren; am Rücken mit papierbedingten minimalen Abplatzern. - RAR!

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