Details

Autor Spinoza, Baruch de
Herausgeber Bartuschat, Wolfgang (Hg.)
Verlag Meiner, F
Auflage/ Erscheinungsjahr 4., verbesserte Auflage; 18.08.2015
Format 19 × 12,2 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 612 Seiten
Gewicht 390
ISBN 9783787327959

Zu diesem zentralen Werk des Philosophen

Die "Ethik" ist Spinozas Hauptwerk, an dem er von 1662 bis 1675 gearbeitet hat. Sie enthält das Ganze seiner Philosophie, die er – wie kein anderer bedeutender Philosoph – in einem einzigen Werk zusammengefasst hat. Das in fünf Teile gegliederte Werk enthält im ersten Teil eine Theorie elementarer Strukturen der Welt, im zweiten Teil eine Theorie menschlichen Erkennens und in den restlichen drei Teilen eine Ethik vernünftigen menschlichen Handelns, auf die – wie der Titel "Ethik" signalisiert – die gesamte Philosophie hinausläuft.

Textbeispiel

Definitionen der Affekte

I.) Begierde ist des Menschen Wesen selbst, sofern es als durch irgendeine gegebene Erregung desselben zu einer Tätigkeit bestimmt begriffen wird.

Erläuterung: Ich habe oben in der Anmerkung zu Lehrsatz 9 dieses Teils gesagt, die Begierde sei ein Verlangen mit dem Bewußtsein desselben. das Verlangen aber sei des MenschenWesen selbst, sofern es bestimmt ist, das zu tun, was zu seiner Erhaltung dient. In derselben Anmerkung habe ich aber auch bemerkt, daß ich zwischen dem menschlichen Verlangen und der Begierde keinen Unterschied anerkenne. Denn mag der Mensch sich seines Verlangens bewußt sein oder nicht, so bleibt doch das Verlangen eins und dasselbe.

Darum habe ich, um mich nicht einer scheinbaren Tautologie schuldig zu machen, die Begierde nicht durch Verlangen erklären wollen, sondern sie in einer Weise zu definieren gesucht, daß damit alle Bestrebungen der menschlichen Natur, die wir mit dem Namen VerlangenWille, Begierde oder Trieb Spinoza: Ethik 315 bezeichnen, zusammengefaßt sind. Denn ich hätte sagen können: »Die Begierde ist des Menschen Wesen selbst, sofern es als zu irgendeiner Tätigkeit bestimmt begriffen wird.« Aber aus dieser Definition würde (nach Lehrsatz 23, Teil 2) nicht folgen, daß der Geist seiner Begierde oder seines Verlangens sich bewußt sein könne. Um daher die Ursache dieses Bewußtseins einzuschließen, war es nötig (nach demselben Lehrsatz) hinzuzufügen: »durch irgendeine gegebene Erregung desselben«. Denn unter Erregung des menschlichen Wesens verstehen wir jeden Zustand (Verfassung, Beschaffenheit) seines Wesens, mag derselbe angeboren sein, mag er durch das bloße Attribut des Denkens oder durch das bloße Attribut der Ausdehnung begriffen werden oder mag er sich auf beide zugleich beziehen. - Hier also verstehe ich unter dem Namen Begierde jedes Streben, jeden Trieb, jedes Verlangen und jedesWollen, die nach den verschiedenen Zuständen desselben Menschen verschieden und nicht selten einander so sehr entgegengesetzt sind, daß der Mensch nach verschiedenen Richtungen gezogen wird und nicht weiß, wohin er sich wenden soll.

II.) Lust ist Übergang des Menschen von geringerer zu größerer Vollkommenheit.

III.) Unlust ist Übergang des Menschen von größerer zu geringerer Vollkommenheit. (Aus Spinozas Etik, S. 314)

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