Details
Autor | Oz, Amos |
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Verlag | Suhrkamp |
Auflage/ Erscheinungsjahr | 26.01.2004 |
Format | 17.6 × 10.7 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | Paperback |
Seiten/ Spieldauer | 112 Seiten |
Gewicht | 94 |
Reihe | edition suhrkamp SV |
ISBN | 9783518123096 |
Sollten Sie je von eine Schule oder Universität hören, die einen Fachbereich für vergleichende Fanatismusforschung einrichtet, bewerbe ich mich hiermit um einen Lehrauftrag. Als ehemaliger Bewohner Jerusalems, als geheilter Fanatiker fühle ich mich vollends quallifiziert für diese Tätigkeit. Vielleicht ist es höchste Zeit, daß jede Schule, jede Universität wenigstens ein paar Kurse in diesem Fach anbietet, da Fanatismus ein allgegenwärtiges Phänomen ist.
Zu dieser Vorlesung
Die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten, genauer zwischen Israelis und Palästinensern, bildet den Hintergrund, vor dem Amos Oz im Januar 2002 seine Vorlesungen in Tübingen hielt. Hier schildert er, der bereits seit Mitte der sechziger Jahre für zwei unabhängige Staaten auf israelisch-palästinensischem Territorium plädierte, wie er zum Schriftsteller wurde. In der zweiten Vorlesung wendet sich der »Fanatismusexperte« Amos Oz dem Thema zu, das wie ein roter Faden sein gesamtes literarisches wie essayistisch-publizistisches Werk durchzieht: Ursachen und Konsequenzen des Fanatismus. Und um ein praktisches Beispiel sowohl für Nicht-Fanatismus wie für das Zusammenleben von Israelis und Palästinensern zu geben, hat Amos Oz den palästinensischen Schriftsteller Izzat Ghazzawi gebeten, über die Bedeutung von Kultur und Literatur in Konfliktgebieten zu reden. In dieser Weise wirft vorliegender Band ein Schlaglicht auf die Situation und setzt ein kleines optimistisches Zeichen: nämlich daß Koexistenz zwischen beiden Völkern möglich ist.
Textauszug
"(...) Nein, meine Damen und Herren, dies ist eine Schlacht zwischen Fanatikern, die denken, daß der Zweck, jeder Zweck, alle Mittel heiligt. Es ist ein Kampf zwischen jenen, die die Gerechtigkeit -was auch immer dieses Wort bedeutet - über das Leben stellen, und auf der anderen Seite denjenigen von uns, für die das Leben Priorität hat gegenüber vielen anderen Werten, Überzeugungen oder Glaubensrichtungen. Die gegenwärtige Krise in der Welt, im Nahen Osten oder in Israel/Palästina dreht sich nicht um die islamischen Werte und bestimmt auch nicht, wie einige Rassisten behaupten, um die arabische Mentalität. Es geht um den alten Kampf zwischen Fanatismus und Pragmatismus, zwischen Fanatismus und Pluralismus. Beim 11. September ging es nicht einmal um die Frage, ob Amerika gut oder schlecht ist, ob der Kapitalismus bedrohlich oder notwendig ist, ob die Globalisierung gestoppt werden sollte oder nicht. Es geht um den typisch fanatischen Anspruch: Wenn ich der Meinung bin, daß etwas schlecht ist, dann zerstöre ich es, zusammen mit allem, was es umgibt. Fanatismus, meine Damen und Herren, ist älter als der Islam, das Christentum, das Judentum, älter als jeder Staat oder jede Regierung, jedes politische System, älter als jede Ideologie oder jeder Glaube in der Welt. Fanatismus ist unglücklicherweise eine allseits präsente Komponente der menschlichen Natur, ein schlechtes Gen, wenn man es so nennen will. Menschen, die in Amerika Abtreibungskliniken in die Luft sprengen, die hier in Deutschland Moscheen und Synagogen in Brand stecken, unterscheiden sich von Bin Laden nur im Ausmaß, nicht in der Art ihrer Verbrechen."
Und:
"Wenn wir Fanatismus letzten Endes auch nicht besiegen können, so können wir ihn vielleicht doch in Grenzen halten... Ich predige keinen totalen moralischen Relativismus, sicher nicht. Ich versuche die Notwendigkeit hervorzuheben, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Sich in den anderen hineinversetzen, wenn man streitet, wenn man sich beklagt, insbesondere dann, wenn wir fühlen, daß wir zu hundert Prozent im Recht sind ..." - Amoz Os
Der Autor
Amos Oz (hebräisch עמוס עוז, geboren als Amos Klausner am 4. Mai 1939 in Jerusalem; gestorben am 28. Dezember 2018[1] in Petach Tikwa) war ein israelischer Schriftsteller, Journalist und Intellektueller. Oz gilt als einer der bedeutendsten israelischen Schriftsteller. Sein literarisches Werk umfasst Romane, Erzählungen, Essays und Kinderbücher, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden und ihn zum meistübersetzten israelischen Autor machen. Oz wurde mit internationalen Auszeichnungen geehrt, darunter der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, der Israel-Preis, der Goethepreis, der Prinz-von-Asturien-Preis und zahlreiche Ehrendoktorwürden. Er war Professor für hebräische Literatur an der Ben-Gurion-Universität des Negev in Be’er Scheva.
Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit wurde Oz auch als politischer Journalist und Aktivist bekannt. Sein Hauptinteresse galt dem Israel-Palästina-Konflikt. In diesem Zusammenhang war er ein prominenter Befürworter einer „Zwei-Staaten-Lösung“ und Mitbegründer der Friedensbewegung Peace Now. (Quelle: Wikipedia)
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