Details

Autor Garstick, Egon
Verlag Kohlhammer
Auflage/ Erscheinungsjahr 30.06.2019
Format 20,3 × 14 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 165 Seiten
Gewicht 228
Reihe Psychodynamische Psychotherapie mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen
ISBN 9783170308343

Zu diesem Buch

Eine Psychotherapie ohne die Beteiligung beider Elternteile bringt die Kinder in belastende Loyalitätskonflikte. Auch ihre Väter müssen ihnen diesen speziellen Spiel- und Erfahrungsraum erlauben. Im Buch werden Familienkonstellationen mit verschiedenen "Vätertypen" und der Versuch, sie durch flexibles Vorgehen im Interesse des triadischen Entwicklungsraumes zu erreichen, vorgestellt. Die Auseinandersetzung mit den Vätertheorien von S. Freud, Lacan und Abelin ermöglicht Kinder- und Jugendpsychotherapeuten eine praxisorientierte Reflexion der Theorien über das "väterliche Prinzip".

Aus dem Vorwort des Autors

Garstick "Väter" - Einleitung

"Warum ein Buch in dieser Reihe über den Vater in der psychodynamischen Kinderpsychotherapie?
In der Planungsphase der Buchreihe zur psychodynamischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie war von den Herausgebern folgendes wesentliche Motiv zu hören: Angehenden Kinderpsychotherapeuten und ihren Ausbildungsinstituten soll ein breites, für die praktische klinische Arbeit verwendbares Basiswissen zur Verfugung gestellt werden.

Zu solch einem Gesamtwerk gehört natürlich auch ein Buch, in dem »die verschiedenen Vater « in ihrer Bedeutung beleuchtet und die therapeutische Auseinandersetzung mit ihnen behandelt werden. Solch ein Buch verstehe ich als einen sehr elementaren Baustein in dem spannenden Lehrgebäude, das die drei Herausgeberlnnen sich vorgenommen haben.

Für die Einleitung und Durchführung einer Kinder- und Jugendlichenbehandlung ist von Anfang an ein sorgfaltiger Umgang mit den Eltern von Bedeutung. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten benötigen daher eine hohe Kompetenz im Umgang mit den Bezugspersonen des Kindes, müssen deren mögliche Abwehrmechanismen gegen eine mehr Bewusstheit verschaffende Arbeit einschatzen können und lernen, damit kreativ umzugehen.

Früher häufiger, aber immer wieder auch heute noch, vernimmt man als ambulanter Psychotherapeut von verschiedenen zuweisenden Stellen (Kinderarzte, Erziehungsberatungsstellen, Schulen etc.) die Idee, dass das zur Besorgnis Anlass gebende Kind nun mal eine Zeit lang eine Person ganz für sich allein haben sollte und ein Stuck Spieltherapie brauchte. Es kam und kommt immer noch zu unsorgfaltig eingeleiteten Kinderbehandlungen. Eine verantwortungsbewusste, sorgfaltige Abklärung der verschiedenen Motive und auch möglichen Widerstande gegen eine Bewusstwerdung 111/121 der verschiedenen Faktoren im Bezugssystem, die zur Erkrankung oder Krise des Kindes führten, muss durchgeführt werden können. Ein klassischer, aber nicht seltener Fehler in der Einleitung einer Behandlung ist folgender: Die Mutter eines ihr Sorgen machenden Kindes wendet sich mit der Unterstutzung einer Kinderärztin oder Schulpsychologin an einen Kinderpsychotherapeuten und man ist sich schnell einig, dass das Kind eine Therapie braucht. Der viel beschäftigte Vater bekommt von Weitem mit, dass sein Kind da scheinbar etwas Besonderes an Zuwendung braucht, und lasst seine Frau gewahren.

Wenn nun aber beispielsweise das Kind im Zuge des therapeutischen Prozesses provozierende Verhaltensweisen in der Familie zeigt, so lost dieses Verhalten beim Vater oft Unverständnis und Unwillen aus. Er war in der Abklärungsphase nicht dabei und konnte die genaue Indikationsstellung für die Behandlung nicht nachvollziehen. Nun kann er zum Träger und Ausagierer heftiger Widerstande gegen die weitere Behandlung werden. Immer wieder erleben Kindertherapeuten und ihre Patienten unglückliche Abbrüche von Behandlungen, nicht selten in besonders intensiven Phasen, in denen sich die Patienten öffnen.

Wenn das Kind von diesem besonderen Raum einer Psychotherapie profitieren können soll, dann braucht es auch die Vorarbeit des Psychotherapeuten mit seinem Vater, damit dieser seinem Kind deutlich die Erlaubnis zum Benutzen des geschützten Phantasieraums in der Therapie gibt. Was ist mit einer Vorbereitung der Eltern auf den Prozess der psychotherapeutischen Behandlung ihres Kindes gemeint? Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten müssen den Eltern erklären, welche Krisen sich auch in einem therapeutischen Prozess ergeben können.

Zu einer besonderen Herausforderung für die Eltern und ihrem Kind kann es zum Beispiel kommen, wenn das vielleicht vorher eher scheue, kleine Madchen in diesem Entwicklungsraum für Phantasien, z. B. durch ein Rollenspiel, in dem auch ärgerliche Gefühle mehr bewusst werden können, auf bis dahin eher unbewusste, aggressive Gedanken aufmerksam gemacht wird. Solch eine eigentlich indizierte und beabsichtigte Entdeckung verdrängter Wünsche wird zwar angestrebt, weil ihre Verdrängung ein krankmachendes, die gesunde bio-psycho-soziale Entwicklung unterbindendes Verhalten ausgelost hat, aber die Konsequenzen dieser Bewusstwerdung müssen auch vom familiären System ertragen werden. Die Kinder selbst spüren häufig die Schwierigkeiten ihrer Eltern, differenziertere, auch ambivalente Gefühle ihrer Kinder nachzuvollziehen und zu akzeptieren. Sie brauchen daher auch nicht selten die ausdrückliche positive Ermutigung ihrer Eltern zum Nutzen des Spiel- und Entdeckungsraumes innerhalb der Therapie. (...)"

Inhalt

  • Danksagung
  • 1 Einleitung
  • 2 Sigmund Freud als Urvater der psychodynamischen Therapie mit Kindern und Jugendlichen?
  • 3 Leuchtturme in der Psychotherapie — Referenzsysteme für die Vaterarbeit?
    3.1 Einleitung für die Reflexion der wesentlichen theoretischen Bausteine
    3.2 Abelin - Die Theorie der frühkindlichen Triangulation
  • 4 Der Vater — Störenfried oder Befreier? Jochen Stork und Vertreter der franzosischen Psvchoanalvse
  • 5 Rebellische Kinder der Psychoanalyse
  • 6 Kinderpsychotherapie ohne Mitarbeit des Vaters?
    6.1 Elterngespräche ohne aktive Mitarbeit des in der Familie lebenden Vaters
  • 7 Konstruktiver Umgang mit Widerstanden des Vaters und im familiären System
  • 8 Die alleinerziehende Mutter und der abwesende biologische Vater
  • 9 Psychisch kranke Vater und ihre Sonne
    9.1 Der narzisstische Kokser und sein Sohn als Erlöser
    9.2 Sorgfaltige Abklärungs- und Vorbereitungsphase - vorsichtiger Umgang mit Idealisierung und der Zuschreibung einer Retterrolle
    9.3 Aufbau und Entwicklung von Einsicht und Erkenntnis beim psychisch kranken Vater
    9.4 Ein Vater mit persistierender, depressiver Störung und sein Sohn, süchtig nach Wissen
  • 10 Scheidung: Vaterverlust und Gefahrdung der reifen Elternschaft sowie der Triangulierung?
    10.1 Scheidung, Liebe und Hass, Gefahr für die Kinder
    10.2 Rückgang des sexuellen Begehrens und die Bindungsbedürfnisse
    10.3 Hass und Projektion als Bedrohung für das psychische Gleichgewicht des Kindes
    10.4 Schuldgefühle beim Vater nach der Scheidung
    10.5 Der neue soziale Vater und der abwesende biologische Vater
  • 11 Vaterschaft und männliche Identität
    11.1 Verlust der Dyade und die eigene Sohn-Vater-Erfahrung
    11.2 Erweiterung der männlichen Identität durch Vaterschaft
    11.3 Vater werden - vollendete männliche Identität oder nur Verlust der Dyade?
  • 12 Vom Elterngespräch zur Elternschaftstherapie und Vaterschaftsentwicklungshilfe
  • 13 Tragt die Couch in die Institutionen!
    13.1 Chance auf erweiterte psychotherapeutische Identität
    13.2 Psychoanalytische Psychotherapeuten und Engagement für Gesundheit und sozialen Frieden
    13.3 Psychische Geburtshilfe im Kinderkrankenhaus durch den Psychoanalytiker
    13.4 Das väterliche Prinzip, die Triangulierung, ins Krankenhaus tragen!
    13.5 Psychoanalytische Sozialarbeit als Anwältin des väterlichen Prinzips
  • 14 Weibliche Widerstande gegen die flexible Vaterarbeit?
    14.1 Das Recht auf normale Arbeitszeiten
    14.2 Kränkende Väter
    14.3 Väterliche Gewalt, Kontrollverlust des Vaters, Beziehungsabbruch?
  • 15 Kreative und emanzipierte Vater- und Elternarbeit
    15.1 Reife, selektive Identifizierung mit dem Pioniergeist in der Kinderanalytischen Bewegung - Mut zum Erweitern der Theorie und der Technik
    15.2 Akzeptanz der empfindlichen Achillesferse - reife Männlichkeitsentwicklung
    15.3 Reifere Männer, Emanzipation zwischen den Geschlechtern, Triangulierung
    15.4 Die Akzeptanz der Achilles-Ferse bei uns Psychotherapeuten
  • Literatur

Über den Autor

Egon Garstick ist Psychotherapeut in eigener Praxis, Ausbilder und Supervisor am Psychoanalytischen Seminar in Zürich und Supervisor an diversen Kinder- und Jugendpsychiatrischen Einrichtungen. In der Beratungs- und Kriseninterventionsstelle der Stiftung Mütterhilfe in Zürich hat er die sog. "Elternschaftstherapie" und die Väterarbeit entwickelt.

Kaufoption

34,00 €