Details

Autor Mazin, Viktor
Herausgeber Velminski, Wladimir (Hg.)
Verlag Matthes u. Seitz, Berlin
Auflage/ Erscheinungsjahr 03.12.2020
Format 18 × 9,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 175 Seiten
Abbildungen Mit Illustration von Tanya Akhmetgalieva
Gewicht 150
Reihe Fröhliche Wissenschaft, Band 171
ISBN 9783957577283

Zu diesem Band der Reihe

»Heimat« - für Viktor Mazin ist dieser Begriff zuallererst mit den beiden Worten Intimität und Unmöglichkeit verbunden. Heimat ist etwas, das nicht nur nah ist, sondern auch allzu nah. Es erweist sich damit als schön und unheimlich zugleich, ja sogar als hässlich. In seiner ganzen Ambivalenz hörte Heimat nicht auf, zu beunruhigen.

Der russische Philosoph und Psychoanalytiker Mazin wagt es dennoch, in diesem sehr persönlichen Essay über Heimat zu schreiben. Unter Bezugnahme auf die Dialektik der Aufklärung, in der es heißt »Heimat bedeutet Entronnensein«, gewinnt er einen Begriff von Heimat, der sich in den gegenläufigen Prozessen radikaler Subjektivierung und fortschreitender Deterritorialisierung abzeichnet.

Aus der Einleitung des Autors

"(...) Der erste Vorschlag, über Heimat nachzudenken, kam von meinem Freund Sergio Benvenuto, dem Chefredakteur des Journal of European Psychoanalysis. Daraufhin dachte ich: Diesmal werde ich gleich auf Englisch schreiben müssen, obwohl bei diesem Unterfangen wohl kaum etwas Vernünftiges herauskommen wird. Das Vorhaben erschien mir schon damals beinahe unmöglich. Der zweite Vorschlag unterschied sich radikal vom ersten. Er kam einige Monate später von einem Kiewer Kollegen und es ging nicht mehr um einen Text, sondern um einen Vortrag auf einem Kongress. Ich stand vor einem Dilemma:

Einerseits war mir das Thema Heimat sehr nah, denn auf die eine oder andere Weise schrieb ich ja schon viele Jahre darüber. Doch andererseits: Sobald das Thema als solches, als »Heimat« aufkam, tauchten sofort zwei Worte auf - Intimität und Unmöglichkeit. Das Thema stellte sich also nicht bloß als nah, sondern als allzu nah heraus, um nicht zu sagen, als unheimlich, ja sogar hässlich. In der ganzen Ambivalenz hörte die Heimat nicht auf, sich nicht auszuschreiben. (...)

Inhalt

I. UnHeimat: 1. Am Abgrund - 2. Nabelschnurriss - 3. Inkorporierung des Verlustes - 4. Defragmentierung, Desorientierung und Zerfall der symbolischen Koordinaten - 5. Zwei Siebenundzwanzig im Äther - 6. Geburt in die grenzenlose Gedankennacht - 7. Ein-gerahmt im Fenster - 8. Erinnerungswürfel, Gedankenknäuel und Wunschwürfel - 9. Die Abtrennung des fünften Kopfes des Eigentums - 10. Der Äther des tanzenden Shiva - 11. Unerreichbare Heimat an einem weiteren Geburtstag - 12. Ein unerwiderter Blick aus dem Äther - 13. Würfel werden zum Rechteck - 14. Der Rahmen im Himmel - 15. Innere Erektion - 16. Lingua-Linga - 17. Der Linga ist nicht dazu da, um vor Prakriti damit herumzuwedeln - 18. Der Linga hinter der Leinwand - 19. Die Opferung des eigenen Ich - 20. Spricht, ohne den Phallologos zu zeigen - 21. Der Bruder gibt mir den rettenden Code für Lacans Litoral  - 22. Erwerb der symbo-lischen Identität »Whole Lotta Love« - 23. Da, da, da - ihr habt mich gehört - 24. Der Polylinga schließt die Augen des Linguafaschisten - 25. Lingua-Linga entgrenzt das Grenzen-lose - 26. Yoni pas-pas tout - 27. Meine Heimat - die Psychoanalyse. Anmerkung des Autors Literatur Musik

II. Melancholie der Moderne: 1. Melancholie des Heimatmangels - 2. Hamlets Trauer und Melancholie - 3. Das Drama des Begehrens -  4. Das Begehren des Anderen - 5. Das Begehren erwacht im offenen Grab -  6. Ein durchstochenes Bild hinterm Spiegel - 7. Der Phallo-Geist aus Ophelias Grab - 8. Der Vater, der wusste, dass er tot ist - 9. Die Inkorporierung des Verlorenen im ungeöffneten Grab - 10. Das Loch im Realen des offenen Grabs -11. Auf den Spu-ren des Nichts -12. Weder eine Neurose noch eine Psychose, sondern eine »Tragödie der Unterwelt« -13. Die Leber des Prometheus und das Feuer des Begehrens - 14. In Richtung Postmoderne - 15. Hyperindustrialisierung der Melancholie - 16. Der Verlust des Anderen als Verlust seiner selbst - 17. Lenk dich ab, hab Spaß und vergiss das Begehren - 18. Ein ganz anderer Shiva.

Über den Autor

Viktor Mazin, geboren 1958 in Murmansk/UdSSR. Philosoph, Filmwissenschaftler und Psychoanalytiker. Gründer und Leiter des Museums der Träume Freuds in St. Petersburg. Zahlreiche Publikationen zur Geschichte und Theorie der Psychoanalyse. Lebt und arbeitet in St. Petersburg.

Der Herausgeber

Wladimir Velminski, 1976 in Duschanbe (UdSSR) geboren, studierte Mathematik, Physik, Slawistik und Kulturwissenschaft in Berlin und Moskau. 2008 promovierte er in Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Neben seiner Tätigkeit als Leiter des Fachbereichs »Geschichte und Theorie medialer Regime in Osteuropa« an der Bauhaus Universität Weimar, verfasste er zahlreiche Publikationen zur Kulturgeschichte Osteuropas.

Die Übersetzerin

Maria Rajer, 1987 in Ust-Kamenogorsk (Kasachstan) geboren, lebt als freie Übersetzerin in Berlin und Wien. Zuletzt übersetzte sie Mascha Alechina, Viktor Mazin, Pjotr Pawlenski, Pavel Pepperstein und Andrej Platonow.

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