Details

Autor Erdely, Zoltán
Verlag Psychosozial-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 1. Aufl. 1998
Format 21,0 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung kartoniert
Seiten/ Spieldauer 200 Seiten
Gewicht 276
Reihe edition psychosozial
ISBN 978-3-932133-43-5

Zu diesem Buch

Der Autor entwickelt in diesem Buch die provokante These, daß das Gewissen des Menschen, sein Über-Ich vorwiegend destruktive Wirkungen habe. Das Über-Ich gleiche einem neurotischen Symptom, das die Entfaltung des Selbst und die realitätsgerechte Wahrnehmung der Wirklichkeit verhindere. Menschen, die besonders anfällig dafür sind, sich durch Schuldgefühle unter Druck setzen zu lassen, sind leicht manipulierbar und können dazu gebracht werden, auf ihren eigenen Willen und ihre eigenen Überzeugungen zu verzichten. Ergebnis dieses Prozesses ist die »Enteignung des Selbst«. Entwicklungspsychologisch wird das Selbst des Kindes bereits in der frühen Mutter-Beziehung enteignet, wenn die Mutter das Kind unbewußt für ihre eigenen narzißtischen Bedürfnisse mißbraucht. Erst indem der Mensch seine Sinnlichkeit entwickelt, die ihm die Wahrnehmung der inneren und der äußeren Realität ermöglicht, macht er die Entdeckung: »Und die Wirklichkeit, es gibt sie doch.«

Erdely zieht aus seinen Überlegungen auch die notwendigen Schlußfolgerungen für die Therapie: Er kritisiert eine psychoanalytische Haltung, die sich starr auf die Einhaltung von Regeln beruft und plädiert dafür, den psychoanalytischen Dialog als einen kreativen Prozeß zu betrachten, an dem beide Partner, Patient und Therapeut, gleichermaßen beteiligt sind.

»Sigmund Freud meinte, ein Analytiker müßte ›etwas gesünder‹, weniger neurotisch sein als sein Patient. Heißt dieses ›etwas gesünder‹ nicht, ›etwas mutiger‹? Der Analytiker hat es gelernt, seine Konflikte, seine Regungen freimütiger wahrzunehmen, er wagt es sein Eigenstes – als das ich das Selbst betrachte – nicht zu verbergen, nicht zu verleugnen und es nicht durch ein Über-Ich zu ersetzen. Ich bin zur Überzeugung gekommen, daß das Selbst des Menschen artspezifisch und seine ihn – von seiner Zeugung an – bewegende Kraft ist. In meinen therapeutischen Gesprächen versuche ich meinen Analysanden – durchaus nicht selbstlos – auf seinem von ihm gefürchteten Weg zu sich selbst zu begleiten. So kommt er in die Lage, etwas freier zu ›assoziieren‹ und zu sprechen, wodurch er auch mir ganz elementare und befriedigende Zusammenhänge, Aha-Erlebnisse herzustellen hilft. Wir unterstützen uns wechselseitig, das zu werden, was wir sind, das auszudrücken, was wir sagen möchten, und uns nicht in unserer Übertragung, Fortbewegung von uns selbst zu üben.« (Zoltán Erderly)

Aus dem Inhalt

Die Einheit Mutter-Kind

  1. Die gestörte Einheit Mutter-Kind
  2. Die Substitution des Motivs der Einheit Mutter-Kind durch Gebote
  3. Das Über-Ich in der Beziehung von Mutter und Kind
  4. Mutterschaft – eine Pflicht? Das lästige Kind
  5. Die Gruppe als Mutter-Homolog
  6. Kinder aus einer gestörten Einheit – Mutter-Kind und ihr Weg zur Gruppe
  7. Zur Bedeutung des Über-Ichs bei psychotischen Erkrankungen
  8. Psychoanalyse – ein kreativer Ausweg aus der Sehn-Sucht
  9. Zur Übertragung
  10. Zur Regression

Setting und Abstinenzregel

  1. Das Über-Ich
  2. Zum Über-Ich in der Lehranalyse
  3. Das Über-Ich – ein Symptom?

Zur Bedeutung des Über-Ichs bei Freud

  1. Der Begriff Psychoanalyse
  2. Das Fremdwort
  3. Die Realität und das Über-Ich bei Freud
  4. Das Gewissen eine Funktion des Über-Ichs
  5. Freud und der Begriff Gewissen
  6. Über die „kosmologische“ und „biologische“ Kränkung der menschlichen Eigenliebe
  7. Über die „psychologische Kränkung“
  8. Das Über-Ich, das Ich und das Es
  9. Das Es, das vom Über-Ich ausgesiedelte Selbst
  10. Das Abschieben der Selbst-Inhalte ins Es – und zu Minderheiten
  11. Das Über-Ich und der Therapeut

Die Suche nach dem Zusammenhang

  1. Depression und Trauer
  2. Die Rolle der Depression in der Gesellschaft
  3. Leid / Schmerz – Depression / Trauer
  4. Zum Wort „Zusammenhang“ in meinem Traum
    Anhang: Wie tu ich’s, ohne schuldig zu werden? – Fehlleistungen, Träume, Symptome

Einsamkeit und Kreativität

  1. Not macht erfinderisch – Die Entstehung des Allmächtigen
  2. Zum Gefühl der Hilflosigkeit und seiner Bewältigung
    2.1 Die primäre Einsamkeit
    2.2 Kreativität als Ausweg aus der Einsamkeit
    2.3 Der allmächtige Schöpfer

Die Psychoanalyse als Behandlung einer realen Partnerbeziehung

  1. Übertragung und Abstinenz
  2. Die Übertragung des Analytikers
  3. Eine Selbst-Erfahrung
  4. Der Tagesrest Eitelkeit

Das Selbst, das Sterben und der Tod

  1. Bedürfnisbefriedigung in unterschiedlichen Lebensphasen
  2. Das Selbst-Objekt als Nährboden und Bestätigung des Selbst-Werts
  3. Die Selbst-Erhaltung – ein Glied in der Kette zur Erhaltung des Lebens überhaupt
  4. Das Selbst und Kriege.

Stimmen zum Buch

»Das Buch besticht durch seinen engagierten Duktus und durch treffende Motti ...; alles in allem ein reicher Erfahrungsschatz ..., immer spannend und voller Überraschungen.«

Peter Kutter, in: Ztschr. Psyche

Über den Autor

Zoltán E. Erdely ist Lehranalytiker der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung und in Frankfurt als Analytiker niedergelassen.

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