Details

Autor Krutzenbichler, H. Sebastian; Essers, Hans
Verlag Psychosozial-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 07.2010
Format 21 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 194 Seiten
Gewicht 303
Reihe Bibliothek der Psychoanalyse
ISBN 978-3-8379-2013-0

Zu diesem Buch

Das jetzt erschienene Buch von Sebastian Krutzenbichler und Hans Essers stellt die Fortschreibung und dabei auch die Summe ihrer inzwischen fünfundzwanzigjährigen Beschäftigung mit dem Thema ›Übertragung‹ dar.

Einst im gediegenen Freiburger KORE-Verlag unter dem Titel »Muß denn Liebe Sünde sein?« erschienen, bietet die komplette Neubearbeitung dabei eine umfassende und aktuelle Sicht dieses grundlegenden Konstrukts der Psychoanalyse. Das Buch ist zugleich auch ein anschaulicher Beleg für die gewiss gelungene Selbstbemächtigung zweier einst als Ausbildungskandidaten angetretenen und inzwischen gestandenen Psychoanalytiker, die an partiellen institutionellen Unverfrorenheiten während ihrer Lehrzeit nicht gescheitert, vielmehr an ihrer Arbeit und den damit einhergehenden Erfahrungen gewachsen sind – und von dieser reifen Leistung nun ihrerseits ihre Kandidaten und Leser profitieren lassen möchten.

»(…) Vor 25 Jahren, nach einem Fall-Vortrag am heimischen Ausbildungsinstitut, sprechen wir über das Gehörte, und unversehens entspinnt sich ein bis heute andauernder Dialog über psychoanalytische Behandlung als ›Versuch, verdrängte Liebe zu befreien‹ (Freud 1907).

(…) Unabhängig voneinander trieb uns die Übertragungsliebe vor sich her, hinter die Couch und auf die Couch unserer aufmunternden Lehr- und Kontrollanalytiker. Wir deklarierten dies als Nicht-Zufall, vereinbarten, zu zweit zur abenteuerlichen Spurensuche dessen aufzubrechen, was Freud »Übertragungsliebe« nennt, und begannen damit, den Ort auf unsere Weise zu recherchieren und zu vermessen, an dem Verwirrung stiftende Liebe zur Entdeckung der Psychoanalyse führt. Unsere Bemühungen gestalteten sich schwierig; denn der Versuch histografischer Sichtung ließ immer klarer werden:

Übertragungsliebe als zentrales Agens jeder psychoanalytischen Behandlung ist durch seinen Schwefelgeruch des Leibhaftigen in den psychoanalytischen Gemeinschaften jenem Diskurs-Tabu anheimgefallen, von dem die Psychoanalyse gerade angetreten war, ES zu befreien!

Und so sahen wir uns im Rahmen der Ausbildung mit einem absurden Unternehmen konfrontiert: Verdrängte Liebe sollte in der Beziehung zu einem Analytiker befreit werden, der sich so mechanisch, automatisiert und distanziert verhält, als wäre er ein schafsgesichtiger Blechaffe. An diesem Kuriosum sind wir gescheitert. Aber, um ehrlich zu sein: Wir hatten uns gar nicht erst redlich darum bemüht! Wie auch? Von der Arbeit in der Übertragung fasziniert und verstört zugleich, kam für uns im progredienten Stadium des analytischen Prozesses – an dem Hiatus, an dem sich die Liebe an zwei erwachsene Akteure richtet – eine Flucht vor der Liebe an die vermeintlich rettenden Ufer von rekonstruktiven Deutungen und präödipalen Deklarationen nicht in Frage, und dennoch wurde dies von uns erwartet.

Und so kam es, wie es kommen mußte: Unsere ungeschminkt geäußerten Behandlungsberichte im Seminar über unsere Art, in der Übertragungsliebe zu arbeiten – vorher mit unseren Kontrollanalytikern diskutiert – führte zu heftiger Kritik, zu Entwertungen und Vorwürfen des einen oder anderen Lehr- und Kontroll-Analytikers im Seminar, wir würden mit unserer Arbeit in der Übertragungsliebe keine Psychoanalyse betreiben und zudem die Beziehungen oder Familien unserer Analysanden gefährden. Also keine »Heilung durch Liebe«? – Es war schlimm genug, in einer öffentlichen Ausbildungssituation von erfahrenen Lehr- und Kontrollanalytikern die eigene psychoanalytische Kompetenz infrage gestellt zu bekommen. (…) Was uns jedoch fassungslos und zornig hinterließ, war die Tatsache, daß gerade jene Lehr- und Kontrollanalytiker unbehelligt sexuelle Beziehungen zu Patientinnen und Lehranalysandinnen eingegangen waren, was am Institut angstvoll verschwiegen wurde. Gegen diese Hypokrisie mit ihrer verheerenden Wirkung für die Ausbildungsinstitutionen anzuschreiben war die Quelle für unser ›Projekt Übertragungsliebe‹, an dem wir ständig weiterarbeiten. (…)« (aus dem Vorwort)

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