Details

Herausgeber Karger, André (Hg.)
Verlag Vandenhoeck u. Ruprecht
Auflage/ Erscheinungsjahr 20.05.2009
Format 20,5 × 12,3 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 177 Seiten
Reihe Psychoanalytische Blätter, Band 29
ISBN 978-3-525-40140-8

Zu diesem Band

Die wissenschaftliche und kulturelle Beschäftigung mit den psychosozialen Folgen extremer Gewalt, die weit in das 19. Jahrhundert zurückreicht, hat seit Anfang der 1980er Jahre stark zugenommen und zu einem erweiterten, differenzierten Konzept von Trauma geführt. So wurden beispielsweise traumaspezifische psychische Krankheiten als Posttraumatische Belastungsstörung anerkannt, hat sich inzwischen die Psychotraumatologie als eine eigene Disziplin etabliert und es sind störungsspezifische Behandlungsansätze und Leitlinien entwickelt worden. Die Zahl wissenschaftlicher Publikationen zum Thema Trauma nimmt weiter stetig zu. Konzeptuell einflussreich für diese aktuelle Entwicklung sind neuropsychologische Gedächtnistheorien, die ihre Entstehung wiederum zu einem nicht geringen Teil den neuen Visualisierungsmöglichkeiten der bildgebenden Untersuchungstechniken wie der funktionellen Magnetresonanztomografie verdanken.

Nachdem die Psychoanalyse zunächst über Freud, Ferenzci und Keilson wichtige Impulse für die Entwicklung des Traumakonzepts geben konnte, spielt sie in den neueren Diskussionen eine eher nachgeordnete Rolle, bis hin zu dem Vorwurf, ihre Technik sei nicht ausreichend spezifisch für die Behandlung von Traumata. Nicht zuletzt als Reaktion hierauf versuchen wiederum einige Psychoanalytiker gerade mit starkem Bezug auf die neuropsychologischen Forschungsbefunde eine Reformulierung und Adaptierung psychoanalytischer Einsichten.

Gegenstand dieses Buches ist es, sich aus interdisziplinärem Blickwinkel mit diesen Entwicklungstendenzen kritisch auseinanderzusetzen und den Trauma-Diskurs, wie er in den Wissenschaften gepflegt wird, zu befragen: Ob und in welcher Weise verändert der neurowissenschaftliche Zugang zum Thema Trauma unsere therapeutische und gesellschaftliche Haltung gegenüber den Opfern extremer Gewalt? In welcher Weise wird gar eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Gewalt in den wissenschaftlich-medizinischen Bereich verschoben? Dabei geht es nicht zuletzt darum, wie sich die Psychoanalyse in diesen Fragen positioniert oder überhaupt erst wieder eine Position gewinnen muss.

Aus dem Inhalt

  • Mathias Hirsch: Zur zeitgemäßen psychoanalytischen Psychotherapie traumatisierter Patienten
  • Frank Walter Stahnisch: »Abwehr«, »Widerstand« und »kulturelle Neuorientierung« – Zu Re-Konfigurationen der Traumaforschung bei zwangsemigrierten deutschsprachigen Neurologen, Psychiatern und Psychoanalytikern
  • David Becker: Die Schwierigkeit, massives Leid angemessen zu bescheiben und zu verstehen. Tramakonzeption, gesellschaftlicher Prozess und die neue Idelogie des Opfertums
  • Daniel Stassberg: Moral oder Objektivität? Oder: Wie richtig über das Trauma sprechen?
  • Barbara Zielke: Bahnung oder Bedeutung? Überlegungen zum Einzug der Neurobiologie
  • Olaf Breidbach: Freiheit trotz Physiologie oder freiheit durch Physiologie? Über die Engführungen eines Biologismus
  • Rudolf Heinz: »Man sägt am Ast, auf dem man sitzt«? – Elemente einer psychoanalytischen Wissenschaftsgenealogie traumatologischer Observanz

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