Details

Herausgeber Tress, Wolfgang; Nagel, Stefan (Hg.)
Verlag Asanger Verlag GmbH
Auflage/ Erscheinungsjahr 1993
Format 15.5 × 23.5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 236 Seiten
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-010985_MA

Aus der Einleitung der Herausgeber zu diesem Buch

Unser Thema, Philosophie und Psychoanalyse - eine Begegnung, sei angestoßen, wie könnte es anders sein, mit den Worten des Altmeisters: "Ich sage Ihnen, die Psychoanalyse begann als eine Therapie, aber nicht als eine Therapie wollte ich sie Ihrem Interesse empfehlen, sondern wegen ihres Wahrheitsgehaltes, wegen der Aufschlüsse, die sie uns gibt über das, was dem Menschen am nächsten geht, sein eigenes Wesen, und wegen der Zusammenhänge, die sie zwischen den verschiedenen seiner Betätigungen aufdeckt. Als Therapie ist sie eine unter vielen, freilich eine prima inter pares". So Sigmund Freud 1933 in der Neuen Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. Und kurz davor: "Allein wir haben am Beispiel der Tuberkulose und des Lupus erlernt, daß man Erfolg erst haben kann, wenn man die Therapie den Charakteren des Leidens angepaßt hat,” wir könnten paraphrasieren, wenn die Therapie der inneren Wahrheit einer Erkrankung entspricht.

Also geht es dem Psychoanalytiker wie dem Philosophen um die Wahrheit, womit wir uns unversehens im Zentrum der Epistemologie bewegen, der lebenspraktischen wie der theoretischen, oder sollte gar der Unterschied dazwischen kein kategorialer sein, sondern vielleicht bloß einer des Akzentes? Es geht um jenen Unterschied zwischen Wahrheit und Erkenntnis hier und Wahrhaftigkeit unter Menschen bzw. Gewißheit und Wirklichkeit im alltagspraktischen Handeln und Zusammenleben dort, wo alle Geltung nicht absolut, sondern in situativen, zeitlichen und personalen Bezügen steht. Philosophie und Psychoanalyse neigen - ihrem innersten Wesen folgend und so auch in diesen Aufsätzen - dazu, sich gegenseitig zu thematisieren. Einer jüngsten Anregung von W.Blankenburg (1992) folgend, erkennen wir im Akt des Philosophierens durchaus einen möglichen Gegenstand der Psychoanalyse: Das aktive Philosophieren als eine besondere Erfahrungs-, Erlebnis- und Befindlichkeitsweise - als eine Grenzsituation im Sinne von Karl Jaspers. Philosophieren kann einmal am Anfang einer seelischen Erkrankung stehen, als Symptom eines gewandelten Erlebens. Philosophieren ist aber oft auch der Versuch, krankhafte seelische Erschütterung zu bewältigen und wäre damit eine menschliche Möglichkeit par excellence.

Unter vier Gesichtspunkten kann das Philosophieren zum Thema der psychologischen Medizin werden:

  • als Ausdruck oder Symptom einer psychischen Störung,
  • als rationalisierende Abwehr,
  • als Bewältigungsversuch einer psychischen Störung, wobei in seltenen Fällen das Niveau der Bewältigungsleistung, ihre Kreativität und Innovationskraft, nicht wie bei Abwehrmechanismen erniedrigt, sondern erhöht ist
  • als Ursache seelischer Dekompensation infolge überzogener Reflexionen

Inhalt

  • Gedanken zur Einleitung

I. Wahrheit und Heilung

  • Hermann Lang: Hermeneutik und psychoanalytische Therapie
  • Alfred Schöpf: Einsicht und korrigierende emotionale Erfahrung als heilende Faktoren
  • Jürgen Körner: Der exzentrische Standpunkt jenseits von Übertragung und Gegenübertragung
  • Brigitte Boothe: Über Psychoanalyse und wahrhaftiges Sprechen
  • Rainer Holm-Hadulla: Erleben und Wahrheit in der psychoanalytischen S ituation

II. Kritik und Erkenntnis

  • Siegfried Zepf: Der geheime Gegenstand der wissenschaftslogischen Explikation sozialwissenschaftlicher Forschungspraxis
  • Joachim Ph. Kerz: Die Basistheorie
  • Peter Lanz: Alltagspsychologie und Psychoanalyse
  • Martin Kurthen: Zur Sprachlichkeit des Unbewußten angesichts der orthodoxen Kognitionswissenschaft
  • Gottfried Fischer: Arbeit und Liebe - zu Phänomenologie und Dialektik des psychoanalytischen Arbeitsbündnisses

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