Details

Herausgeber Anz, Thomas; Pfohlmann, Oliver (Hg.)
Verlag LiteraturWissenschaft.de
Auflage/ Erscheinungsjahr 19.04.2006
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 305 Seiten
ISBN 9783936134131

Zu diesem Buch

Nach dem Erscheinen von Sigmund Freuds „Traumdeutung“ gab es kaum einen bedeutenden Autor, der sich nicht mit der Psychoanalyse auseinandergesetzt hat. Die Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts dürfte ohne die Rezeptionsgeschichte der Psychoanalyse kaum angemessen zu begreifen sein – so wie umgekehrt die Psychoanalyse nicht ohne ihre Auseinandersetzung mit Literatur. Thomas Mann etwa bescheinigte der Psychoanalyse 1929 in seiner ersten großen Rede über Sigmund Freud die Bedeutung einer „Weltbewegung“, von der „alle möglichen Gebiete des Geistes und der Wissenschaft sich ergriffen zeigten“. Die Psychoanalyse sei „einer der wichtigsten Bausteine, die beigetragen worden sind zum Fundament der Zukunft, der Wohnung einer befreiten und wissenden Menschheit.“ Solche Lobreden auf Freud und die Psychoanalyse finden sich bei Schriftstellerinnen und Schriftstellern des 20. Jahrhunderts zuhauf. Als 1930 in Frankfurt hinter den Kulissen heftig darum gestritten wurde, wer den Goethe-Preis erhalten sollte, war es vor allem den Repräsentanten der literarischen Moderne, namentlich Alfred Döblin, zu verdanken, daß Freud die Auszeichnung bekam. Zur gleichen Zeit unterzeichneten dreißig Schriftsteller einen Antrag auf Verleihung des Nobelpreises an Freud, unter ihnen Lou Andreas-Salomé, Alfred Döblin, Iwan Goll, Walter Hasenclever, Hermann Hesse, Georg Kaiser, Thomas Mann, Walter Mehring, Romain Rolland, Ernst Toller, Ernst Weiss, Franz Werfel, Virginia Woolf, Paul Zech und Arnold Zweig.

Dabei war unter den Autoren der Moderne die Psychoanalyse nicht selten umstritten. Das Bonmot von Karl Kraus, die Psychoanalyse sei jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich halte, steht für die Ambivalenz großer Teile der schreibenden Zunft.

Der erste Band enthält eine ausführliche Einleitung zum Thema und kommentierte Zeugnisse zur Psychoanalyse-Rezeption von maßgeblichen Repräsentanten der Wiener Moderne: Hermann Bahr, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal und Karl Kraus.

Über die Herausgeber

Thomas Anz ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Marburg.

Oliver Pfohlmann veröffentlichte 2003 seine Dissertation »›Eine finster drohende und lockende Nachbarmacht‹? Untersuchungen zu psychoanalytischen Literaturdeutungen am Beispiel von Robert Musil«. Er arbeitet als freier Publizist in Bamberg.

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