Details
Autor | Grunberger, Béla; Dessuant, Pierre |
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Verlag | Klett-Cotta |
Auflage/ Erscheinungsjahr | 2004 |
Format | 23,5 × 15,9 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | Geb. mit SU |
Seiten/ Spieldauer | 513 Seiten |
Gewicht | 846 |
SFB Artikelnummer (SFB_ID) | SFB-000668_AC |
Zu diesem Buch
Die Studie von Bela Grunberger und Pierre Dessuant, zweier renommierter Psychoanalytiker, versucht am Leitfaden der psychoanalytischen Narzismustheorie herauszufinden, was das Besondere des christlich inspirierten Antisemtismus ausmacht.
Auch von kirchenoffizieller Seite wird inzwischen nicht mehr in Frage gestellt, daß der christliche Antijudaismus und Antisemitismus die mentalen und atmosphärischen Voraussetzungen mitprägte, die in der Mitte unseres Jahrhunderts zur Vernichtung der europäischen Juden führten. Die Entstehung einer endemischen antisemitischen Kultur mit ihren Paroxysmen des Hasses, der Verfolgung und Vernichtung ist ohne den Beitrag des Christentums nicht denkbar.
Im Gegensatz zum Judentum, das nur einen nicht darstellbaren Gott kennt, ist das Christentum, so die zentrale These der Autoren, seinem Wesen nach narzißtisch, weil es in Christus eine Gestalt verehrt, die sowohl göttlich als auch menschlich ist. In solcher Doppelgestalt verbindet sich beides: Reinheit und Destruktivität, Gut und Böse, Engel und Teufel, Geist und Materie, Ewigkeit und Zeitlichkeit. Die Doppelheit der Christusgestalt erklärt auch die mögliche Koexistenz von antisemitischen und philosemitischen Einstellungen bei ein und demselben Individuum – die eine ist die Kehrseite der anderen.
Im Akt der christlichen Taufe erwirbt der Getaufte die Reinheit des Immateriellen und des Geistigen; das Unreine des Körperlich-Organischen bleibt hinter ihm zurück. Gleichwohl ist er, wie Christus, Mensch. Es ist dies die Falle des Narzißmus: Um vollkommen und rein zu sein, muß der Christ den biologischen, mütterlichen Ursprung seines Narzißmus bekriegen, indem er dieses als menschliches Übel, als Unreinheit und Unvollkommenheit Begriffene, das seiner eigenen narzißtischen Perfektion im Wege steht, auf die Nichtgetauften projiziert – die Juden. So gesehen, ist der christliche Antisemitismus Ausdruck eines agierten, nach außen gewendeten Narzißmus, der damit seinen eigenen Paradoxien zu entkommen sucht.
Pressestimmen
»... Das gut lesbare und aufrüttelnde Buch erhebt keinen Anspruch auf ›die Antwort‹. Es versucht, nach eigener Aussage, aus rein psychoanalytischer Sicht unter Zuhilfenahme der Narzissmustheorie eine Verständnishilfe auf die Frage ›Wie konnte das passieren?‹ zu geben.«
Alexander Zaby, in: Psychotherapie im Dialog, 3/2004
Lieferbarkeitshinweis
Bei der SFB ist dieser Titel in einigen verlagsfrischen und folienverschweißten Archivexemplaren verfügbar; beim Verlag vergriffen.
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