Details

Herausgeber Kreuzer, Stefanie (Hg.)
Verlag Wienand
Auflage/ Erscheinungsjahr 07.02.2022
Format 28 × 23 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 172 Seiten
Abbildungen Mit 79 farbigen und 3 s/w Abb.
ISBN 9783868326819

„Ich widerspreche mir lieber, als dass ich mich wiederhole.“

Maria Lassnig

Zu diesem Kunstband

Maria Lassnig zählte zu den radikalsten Künstlerinnen unserer Zeit: Auf ihren Selbstporträts malt sich mit schlaffen Brüsten, mit Kochtopf auf dem Kopf und sogar als Knödel.

Körperbewusstseinsbilder nennt Maria Lassnig ihre Arbeiten, und es ist selten schmeichelhaft, was darauf zu sehen ist. Oft ist sie nackt oder tritt uns - wie auf dem Bild "Du oder ich" - mit der ganzen Schutzlosigkeit des Alters entgegen, die Brüste schlaff, der Bauch faltig. Gleichzeitig hält sie zwei Pistolen in ihren Händen. Die eine zielt auf ihr Gegenüber, die andere auf ihren Kopf. Das Selbstporträt erzählt von einem alten Dilemma: Die Kunst ist die Waffe, mit der man trifft, aber man setzt dabei auch das eigene Leben aufs Spiel. Das Werk von Maria Lassnig, (1919-2013), hat ein großes Thema:

Weiblichkeit. Da gibt es die starke Frau, die wie Godzilla durch eine Stadt stapft, die Wolkenkratzer reichen ihr gerade mal bis zur Hüfte. Oder die Frau, die mit dem Tiger schläft, und man weiß nicht, wer hier wen bezwingt. Aufgewachsen ist sie in einfachen Verhältnissen in Kärnten. Ihre Mutter wollte das uneheliche Kind anfangs nicht, Maria wuchs bei der Großmutter auf.

Sie machte erst eine Ausbildung zur Grundschullehrerin, eines Tages radelte sie dann nach Wien und bewarb sich an der Wiener Akademie der Künste. 1941 wurde sie aufgenommen, nach zwei Jahren musste sie die Akademie wieder verlassen, weil man ihren Umgang mit Farben "entartet" fand. Die pastelligen, manchmal leicht giftig aussehenden Farben sollten später zu ihrem Markenzeichen werden, das kalte Hellgrün, das grelle Gelb, das Rot, das sie nahm, wenn sie ihren Körper malte und "die Haut brennen" spürte.

Nach dem Krieg ging Maria Lassnig nach Paris, 1968 nach New York, später lebte sie eine Zeit lang in Berlin. Maria Lassnigs großer Durchbruch kam viel später, im Jahr 1997, als ihre Zeichnungen ein Höhepunkt der Documenta X in Kassel waren.

Zu diesem Katalogband:

Mit diesem selbstbewussten und gezielt provokanten Statement Lassnigs werden die Betrachter:innen mitten ins Herz ihrer lebenslang existenziell geführten künstlerischen Auseinandersetzung katapultiert. Klar reflektierend in Sprache und Bildern, erschafft sie ein Werk, das mit großer Eigenständigkeit den aktuellen künstlerischen Diskurs seziert und zugleich auch schonungslos ihr eigenes Befinden offenlegt. In diesem Sinne ist der Titel „Wach bleiben“ zu verstehen, der nicht nur auf physischer Ebene ein „Nicht-Müde-Werden“ meint, sondern eine Vielfalt an weiteren Leseweisen bereithält. Ihre unablässige, in Malerei und Zeichnung, in Sprache oder im Film geführte, kreative Suche und Auseinandersetzung mit dem Thema der (Selbst)-Wahrnehmung lässt erahnen, dass sie es weder sich noch uns „bequem“ macht, dass sowohl der Entstehungsprozess der Werke als auch die Rezeption dieser einen intellektuellen und emotionalen Funkenflug herausfordern.

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