Details

Autor Lempp, Reinhart (1923-2012)
Verlag Hans Huber Bern Stuttgart Wien
Auflage/ Erscheinungsjahr 1977
Format 18 × 11,3 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 227 Seiten, mit Register
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-010865_AQ

Zu diesem Buch

Jugendliche Mörder sind keine Unmenschen und Monster. Es sind Heranwachsende wie zahllose andere auch, die nie in ihrem Leben sozial oder gar kriminell auffällig werden. Eine genaue Untersuchung und Analyse von 80 versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten, begangen von Jugendlichen und Heranwachsenden, zeigt, wie viele dieser Täter in eine verhängnisvolle Situation hineingeraten und dann aus Gründen, die nur zum Teil ihrer Persönlichkeitsstruktur zuzuschreiben sind, sondern meist in der zufälligen Konstellation der Umstände, oft auch in der Reaktionsweise der Opfer liegen, extrem aggressiv reagieren.

Die Vorstellung vom typischen Mörder, der einen Plan faßt, ein Opfer sucht und dieses töten will, ist falsch und entspricht nur in seltenen Ausnahmen der Realität. Die wissenschaftlich jugendpsychiatrisch-kriminologische Untersuchung an jugendlichen Tötungsdelinquenten über Persönlichkeitsbild der Täter, Tathergang, typische Konstellationen und Reaktionsweisen stützt sich auf jugendpsychiatrisch-forensische Gutachten des Autors. Sie wurden durch eine auslesefreie Untersuchung an Tötungsdelikten in einem Oberlandesgerichtsbezirk ergänzt. Der Autor zieht aus den Ergebnissen Konsequenzen für das psychologische Verständnis, für die rechtliche Bewertung, die jugendpsychiatrisch-forensische Beurteilung und für die Reaktion der Gesellschaft.

Inhalt

  • Einleitung
  • Tötungsdelikte, verbunden mit Eigentumsdelikten
  • Tötungsdelikte im Zusammenhang mit sexuellen Motiven
  • Tötungsdelikte an Homosexuellen
  • Tötungsdelikte am Vater
  • Tötungsdelikte an der Mutter und den Geschwistern
  • Tötungsdelikte am Lehrer und am Lehrherrn
  • Tötungsdelikt aus Eifersucht
  • Tötungsdelikt aus Übermut
  • In ihrer Motivierung ungewöhnliche Tötungsdelikte
  • Vorzeitig abgebrochene Tötungsversuche
  • Kindstötung
  • Vergleich mit einer Kontrollgruppe
  • Der Täter, das Opfer und die Tat
  • Täterkreis
    A. Die soziale Situation
    B. Die Schul- und Berufssituation
    C. Die Vorstrafen
    D. Die frühkindliche Hirnschädigung und das frühkindlich exogene Psychosyndrom
    E. Die Intelligenz
    F. Die psychischen Beziehungen
  • Das Opfer
  • Die Tat
    A. Die familiäre Situation des Täters zum Zeitpunkt der Tat
    B. Der Tatraum
    C. Das Tatmotiv
      1. Der Raub
       2. Der sekundäre Raub
       3. Die Sexualität als Tatmotiv
       4. Die Homosexualität als Tatmotiv
       5. Der Streit in der Familie
       6. Sonstige Motive
    D. Die Planung der Tat
    E. Die Tatart
    F. Die «Flucht nach vorne»
    G. Die «billigende Inkaufnahme»
    H. Die Bedeutung der Gruppe
    I. Die Bedeutung des Alkohols
    K. Die Bedeutung des Affektes
    L. Die Neigung zu konkretem, situationsbestimmtem Handeln
    M. Das Zusammentreffen zahlreicher sich kumulierender Einzelfaktoren
    N. Die Psychosen
    O. Das Verhalten nach der Tat
  • Der Tätertyp
  • Die forensische Beurteilung
  • Grundsätzliche Anmerkungen zu juristischen Problemen aus jugendpsychiatrischer Sicht
    A. Die Frage nach dem Motiv
    B. Die Verwertbarkeit der Aussage des Täters
    C. Der Vorsatz, die «billigende Inkaufnahme» und die Steuerungsfähigkeit
    D. Die actio libera in causa
    E. Gedanken zur Schuldfähigkeit aus jugendpsychiatrischer Sicht
  • Zusammenfassung der Ergebnisse
  • Nachwort
  • Literaturverzeichnis
    Fallregister
    Autorenregister
    Sachregister

Stimmen zum Autor

"(...) Für immer wird das Scheidungsrecht mit seinem Namen verbunden bleiben. Schon 1964 trat er in der „Neuen Juristischen Wochenschrift“ dafür ein, Kinder bei Scheidungen zu fragen, bei welchem Elternteil sie leben möchten. In der Reform des Sorgerechts wurde dann zehn Jahre später das Kindeswohl aufs Engste mit dem Kindeswillen zusammengefügt. Ähnlich fundamental waren seine Arbeiten zu jugendlichen Tötungsdelikten. Lempp beschrieb die Sonderstellung dieser Taten als Kurzschlussreaktion ohne eigentlichen Krankheitswert, als situative Überforderung, häufig ausgelöst durch eine Vortat, die innerlich nicht verkraftet wurde, nachzulesen in dem 1977 erschienenen Grundlagenwerk „Jugendliche Mörder“. Auch seine reichen forensischen Erfahrungen hat Lempp 1983 als Erster seines Fachs in einem Lehrbuch versammelt. (....)

Sein Wirken an der Tübinger Hochschule über Jahrzehnte hinweg war stilbildend für eine offene, interdisziplinäre Forschergemeinschaft aus Pädagogen, Juristen und Kriminologen und hob sich insofern stets von anderen medizinischen Schulrichtungen ab, welche die Forschung stärker den Naturwissenschaften verpflichtet sehen wollten. Die unter Lempp entstandene Gemeinschaft aus Sozialwissenschaften und Psychiatrie wirkt bis heute nach (...)"

Aus dem ausführlichen Nachruf der Stuttgarter Zeitung vom 24.02.2012

Der Autor

Reinhart Lempp, Prof. Dr. med. Dr. h.c., * 21. Oktober 1923 in Esslingen am Neckar, † 20. Februar 2012 in Stuttgart, Studium der Medizin in Tübingen und Freiburg i. B. 1951 Staatsexamen, Approbation und Promotion. Ärztliche Tätigkeit in Stuttgart und Ludwigsburg. Ab 1953 an der Universitäts-Nervenklinik Tübingen unter Ernst Kretschmer. Facharzttitel für Neurologie und Psychiatrie, später auch für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. 1963 Habilitation, 1966 Leiter und später ärztlicher Direktor der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Tübingen. 1971 Ordinariat für dieses Fachgebiet. Emeritierung 1989. Ehrenpromotion der PH Ludwigsburg. Wissenschaftliche Schwerpunkte: Kindliche Psychosen, Schizophrenie und Autismus. Forensische Psychiatrie, Pädagogik.

Erhaltungszustand

Im Klassischen Fachantiquariat der SFB ist dieser gefragte Titel in einem gut bis sehr gut erhaltenen antiquarischen Exemplar verfügbar; innen entsprechend frisch und ohne Anstreichungen, Anmerkungen etc. - Selten!

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