Details

Autor Popp, Judith-Frederike
Verlag Velbrück
Auflage/ Erscheinungsjahr 06.2019
Format 22,2 × 14 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 370 Seiten
Gewicht 380
ISBN 9783958321830

Zu diesem Buch

Philosophie und Psychoanalyse unterhalten seit Sigmund Freuds Lebzeiten ein spannungsvolles Verhältnis. Die damit einhergehenden Diskussionen tendieren dabei nicht selten dazu, die Disziplinen entweder gegeneinander auszuspielen oder sie effekthascherisch aneinander anzugleichen. Wo aber lassen sich die ´reiferen`, realitätsgeleiteten und (anwendungsorientierten) faktischen Schnittmengen zwischen diesen beiden Disziplinen tatsächlich verorten, die beide ein befruchten, bereichern würden?

Die vorliegende Arbeit der Autorin stellt sich der Herausforderung, einen disziplinenübergreifenden Standpunkt jenseits solcher Polarisierungen zu identifizieren, von dem philosophische wie psychoanalytische Perspektiven in Hinblick auf ihr ethisches Denken und ihr kritisches Selbstverständnis profitieren können. Den Ausgangs- und Schwerpunkt bildet dabei ein philosophisches Unbehagen gegenüber aktuellen philosophischen Ansätzen, die ein Ideal praktischer Vernünftigkeit propagieren, demzufolge sich gelingendes Person-Sein aus einer abstrakten Vorstellung reflexiver Distanznahme ableiten lässt.

Im ersten Kapitel wird der Ansatz von Christine Korsgaard als exemplarischer Fall dieses Vorgehens diskutiert. Die weitere Argumentation ergibt sich aus den Überlegungen, dass dieses Ideal der Vielfalt praktischer Vernunftausübung und Selbstbestimmung nicht gerecht werden kann und dass dieser Umstand wesentlich mit einer fehlenden Praxis methodologischer Selbstreflexion zusammenhängt. Der erste Punkt wird anhand des Phänomens praktischer Irrationalität diskutiert, dessen Relevanz für menschliche Lebenswirklichkeiten von den abstrakten Idealisierungen praktischer Vernünftigkeit nicht erfasst werden kann.

Der zweite Punkt impliziert eine Hinterfragung des philosophischen Standpunkts als paradigmatischer Verkörperung von Vernunft als reflexiver Distanznahme, die über eine Konfrontation mit psychoanalytischer Theorie und Praxis schließlich zu einer philosophischen Perspektive zurück führt, deren Potential sich gerade in der Kritik ihrer eigenen Rationalitätsansprüche entfaltet. In der Zusammenführung dieser Punkte unter Berücksichtigung von Autoren wie Martin Seel, Sebastian Gardner oder Jonathan Lear gewinnt so ein Bild von Irrationalität Kontur, bei dem die philosophisch-ästhetische Erkundung psychoanalytischer Erzählungen das Potential dieses Phänomens hervortreten lässt, Selbstbestimmungspraktiken als Wagnis zu bereichern.

Die Autorin

Judith-Frederike Popp ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät Gestaltung, Schwerpunkt Philosophie, Wissenschaftstheorie und Ästhetik an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Sie studierte Philosophie, Psychoanalyse und Germanistik in Frankfurt am Main und wurde 2018 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main promoviert.

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