Details
Autor | Müller, Knuth |
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Herausgeber | Bruder, Klaus-Jürgen (Vorwort) (Hg.) |
Verlag | Psychosozial-Verlag |
Auflage/ Erscheinungsjahr | Nachdruck d. EA 11.2017 |
Format | 24 × 16,5 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | Paperback |
Seiten/ Spieldauer | zusammen 1.157 Seiten |
Gewicht | 2130 |
Reihe | Forschung Psychosozial |
ISBN | 9783837925241 |
Zu dieser Untersuchung
In seiner so umfangreichen wie akribische erarbeiteten Studie über die Zusammenarbeit / Kooperation / Kollaboration von diversen psychoanalytischen Institutionn und einzelnen ihrer us-amerikanischen VertreterInnen mit militärisch-geheimdienstlichen Netzwerken der USA führt der Berliner Psychoanalytiker Knuth Müller die Leserinnen und Leser in eine vielen unbekannt gewesene Welt der Grauzonen. Müller dokumentiert und untersucht die Sperrbezirke von Verpflechtungen, fragwürdiger Vasallen- und Vaterlandstreue, welche für nicht wenige analytische VertreterInnen Grund genug waren, Distanz, Neutralität und Unabhängigkeit fahren zu lassen.
Welche Personen standen mit den US-Geheimdiensten während der vergangenen Jahrzehnte in besonders enger Verbindung? Wie kam es zu der Zusammenarbeit zwischen Schlapphüten und Psychoanalyse? Welche gemeinsamen Interessen prägten und prägen diese Kooperation?
Müller wertet für seine Untersuchung eine Vielzahl von Archivdokumenten aus und belegt daran die Beteiligung von Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytikern etwa an der Erstellung propagandistischer Strategien während des Zweiten Weltkriegs, der Utilisierung von Patientendaten zur Beeinflussung der zivilen Kriegsmoral und die Erprobung von Wahrheitsdrogen durch Menschenexperimente. Auch Grundlagenforschungen zur Entwicklung »verschärfter Verhörmethoden«, die mit den »Enhanced Interrogation Techniques« während der Bush-Administration ihren bisherigen Höhepunkt erreichten, wurzeln in dieser unerwarteten Zusammenarbeit.
Inhalt
Vorwort / Einleitende Anmerkungen / Grundlegende Anmerkungen zur Arbeit / Zum Aufbau der Arbeit
Prolog – Der Erste Weltkrieg
I. Anfänge: 1940–1945
- 1.1 Office of the Coordinator of Information
- 1.2 Office of Strategic Services
- 1.3 Zusammenarbeit der American Psychoanalytic Association mit dem COI/OSS
- 1.4 Walter C. Langer und der US-Geheimdienst
- 1.5 Die »OSS-Assessment«-Gruppe um Henry A. Murray
- 1.6 Weitere Momente der IC-Zusammenarbeit
- 1.7 Von der »Chairborne Division« zur »Operational Division«
- 1.8 Die psychoanalytische Gemeinschaft im US-militärisch-nachrichtendienstlichen Umfeld – Ein tabellarischer Überblick der Jahre 1940–1945
- 1.9 Abschließende Bemerkungen
II. Menschenversuche und Foltermethoden des NS-Regimes
- 2.1 Menschenversuche mittels Meskalin als mögliche »Wahrheitsdroge«
- 2.2 Menschenversuche mit Barbituraten, Curare, Morphium, Scopolamin etc.
- 2.3 Menschenversuche mittels Elektroschock
- 2.4 Methoden analog Seligmans »erlernter Hilflosigkeit«
- 2.5 Erzwungene Nacktheit (Schamfolter)
- 2.6 Methoden des selbst zugefügten Schmerzes & sensorischer Deprivation
- 2.7 Methoden des Nahrungs- und Flüssigkeitsentzugs bzw. der Unterernährung
- 2.8 Methoden des Schlafentzugs
- 2.9 Einsatz extremer Temperaturen
- 2.10 Fesseln der Hände und Füße, Drohungen
- 2.11 Erzwungenes Rasieren & Abschneiden der Kopfhaare
- 2.12 Techniken physischer Gewalt
- 2.13 Der Nürnberger Kodex
- 2.14 Abschließende Bemerkungen und Ausblick
III. Evolution psychologischer Folterforschung in den USA 1945–1983
- 3.1 Operation Overcast, Paperclip & Project 63
- 3.2 US-Ärzte und NS-Wissenstransfer
- 3.3 Die Angst vor Gehirnwäsche (»Brainwashing«)
- 3.4 Die Psychoanalyse im Spiegel von CIA-Dokumenten
- 3.5 US-nachrichtendienstliche »Mind Control«-Programme, 1942–1972
- 3.6 KUBARK – Counterintelligence Interrogation – 1963
- 3.7 Human Resource Exploitation Training Manual – 1983
- 3.8 Abschließende Bemerkungen
IV. IC-Zusammenarbeit ab 1947
- 4.1 Der Laughlin-Report von 1952
- 4.2 Projekt CHATTER (1947–1953) und die psychoanalytische Gemeinschaft
- 4.3 Die psychoanalytische Gemeinschaft und der Fall Harold Blauer
- 4.4 IC-Finanzierungsmodelle und die psychoanalytische Gemeinschaft
- 4.5 Tabellarischer Überblick: IC-Forschungsprojekte und die psychoanalytische Gemeinschaft
- 4.6 Studien zur sensorischen Deprivation (SD)
- 4.7 Studien zu Verhörtechniken, Halluzinogenen, Hirnelektroden & Schlafentzug
- 4.8 Weitere Verbindungen von Psychoanalytikern mit der IC
- 4.9 Überblick: Personen der psychoanalytischen Gemeinschaft mit IC-Hintergrund und ihre berufsfachorganisatorischen Leitungspositionen, 1941–1977
- 4.10 Abschließende Bemerkungen und Ausblick
V. Die Folgen: Von Watergate bis Guantánamo Bay
- 5.1 Daniel Ellsbergs »Pentagon-Papiere«, Bernard M. Malloy und die APsaA
- 5.2 Zeitgenössische Kontakte zwischen der IC und Personen der psychoanalytischen Gemeinschaft
- 5.3 US-Foltermethoden und -techniken im Rahmen des GWOT
- 5.4 Überblick zur IC-Beteiligung von Personen der psychoanalytischen Gemeinschaft ab ca. 1947
VI. Epilog
- Anhangsband / Abbildungen / Tabellen
- Quellen: L.1 Monographien, Sammelbände, Fachzeitschriftenartikel / L.2 (Digitales) Nachrichten-, Zeitungs- und Zeitschriftenverzeichnis / L.3 Internetquellen / L.4 Archivmaterial & Datenbanken / L.5 Juristische Dokumente / L.6 CIA-Dokumente: Mori ID#-Verzeichnis / L.7 Filme, TV-Serien, Dokumentationen, Nachrichtensendungen
- Anhang: A.1 Guantánamo Bay Interrogation Techniques / A.2 Memorandum von Jerald Phifer, LTC; USA, Director, J2, October 11, 2002 / A.3 Kurzbeschreibung der Arbeit.
Stimmen zu dieser Arbeit
»Knuth Müller hat den militärisch-wissenschaftlichen Komplex an einem Beispiel dargestellt – an der Kooperation zwischen den US-Geheimdiensten und Vertretern der US-amerikanischen Psychoanalyse – und in zwei Bänden beschrieben, die in den Bücherschrank eines jeden gehören, der das Eintreten für Menschenrechte auch im Zeitalter ubiquitärer Überwachung noch nicht aufgegeben hat. (...) Die Leistung, die der in Berlin in eigener Praxis niedergelassene Psychoanalytiker Knuth Müller erbracht hat, ist gar nicht hoch genug zu loben. Das Anliegen, dem er durch akribische Recherchen nachgekommen ist, lässt sich in einem Satz zusammenfassen, mit dem er seine Dokumentation eingeleitet hat: ›Die vorliegende Arbeit unternimmt den Versuch, einen wesentlichen Aspekt psychoanalytischer Denkweise auf ihre Geschichte anzuwenden: Verleugnetes zu integrieren, Verdrängtes bewusst werden zu lassen.‹ Knuth Müller hat dieses Anliegen vollumfänglich erfüllt und mit der Untersuchung eines bedeutsamen Teils der Geschichte der Psychoanalyse allen eine Richtschnur in die Hand gegeben, denen die Zukunft dieser Wissenschaft am Herzen liegt (...)«
Bernd Nitzschke, literaturkritik.de am 16. August 2021
»Wer ›Im Auftrag der Firma‹ liest, hat ein wichtiges, spannendes und bislang unbekanntes Kapitel der jüngeren Wissenschafts- und Geheim- dienstgeschichte zur Kenntnis genommen. Und dabei gesehen, mit welcher Perfidie eben auch psychologische und psychotherapeutische Kenntnisse zur Verfolgung politischer und militärischer Ziele eingesetzt werden – Ziele, die in eklatantem Widerspruch zum dominanten ethischen und epistemologischen Selbstverständnis sowie zu therapeutischen Leitbildern der Psychoanalyse stehen. Knuth Müllers Studie stellt eine Aufforderung an die psychoanalytischen Institutionen dar, die längst überfällige Aufarbeitung dieser verdrängten Aspekte der Fachgeschichte in Angriff zu nehmen.«
Aus einer Rezension von Andreas Peglau auf Sozial.Geschichte Online / Ausgabe 24 / 2019, welche in Gänze hier nachgelesen werden kann: duepublico.uni-duisburg-essen.de
»Reading this book left me feeling disturbed about the readiness of individual analysts and psychoanalytic institutes and organizations to collaborate with Intelligence Services and the Military. Müller’s research confirmed how easy it can be to rationalize behaviors not consistent with one’s manifest ethical convictions, and how mechanisms of idealization, denial, a desire for power and recognition may also have motivated such collaborations. The ubiquity of Intelligence and Military research funding through ›cover grants‹ or ›cut out‹ private foundations appears to be a hard to solve dilemma for academics and clinicians alike and reveals our profession’s inevitable entanglement with politics. Perhaps the time is ripe for an open discussion within our psychoanalytic organizations, societies and institutes of this sensitive history and ongoing present challenge …«
Rezension von Rita Teusch, Mitglied der Boston Psychoanalytic Society & Institute, (bpsi.org)
Der Autor
Knuth Müller, Dr. phil., Dipl.-Päd., Dipl.-Psych., arbeitet als Psychologischer Psychotherapeut und Psychoanalytiker in eigener Praxis in Berlin sowie als Lehrbeauftragter im Masterstudiengang Medical Psychology der Steinbeis-Hochschule Berlin. Seine Interessengebiete sind Theorie und Technik der Psychoanalyse sowie Psychoanalysegeschichte. (Quelle: Verlag, Stand: April 2015)
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