Details

Autor Adler, Katharina
Verlag Rowohlt
Auflage/ Erscheinungsjahr 24.07.2018
Format 13,6 × 3,8 × 20,9 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 512 Seiten
ISBN 9783498000936

Zu diesem Roman

Sie ist eine der bekanntesten Patientinnen des 20. Jahrhunderts: Dora, das jüdische Mädchen mit der 'petite hystérie' und einer äußerst verschlungenen Familiengeschichte.

Dora (d.i. Ida Bauer), wie Sie von Freud in seinen ´Studien zur Hysterie` genannt wurde, war neben Anna. O. (d.i. Bertha Papenheim) die erste und jüngste Patientin von Breuer /Freud. Sie wurde mit 16 Jahren erstmals Freud vorgestellt, der bereits ihren Vater behandelt hatte. Es kam jedoch noch zu keiner Behandlung, weil sich die Symptomatik einstweilen besserte. Erst als 18-Jährige kam Ida nach einem „Machtwort“ ihres Vaters – so Freud – zu einer Therapie zu ihm. Vorausgegangen waren Konflikte mit den Eltern, insbesonders jedoch ein Brief an diese mit Suiziddrohungen. Die daraufhin begonnene Analyse dauerte lediglich drei Monate, danach brach Ida die Therapie ab. Sigmund Freud wähnte sich durch diesen Abbruch der Kur "um die Befriedigung [gebracht, indem er nicht die Möglichkeit erhielt], sie weit gründlicher von ihrem Leiden zu befreien."

Für die Autorin Katharina Adler war die widerständige Patientin lange nicht mehr als eine ferne Anekdote aus ihrer eigenen Familiengeschichte: ihre Urgroßmutter, die - nicht unter ihrem wirklichen Namen und auch nicht für eine besondere Leistung - zu Nachruhm kam, und dabei mal zum Opfer, mal zur Heldin stilisiert wurde.

„Nach und nach wuchs in mir der Wunsch, dieses Bild von ihr zu ergänzen, ihm aber auch etwas entgegenzusetzen. Ich wollte eine Frau zeigen, die man nicht als lebenslängliche Hysterikerin abtun oder pauschal als Heldin instrumentalisieren kann. Eine Frau mit vielen Stärken und auch einigen Schwächen, die trotz aller Widrigkeiten bis zuletzt um ein selbstbestimmtes Leben ringt.“

Von dieser Frau 'Ida', handelt dieser kluge und wohlrecherchierte Roman. Mit großem gestalterischem Weitblick und scharfem Auge für jedes Detail erzählt Katharina Adler die Geschichte einer Frau zwischen Welt- und Nervenkriegen, Exil und Erinnerung. Eine Geschichte, in die sich ein halbes Jahrhundert mit seinen Verwerfungen eingeschrieben hat.

Die Autorin: Katharina Adler wurde 1980 in München geboren, wo sie nach Stationen in Leipzig und Berlin heute wieder lebt. Für das Manuskript ihres ersten Romans, 'Ida', erhielt sie das Literaturstipendium des Freistaats Bayern und wurde 2015 für den Döblinpreis nominiert.

Leseprobe

"New York City, 1941, Ankunft

Ida sah nichts außer Rücken, Hüten, Haaren und Himmel, als kurz vor Ellis Island hunderte Passagiere an Deck der Serpa Pinto drängten. Statt sich um einen besseren Blick zu bemühen, zündete sie sich eine Ankunftszigarette an.

Am New York Harbor kamen die Ärzte an Bord. Name? Ida Adler. Alter? 58, Hautfarbe, medium, Haarfarbe, grey. Sie steckten Ida ein Thermometer in den Mund und prüften, ob ihre Augen klar waren. Dann trugen sie unter dem Punkt physischer und mentaler Gesundheitszustand good ein, worüber Ida lachen musste. Diese Ärzte, die von nichts eine Ahnung hatten. Ein Beamter fragte sie nach ihrem Herkunftsort, Vienna, letzter Wohnort, Montauban, welche Sprachen sie spreche, German / English / French / Italian, ob sie Polygamistin sei, also wirklich nicht, Anarchistin, konnte man auch nicht behaupten. Sozialdemokratin, sagte sie stolz, aber der Beamte
sah sie gleichgültig an. Er klassifizierte sie als Hebrew und schickte sie zu einem Kollegen von der Einreisebehörde. Der fragte, ob sie schon einmal in den Vereinigten Staaten gewesen sei, nein. Ihre Nationalität? Staatenlos, die Staatsbürgerschaft habe sie in Frankreich abgelegt, als es zu gefährlich geworden sei. Ihre Einreiseerlaubnis? Ida gab sie ihm, er zeichnete das Visum ab und wandte sich mit einem geleierten Welcome to America dem Nächsten zu.

Am Ausgang wurde gedrückt und geschoben. Ida hielt ihren Koffer umklammert und beeilte sich, die Gangway hinunterzukommen, um sich eine weitere Zigarette anzustecken, die erste auf festem Boden nach dreizehn Tagen Überfahrt. Vor ihren Augen schwankte es (...)"

Inhalt

Widmung

  • I. Kapitel: Ankunft / Das Täschchen / Der Bauch / Das Enkel
  • II. Kapitel: Das neue Jahrhundert / 1901 / Eine letzte Konsultation / Ernst
  • III. Kapitel: Äuglein / Kur / Krankheitszufälle / Im Laden / Quacksalber / In der Hauptstadt
  • IV. Kapitel: Sonntagskind / Verlassenschaft / Zeitenwende / 1914 / Schüsse / Spital / Atempause / Republik / Untergang / Heilung / Im Bau / Theaterluft / Heimsuchung
  • V. Kapitel: Am See / Kohlschwarz / Diwan
  • VI. Kapitel: Letzte Mittel / Premiere / Bewegung / Aufbruch / «J» / Freiersfüße / Genossen / 1941 / Überfahrt
  • VII. Kapitel: Radio / Das Komitee / Verdacht / 1945

Dank / Quellent

Die Autorin

Katharina Adler wurde 1980 in München geboren, wo sie nach Stationen in Leipzig und Berlin heute wieder lebt. Für das Manuskript ihres ersten Romans, 'Ida', erhielt sie das Literaturstipendium des Freistaats Bayern und wurde 2015 für den Döblinpreis nominiert.

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