Details

Autor Hare, Robert D.
Verlag Springer Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 23.06.2005
Format 23.5 × 15.5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer XV, 207 Seiten
Gewicht 518
ISBN 9783211252871

Aus dem Vorwort des Autors zu diesem Klassiker

"Psychopathie ist eine Persönlichkeitsstörung, die durch eine ausgeprägte Kombination von Verhaltensweisen und daraus gefolgerten Charaktereigenschaften definiert wird. Die meisten dieser Eigenschaften werden von der Gesellschaft als negativ angesehen; daher ist es keine Bagatelle, jemanden als Psychopathen zu diagnostizieren. Wie bei jeder psychiatrischen Betrachtung basiert die Diagnose auf zusammengetragenen Indizien dafür, dass eine Person zumindest die Minimalkriterien der Persönlichkeitsstörung erfüllt. (...)

Psychopathen sind soziale Raubtiere, die sich mit Charme und Manipu­lation skrupellos ihren Weg durchs Leben pflügen und eine breite Schneise gebrochener Herzen, enttäuschter Erwartungen und geplünderter Briefta­schen hinter sich lassen. Ein Gewissen und Mitgefühl für andere Menschen fehlt ihnen völlig, und so nehmen sie sich selbstsüchtig, was sie begehren und machen, was sie wollen. Dabei missachten sie gesellschaftliche Normen und Erwartungen ohne jegliches Schuldbewusstsein oder Reuegefühl. Ihre fassungslosen Opfer fragen sich verzweifelt, „Wer sind diese Menschen?", „Was hat sie zu dem gemacht, was sie sind?" und „Wie können wir uns schützen?". Wenn auch diese und ähnliche Fragen seit mehr als hundert Jahren im Brennpunkt klinischer Mutmaßungen und empirischer For­schungen - und meiner eigenen Arbeit seit einem Vierteljahrhundert -stehen, ist es erst in den letzten Jahrzehnten gelungen, den Schleier um das tödliche Rätsel der Psychopathie ein wenig zu lüften.

Als ich mich bereiterklärt habe, dieses Buch zu schreiben, wusste ich, dass es schwierig sein würde, wissenschaftliche Daten und Überlegungen allgemeinverständlich zu präsentieren. Ich hätte bequem in meinem akade­mischen Elfenbeinturm bleiben können, um tiefschürfende Diskussionen mit anderen Forschern zu führen und wissenschaftliche Bücher und Artikel zu schreiben, aber die Allgemeinheit ist in den letzten Jahren in dramatisch zunehmendem Maße den Machenschaften und Verheerungen von Psycho­pathen ausgesetzt gewesen. Die Nachrichtenmedien sind voll von spekta­kulären Berichten über Gewaltverbrechen, Finanzskandale und Verletzun­gen des öffentlichen Vertrauens. Zahllose Spielfilme und Bücher erzählen die Geschichten von Serienmördern, Betrügern und Mitgliedern der organi­sierten Kriminalität. Wenn auch viele dieser Berichte und Darstellungen von Psychopathen handeln, trifft das bei vielen anderen nicht zu, und die­ser wichtige Unterschied ist den Nachrichtenmedien, der Unterhaltungsin­dustrie und der Öffentlichkeit oft nicht klar. Selbst die Akteure der Straf­justiz - Rechtsanwälte, Kriminalpsychiater und -psychologen, Sozialarbeiter, Bewährungshelfer, Polizisten, Vollzugsbeamte -, deren Arbeit sie täg­lich mit Psychopathen in Berührung bringt, haben oft nur ein geringes praktisches Wissen darüber, mit welcher Art von Menschen sie es zu tun haben. Die fehlende Unterscheidung zwischen Straftätern, die Psychopa­then sind und solchen, die es nicht sind, hat bittere Konsequenzen für die Gesellschaft, wie dieses Buch zeigen wird. Auf einer privateren Ebene ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie eines Tages eine schmerzhafte Begegnung mit einem Psychopathen haben werden. Für Ihr eigenes leibliches, psychisches und finanzielles Wohl ist es entscheidend, dass Sie wissen, wie man einen Psychopathen erkennt und wie Sie sich schützen und den Ihnen zugefügten Schaden begrenzen können.

Ein großer Teil der wissenschaftlichen Literatur über Psychopathie ist technisch, abstrakt und schwer verständlich für Menschen, die keine Vor­kenntnisse der Verhaltenswissenschaften haben. Mein Ziel war es, diese Li­teratur so zu übersetzen, dass sie nicht nur der Allgemeinheit, sondern auch dem Personal des Strafvollzugs und der Psychiatrie zugänglich wird. Ich habe versucht, theoretische Fragen und Forschungsergebnisse nicht zu sehr zu vereinfachen und den Stand unserer Erkenntnisse nicht zu optimis­tisch darzustellen. Ich hoffe, dass Leser, deren Interesse geweckt ist, anhand der Fußnoten tiefer in die Materie einsteigen werden.

Der wissenschaftliche Anstrich dieses Buches reflektiert meinen Hinter­grund in experimenteller Psychologie und kognitiver Psychophysiologie. Mancher Leser wird enttäuscht feststellen, dass ich der Abhandlung psy­chodynamischer Fragen wie unbewusster Prozesse und Konflikte, Abwehr­mechanismen, etc. nur wenig Raum gewidmet habe. Obwohl in den letzten fünfzig Jahren zahlreiche Bücher und Hunderte von Artikeln über die Psychodynamik der Psychopathie geschrieben worden sind, haben sie meines Erachtens nur wenig zu unserem Verständnis der Persönlichkeits­störung beigetragen. Das liegt zum großen Teil daran, dass die meisten psy­chodynamischen Betrachtungen über Psychopathie eine betuliche Qualität haben und die Argumentation sich oft im Kreise dreht; daher sind sie für empirische Untersuchungen nicht sonderlich geeignet. Allerdings hat es kürzlich Versuche gegeben, psychodynamische Spekulationen über Psycho­pathie mit den Theorien und Verfahren der Verhaltenswissenschaften in Einklang zu bringen. Einige Ergebnisse dieser Arbeit sind interessant und werden, soweit relevant, in diesem Buch erörtert. (...)"

Stimmen zum Buch

"(...) Das Buch spiegelt in deutlicher Weise die Faszination und Abstoßung wieder, die uns allen in psychopathischen Verhaltensweisen begegnet ... greifen Sie zu und kaufen Sie desen Band. Sie werden ihn sicher mit Gewinn lesen."

Rezension in: Psychodynamische Psychotherapie (1/2008)

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