Details
Autor | Ariès, Philippe |
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Verlag | Carl Hanser |
Auflage/ Erscheinungsjahr | 1980 |
Format | 13,5 × 4,5 × 21 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | gebunden, mit Schutzumschlag |
Seiten/ Spieldauer | 822 Seiten |
Reihe | Hanser-Anthropologie |
SFB Artikelnummer (SFB_ID) | SFB-003544_AQ |
Zu dieser Ausgabe
In zwanzigjähriger Forschungsarbeit hat Ariès eine Fülle archäologischer, literarischer und liturgischer Quellen gesichtet, Sterberiten und Bestattungsbräuche untersucht, die Geschichte der großen städtischen Friedhöfe studiert und zahlreiche Testamente durchforscht. Entstanden ist eine Geschichte der Einstellungen des Menschen zum Tod und zum Sterben.
Fast zwei Jahrtausende lang – »von Homer bis Tolstoi« – blieb im Abendland die Grundeinstellung der Menschen zum Tod nahezu unverändert. Der Tod war ein vertrauter Begleiter, ein Bestandteil des Lebens, er wurde akzeptiert und häufig als eine letzte Lebensphase der Erfüllung empfunden. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich ein entscheidender Wandel vollzogen. Der Tod ist für den heutigen Menschen angsteinflößend und unfaßbar, und er ist außerdem in der modernen, leistungsorientierten Gesellschaft nicht eingeplant. Der Mensch stirbt nicht mehr umgeben von Familie und Freunden, sondern einsam und der Öffentlichkeit entzogen, um den »eigenen Tod« betrogen.
Aus den Vorbemerkungen des Autors
"Das Folgende ist nicht als Einleitung aufzufassen. Die eigentliche Einleitung dieses Buches ist bereits 1975 erschienen, zu Anfang der Essais sur Vhi-stoire de la mort en occident [dt. Studien zur Geschichte des Todes im Abendland, 1976], eines Textes, in dem ich mich zu erklären bemüht habe, warum meine Wahl gerade auf dieses Thema fiel, welches mein Ausgangspunkt war, wie ich dann später über diesen Ausgangspunkt diesseits und jenseits - von Jahrhundert zu Jahrhundert - hinausgetrieben wurde und welche methodischen Schwierigkeiten mir eine derart angewachsene Aufgabe aufbürdete. Ich brauche nicht darauf zurückzukommen: es mag genügen, den interessierten Leser darauf zu verweisen.
Dieser vor der Zeit veröffentlichten Einleitung hatte ich den Titel »Geschichte eines Buches, das kein Ende findet« gegeben, und um die jetzt hier vorliegende Arbeit handelte es sich. Ich vermochte ihr Ende damals so wenig abzusehen, daß ich mich entschloß, die ersten Aufsätze, Annäherungsversuche an den Gesamtkomplex, ohne weiteres Zögern zu publizieren. Ich zweifelte nicht daran, daß ein glücklicher Umstand mir bald die Möglichkeit eröffnen würde, die Gangart zu beschleunigen und das Projekt schneller abzuschließen, als ich dachte. Im Januar 1976 wurde ich, dank der Vermittlung meines Freundes O. Ranum, für sechs Monate im Woodrow Wilson International Center for Scholars aufgenommen, und während dieses Aufenthalts konnte ich meine ganze Zeit und alle Energie meinem Thema widmen und endlich ein Buch beenden, das mich seit etwa fünfzehn Jahren in Anspruch nahm.
Bekanntlich gibt es in den Vereinigten Staaten einige hervorragende Abteien von Thelema, in denen die Wissenschaftler, ihrer Alltagsverpflichtungen ledig, wie Mönche im Kloster ganz und gar in ihrem Arbeitsprojekt aufgehen können. Das Woodrow Wilson International Center ist eine dieser weltlichen Abteien. Es ist in einem phantastischen, aus rotem Sandstein errichteten Schloß untergebracht, dessen Neo-Tudor-Stil zur weitabgewandten Konzentration einlädt und, als ganz einzigartige Besonderheit, ein wirkliches Grabmal birgt, das des Gründers des Smithsonian Institute. Das Fenster meiner geräumigen Zelle, halb von wildem Wein umwuchert, öffnete sich auf den gigantischen grünen Rasenteppich - The Mall -, der das Zentrum Washingtons deckt. Dort wachen J. Billington, der Direktor, Fran Hunter, der gute Hausgeist, und die Verwaltungsangestellten, Sekretäre und Bibliothekare über die Ruhe und das Wohlbefinden der fellows.
Die Strenge dieser Abgeschiedenheit wurde durch die menschliche Wärme gemildert, über deren Geheimnis allein Amerika zu verfügen scheint - eine menschliche Wärme, wie sie nicht nur ernsthafte Freundschaften, sondern sogar kurzlebigere Zufallsbekanntschaften aufkommen lassen. Man muß ein wenig auf Reisen herumgekommen sein, um den Seltenheitswert dieser Art von Empfang richtig einzuschätzen. Als ich Washington verließ, hatte ich nur noch den Schluß, für den ich ein wenig rückblickenden Abstand gewinnen wollte, die Anmerkungen und Fußnoten und die Danksagung zu schreiben. (...)"
Inhalt
Erstes Buch
Die Zeit der Ruhenden
- Erster Teil: Wir sterben alle
1. Der gezähmte Tod
2. Ad sanctos; apud ecclesiam - Zweiter Teil: Der eigene Tod
3. Die Todesstunde: Vergegenwärtigung des Lebens
4. Garantien fürs Jenseits
5. Ruhende, Betende und wartende Seelen
Zweites Buch
Der verwildete Tod
- Dritter Teil: Der lange und nahe Tod
6. Der Rückfluß
7. Vanitas
8. Der tote Körper
9. Der Scheintote - Vierter Teil: Der Tod des Anderen
10. Die Zeit der schönen Tode
11. Der Besuch auf dem Friedhof - Vierter Teil: Der ins Gegenteil verkehrte Tod
12. Der ins Gegenteil verkehrte Tod
Pressestimmen
Eine ausführliche Buchrezension des SPIEGEL finden Sie hier: www.spiegel.de/spiegel/print/d-41069411.html
Über den Autor
Philippe Ariès (1914–1984) war ein französischer Mediävist und Historiker, der mit seinen kulturwissenschaftlichen Arbeiten zur Geschichte der Kindheit und des Todes international bekannt wurde. Ariès war ein persönlicher Freund Michel Foucaults.
Lieferbarkeit / Erhaltungszustand
Das Klassische Fachantiquariat der SFB verfügt von dieser deutschsprachigen Erstausgabe ein vergleichsweise gut bis sehr gut erhaltenes und offenbar ungelesenes Exemplar. Der Schutzumschlag mit geringen Läsuren und im Frontbereich mit der sichtbaren Spur eines Knickes; der untere Buchschnitt weist leichte Spuren von (Kaffee?-)Fleckchen auf und der Vorderschnitt mit einem kleinen braunen Fleck. Insgesamt ein gutes Exemplar dieser gesuchten Erstausgabe.
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