Details

Autor Tausk, Victor
Herausgeber Metzger, Hans-Joachim (Hg.)
Verlag Medusa
Auflage/ Erscheinungsjahr 1983
Format 19,4 × 12,4 × 4,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Engl. Broschur
Seiten/ Spieldauer 563 Seiten
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-007477_AC

„In Wahrheit gewinnt man nicht nur den Eindruck von klassischer Freudlehre, son-dern auch den, daß wohl nur selten jemand mit so viel Ehrfurcht und Liebe an die eigentlichen, tatsächlichen Funde Freuds herangegangen sei - an diese noch über alle Theorie in sich kostbaren Funde (wie ,Verdichtung”, Yerschiebung" etc.). die etwas von jenen Ausgrabungen antiker Welt an sich tragen, deren Kostbarkeit auch durch das Torsohafte nicht beeinträchtigt werden kann."

Lou Andreas Salome

Zu diesem Buch

Der Tod, den Victor Tausk sich gab, und den er der Psychoanalyse hinterließ, hallt wider in dem nicht geschwätzigen Schweigen, mit dem man ihn und sein Werk umgab. Denn das Problem der Übermittlung, das sich im Realen dieses Selbstmords bekundete, hat die institutionalisierte Psychoanalyse nicht gelöst. Sie hat demokratisch darauf reagiert: unter anderem durch die Erfindung der „Lehranalyse". Doch Victor Taus k hat mehr hinterlassen als seinen Tod. Was blieb von dem, was er schrieb, ist hier gesammelt: theoretische und literarische Schriften, erste Skizzen und stilistisch durchkomponierte Diskurse. Die vorliegende Edition enthält sämtliche psychoanalytischen Texte Tausks sowie alle erhaltenen literarischen und literaturtheoretischen Arbeiten, von denen einige erstmals im Druck erscheinen. Die psychoanalytischen Texte umfassen ebenso Kasuistisches wie Metapsychologisches, Überlegungen zum Verhältnis von Psychoanalyse und Philosophie wie auch Beiträge zur Psychopathologie des Krieges. Tausks theoretische Anstrengungen konvergieren in dem Versuch einer analytischen Annäherung an die Psychose, wovon sein berühmter Aufsatz Von der Entstehung des „Beeinflussungsapparates" in der Schizophrenie zeugt. Unter den literarischen Schriften finden sich neben einem unvollendeten Drama und der kritischen Paraphrase von Hauptmanns „Und Pippa tanzt” eine bosnische Zigeunergroteske, ein von Spinoza inspirierter szenischer Dialog, verschiedene Gedichte und Übersetzungen slawischer Volksballaden. Die erste und vollständige deutsche Aus-gabe der Schriften Victor Tausks wird abgeschlossen von einem Versuch über seine Biographie aus der Feder seines Sohnes, Prof. Dr. Marius Tausk.

Aus der Einleitung des Herausgebers

ZUVOR BEMERKT

"Zwar ist nicht abzusehen, wann man über eine zuverlässige und annähernd vollständige deutsche Ausgabe der Werke Freuds wird verfügen können - von einer historisch-kritischen ganz zu schweigen -; doch was die Analytiker der ersten Generation angeht: man kann nicht behaupten, daß einflußreiche Arbeiten eines Abraham, eines Ferenczi, eines Jones oder einer Melanie Klein nicht greifbar seien hierzulande. Andernlands ohnedies. Man kann Groddeck lesen, Lou Andreas-Salome, auch, wenngleich nicht ohne Umstände, Rank und Sachs.

Die Schriften Viktor Tausks - mit Ausnahme vielleicht des Aufsatzes über den „Beeinflussungsapparat", den Ende der 60er Jahre die Psyche nachdruckte - fand man nicht. So wirksam war diese Nichtpräsenz, daß es vorkam, daß deutschsprachige Autoren statt des Originals etwa die französische Übersetzung jenes Textes haben zitieren können, die 1958 in der Zeitschrift La psychanalyse erschien. Es waren französische und italienische Verlage, die in den 70er Jahren Ausgaben der psychoanalytischen Schriften Tausks besorgten, freilich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Die vorliegende, erste deutsche Tausk-Edition enthält, mit Ausnahme von Briefen, sämtliche erhaltenen, derzeit auffindbaren und mit einiger Sicherheit als solche identifizierbaren Schriften Viktor Tausks, unter ihnen eine Reihe bislang unveröffentlichter Texte. Sie schließt damit das, was man eine „historische Lücke" zu nennen pflegt. Kein Zweifel, daß das, was Viktor Tausk theoretisch zur Psychoanalyse hat beitragen können, verschattet worden ist von dem „Fall", der er wurde, der er ist - in der und für die psychoanalytische Bewegung. Man darf die Voraussage wagen, daß insonderheit seine bisher unbekannten literarischen Texte neues Material liefern werden zur Deutung seines Todes, der bis heute beunruhigt in analytischen Milieus.

Vor allem aber vergegenwärtigt die vorliegende Ausgabe die psychoanalytischen Schriften Tausks, denen ein gebührender Platz noch erst einzuräumen bleibt. Liest man, was viel ist, wieder ihn selbst statt, oftmals, Unberufenes über ihn, wird die Edition eine der Wirkungen getan haben, die sich Herausgeber und Verlag erhoffen. Auch deshalb hier, herausgeberischem Usus und Ehrgeiz zuwider, keinerlei Etüde, weder über den Mann und sein Ende, noch über sein Werk. Ohnehin kommt das Verdienst, diese Edition realisiert zu haben, weniger dem Herausgeber als vielmehr dem Sohn Viktor Tausks, Herrn Prof. Dr. Marius Tausk, zu. Er, um der Wahrheit die Ehre zu geben, war es, von dem der Anstoß zu dem Unternehmen ausgegangen ist. Insbesondere die II. Abteilung der Gesammelten Schriften hätte ohne seine rat- und tatkräftige Unterstützung kaum eingerichtet werden können.
Ihm, der mir generös Einsicht gewährte in Teile der erhaltenen Korrespondenzen seines Vaters und dessen Gast in seinem Haus in Nijmegen ich sein durfte, sei an dieser Stelle herzlich gedankt-nicht zuletzt für die Geduld, die er ohne Zweifel bisweilen hat aufbringen müssen, wenn die Arbeiten an dem Projekt sich über Gebühr verzögerten. Gern haben Herausgeber und Verlag seinem Wunsch entsprochen, zu der Ausgabe der Schriften seines Vaters eine biographische Skizze beizutragen, die, zurückhaltend, aber dezidiert, gewisse Korrekturen anzubringen sucht an dem, was über Viktor Tausk in Umlauf ist.

Beide Abteilungen der vorliegenden Ausgabe sind in sich chronologisch geordnet, wobei bei veröffentlichten Texten das Erscheinungsdatum bzw. bei Veröffentlichungen im gleichen Jahr und am gleichen Ort die Reihenfolge innerhalb der betreffenden Publikation (z.B. der Internationalen Zeitschrift für ärztliche Psychoanalyse) und bei unveröffentlichten Arbeiten, soweit bekannt oder rekonstruierbar, das Entstehungsdatum als Kriterium fungierte. Die Protokolle der Vorträge und Referate, die Viktor Tausk im Rahmen der sog. Mittwoch-Gesellschaft gehalten hat, wurden gemäß den Daten der Zusammenkünfte eingeordnet. (...)"

Eine gleichermaßen kundige wie ausführliche Rezension über Victor Tausk aus der Feder von Bernd Nitzschke in der Die Zeit finden Sie unter dem Titel "Kafka der Psychoanalyse" hier: http://www.zeit.de/1984/28/kafka-der-psychoanalyse

Inhalt

Hans-Joachim Metzger, Zuvor bemerkt

I. Abteilung: Psychoanalytische Schriften

  • Protokoll: Erkenntnistheorie und Psychoanalyse 
  • Protokoll: Ein Beitrag zur Psychologie des Masochismus 
  • Ein Beitrag zur Psychologie des Masochismus 
  • Protokoll: Beispiele für Problemstellungen in und aus der Psychoanalyse 
  • Protokoll: über Onanie 
  • Die Onanie
  • Protokoll: Sexualität und Ich 
  • Protokoll: Zwei Beiträge zur Psycho-Analyse der künstlerischen Produktionshemmung 
  • Protokoll: Das Vaterproblem 
  • Rezension: J. Nelken: Analytische Beobachtungen über Phantasien eines Schizophrenen 
  • Rezension: Sch. Grebelskaja: Psychologische Analyse eines Paranoiden 
  • Zwei Beiträge zur Psychoanalyse künstlerischer Produktionshemmungen 
  • Entwertung des Verdrängungsmotivs durch Rekompense 
  • Rezension: L. Löwenfeld: Bewußtsein und psychisches Geschehen 
  • Zur Psychologie der Kindersexualität
  • Zwei homosexuelle Träume 
  • Ein Zahlentraum
  • Kleine Beiträge zur Traumdeutung 
  • Psychoanalyse der Philosophie und psychoanalytische Philosophie 
  • Zur Psychologie des alkoholischen Beschäftigungsdelirs
  • über eine besondere Form von Zwangsphantasien
  • Zur Psychopathologie des Alltagslebens
  • Zur Psychologie des Deserteurs 
  • Bemerkungen zu Abrahams Aufsatz „über Ejaculatio praecox" 
  • Diagnostische Erörterungen auf Grund der Zustandsbilder der sogenannten Kriegspsychosen 
  • Über die Entstehung des „Beeinflussungsapparates" in der Schizophrenie 
  • Zur Psychopathologie des Alltagslebens. Ibsen der Apotheker 

II. Abteilung: Literarische Schriften 

  • Halbdunkel. Drama in vier Akten 
  • Paraphrase als Kommentar und Kritik zu Gerhart Hauptmanns „Und Pippa tanzt" 
  • Zur Psychologie der Volksunterhaltung 
  • Volksunterhaltung und Sozialpolitik 
  • Rezension: Gastspiel Sarah Bernhardt 
  • Husein Brko. Bosnische Zigeunergroteske 
  • Dichtungen 
  • 1. Lyrik 
    Zerstörung 
    Das Erbe 
    Tag und Nacht 
    Ziel 
    Das Wandern 
    Die stillen Stunden 
    Zu Gast 
    Friede
    Fülle 
    Rote Rosen 
    Versöhnung 
    Vom Krankenbett 
    Opfer dem Weibe 
    Zweckmässigkeit
    Die geschlossene Tür 
    Der Weg zu uns
    Doch es geschieht, dass sich die Wogen schliessen ... Das sind Gesetze 
    Der jüngste Tag 
    Lasset die Toten still
    Varia
  • 2. Vom Leben und vom Wissen
  • 3. Südslavische Volksballaden
    Die Gründung von Skadar
    Der Tod des Relja von Budim
    Der Findling Simeon
    Die Leiden und die Rache der Rizabegovica
    Die Hochzeit des Königs von Budim
    Gott vergilt

Marius Tausk, Wer war Viktor Tausk? / Ein biographischer Versuch von seinem Sohn

Der Autor

Victor Tausk (auch Viktor, * 12. März 1879 in Žilina, Österreich-Ungarn; † 3. Juli 1919 in Wien) war ein slowakischer deutschsprachiger Jurist, Neurologe und Psychoanalytiker. Er führte den Begriff Beeinflussungsapparat in die psychoanalytische Schizophrenielehre ein. Viktor Tausk beschäftigte sich vor allem mit der Frage, inwiefern psychoanalytische Behandlungsmethoden auch auf Psychosen anwendbar sind.

Sein Vater Hermann Tausk war ein jüdischer Journalist. Victor Tausk bestand 1897 das Abitur am Gymnasium in Varaždin. Danach studierte er Rechtswissenschaften in Wien und von 1900 bis 1902 in Sarajewo, wo er promoviert wurde. Anschließend praktizierte er als Anwalt in Mostar. 1906 ging Victor Tausk nach Berlin, um hier als freier Künstler zu leben. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit journalistischen Arbeiten. In dieser Zeit litt er an Depressionen und wurde lungenkrank. Um sich aus seiner Isolation zu befreien, zog er nach Wien und beschäftigte sich mit den psychoanalytischen Schriften von Sigmund Freud. Daraufhin studierte Victor Tausk er seit 1908 Medizin, 1909 wurde er Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Damit gehörte er zum engeren Kreis um Freud.

Victor Tausk erwies sich als ausgesprochen begabter und origineller Denker psychoanalytischer Zusammenhänge. Seinen ersten Vortrag (Erkenntnistheorie und Psychoanalyse) in der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung hielt er am 24. November 1909. Ab 1914 baute er sich eine psychoanalytische Praxis auf. Im Ersten Weltkrieg wurde Victor Tausk zum Militärdienst eingezogen und war als Psychiater in Lublin und Belgrad tätig.

Nach dem Krieg bat er Freud, ihn in Analyse zu nehmen, was dieser aufgrund seines gespannten Verhältnisses zu ihm ablehnte. Um ihn aber in seinem Kreis zu behalten, schlug Freud ihm eine Analyse bei Helene Deutsch vor. Diese hatte aber selbst erst 3 Monate zuvor eine Analyse bei Freud begonnen und gehörte erst seit kurzer Zeit zu dessen Kreis. Nach dreimonatiger Analyse von Januar bis März 1919 brach Helene Deutsch die Analyse von Victor Tausk auf Anregung von Freud wieder ab. Im Frühjahr verlobte sich Tausk mit Hilda Loewi.

Am 3. Juli 1919 erhängte sich Victor Tausk an einem Fensterrahmen. Er hinterließ zwei Abschiedsbriefe, einen an seine Verlobte Hilde Loewi, den anderen an Sigmund Freud. Noch in demselben Jahr erschienen Freuds Gedenkwort für Victor Tausk. Ebenso erschien in diesem Jahr Victor Tausks Abhandlung Über die Entstehung des „Beeinflussungsapparates“ in der Schizophrenie in der von Sigmund Freud herausgegebenen Internationalen Zeitschrift für ärztliche Psychoanalyse. (Quelle: WIkipedia)

Erhaltungszustand

Im Antiquariat der SFB ist dieser Titel in einem guten Zustand verfügbar; der Einband mit einigen leichten Lager- und Gebrauchsspuren; der Buchrücken mit einigen Knickfalten; im Inneren frisch und ohne Anstreichungen, Anmerkungen o.Ä.

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