Details

Herausgeber Gruber, Alex; Lenhard, Philipp (Hg.)
Verlag ça-ira-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 06.2011
Format 20,8 × 14 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 302 Seiten
Gewicht 382
ISBN 9783862591015

Zu diesem Buch

Die postmoderne Philosophie ist nichts anderes als “das Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie” (Adorno). Weil der radikale Bruch mit dem Denken, das zu Auschwitz führte, ausblieb, weil vielmehr bereits in den sechziger Jahren gerade von links in vermeintlich tabubrecherischer Weise versucht wurde, die nationalsozialistische Philosophie für scheinbar “emanzipatorische” Projekte nutzbar zu machen, erscheint die deutsche Ideologie heute als links und progressiv.

Diese neueste deutsche Ideologie ist nicht nur eine philosophische Strömung, sondern Ausdruck einer gesellschaftlichen Tendenz. Die postmoderne Übung, jede allgemeine Begriffsbestimmung als “logozentrisch” und jede Betrachtung der Gesellschaft unter Vernunftkriterien als totalitär zu denunzieren, ist sowohl Reflex der objektiven Unbrauchbarkeit der Welt unter den Verhältnissen spätkapitalistischer Vergesellschaftung als auch der Versuch einer Sinnstiftung ebendieser Verhältnisse. In seinem Kult der Unmittelbarkeit schließlich sucht der Poststrukturalismus den Schulterschluß mit dem radikalen Islam und verrät jede Idee von Versöhnung.

Aus dem Inhalt

  • Alex Gruber / Philipp Lenhard: “Deutsche Ideologie”: Von Stirner zum Poststrukturalismus. -Einleitung zum vorliegenden Sammelband
  • Tjark Kunstreich: Dem dunklen Gott geopfert. Lacans Erledigung des Selbstwiderspruchs des Subjekts
  • Gerhard Scheit: Altern der Musik, Verjüngung des Strukturalismus. Über die Vorgeschichte der Postmoderne
  • Birte Hewera: “Das System ist alles. Der Mensch ist nichts. Die Wirklichkeit ist - wenig“. Jean Améry und der Strukturalismus.
  • Florian Ruttner: Der Mythos des Radikalen. Der Verrat an der Aufklärung bei Georges Sorel, Georges Bataille und Michel Foucault
  • Martin Dornis: Der Meister aus Deutschland. Zur Kritik der Ideologie des Todes
  • Alex Gruber: Dekonstruktion und Regression. Der Poststrukturalismus als Masseverwalter von Carl Schmitt und Martin Heidegger
  • Philipp Lenhard: Negativer Universalismus. Giorgio Agamben, Étienne Balibar und der Zusammenhang von Antirassismus und Israelhass
  • Niklaas Machunsky: Politik gegen das Politische, Arbeiter gegen Israel. Alain Badiou und der Universalismus
  • Manfred Dahlmann: Biedermann und Übermensch. Peter Sloterdijks deutsche Ideologie
  • Philipp Lenhard: Sein zum Tode. Heidegger, Qutb und die Aktualität der deutschen Ideologie

Pressestimmen

"Vielleicht haben sich kritische Zeitgenossen schon einmal gefragt, warum die angehende Adorno-Preisträgerin Judith Butler in der Burka nicht eine Form von Herrschaftsausübung und gesellschaftlichem Zwang, sondern ein Symbol der Würde der Frau erblickt, oder warum patriarchal strukturierte und homophobe islamistische Rackets von manchen als linke Bewegungen angesehen werden. Warum sind der in seinem Denken in den Nationalsozialismus verstrickte Philosoph Martin Heidegger und der als Kronjurist des Dritten Reichs bekannte Carl Schmitt Referenzen für Teile der gegenwärtigen Linken?

(...) Derartigen Phänomenen und ihrem philosophischen Kontext geht das hier besprochene Buch nach. Der programmatische Titel wirft die kritische Frage nach einem “Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie” (Adorno) auf, in dem die beiden Autoren nicht nur eine philosophische Strömung, sondern eine gesellschaftliche Tendenz sehen, die sich paradoxerweise als “progressiv” und “links” versteht.

Unter ,Postmoderne’ subsumieren die in dem Band versammelten Artikel eine hauptsächlich von französischen Denkern begründete philosophische Tradition, die vom Strukturalismus aus- und in den Poststrukturalismus übergeht und sich in ihrer heutigen Form als ein neuer Universalismus manifestiert. Das in dem Band entworfene Spektrum umfaßt nicht nur die bekannten französischen Meisterdenker, sondern bezieht ihren Vorläufer und Mitbegründer, den Psychoanalytiker Jacques Lacan ebenso mit ein wie zeitgenössische postmoderne Denker, etwa Judith Butler, Peter Sloterdijk, Giorgio Agamben und – durchaus begründet – den Vordenker des radikalen Islam, Sayyid Qutub. Ein derartig umfassendes Projekt, das sich über Einzelanalysen hinaus kritisch mit den Grundlagen des postmodernen Denkens auseinandersetzt, ist bisher rar und angesichts der breiten, meist affirmativen Rezeption dieser Strömung eine begrüßenswerte Intervention und Provokation. (...)" Georg Koch, in: Widerspruch. Münchner Zeitschrift für Philosophie N° 55 (2012), S. 72 - 76

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