Details

Autor Maylan, Charles E.
Verlag Reinhardt, Ernst
Auflage/ Erscheinungsjahr 1929, EA
Format 24 × 16 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung OLwd. mit geprägtem Titel
Seiten/ Spieldauer 215 Seiten
Abbildungen 1 Titelportrait von Sigmund Freud nach dem Entwurf von Schmutzer
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-010759_AQ

Zu dieser Ausgabe

Eine duchaus eigenwillig-eigenartige Polemik gegen Sigmund Freud und die Psychoanalyse, deren Erkenntnisse vom Autor zwar prinzipiell begrüßt werden, die aber dadurch geschmälert und verzerrt seien, als der nie selbst analysierte Freud seine Theorien nicht habe in Reinform begründen können, da zu viele Anteile von Freuds eigener Neurose, etwa dessen Vaterproblematik und seine ambivalente Stellung zum Judentum, die gebotene ´freischwebende` Aufmerksamkeit an den Themen deutlich - und zum Nachteile der Psychoanalyse - habe leiden lassen. - C.G.Jung soll von Maylans Ausführungen hingegen angetant gewesen sein.

»Hochzuverehrender Herr Professor Freud!

Durch die Aufstellung der psychoanalytischen Technik haben Sie die eingerosteten psychologischen Denkgewöhnungen der europäischen Menschheit gewaltig aufgestört; und Sie haben damit den Verdruß und das Mißtrauen sehr Vieler, den Beifall Weniger geerntet. Nun tobt der Streit um die sachliche Berechtigung Ihrer bedeutsamen Methode in unsachlich einander widerstreitenden Affektivitäten, die den hohen Wert Ihrer Entdeckung zu verdunkeln und zu überdauern geeignet sind.

Die Psychoanalyse macht heute vielleicht ihre schwerste Krise durch, vergleichbar einer Pubertätskrise; und der Weg zu ihrer vollgültigen Mannbarkeit — im Analytiker! — führte nicht um die Schwierigkeiten herum, sondern geradeswegs auf sie los und — hindurch! Da steht im Zentrum Ihrer Lehre der „Oedipuskomplex" als der Kern aller Neurosen. Aber im geistigen Erleben des Analytikers fand die großartige Tat seiner (von Ihnen mit Nachdruck geforderten) "Zertrümmerung" nicht überzeugend verwirklicht. Ja, ich fand sogar, daß die Analyse aul die Frage nach dem Aussehen dieser "Zertrümmerung", nach ihrer Lokalisierung sozusagen, auch theoretisch die Antwort schuldig blieb.

Vielleicht ist es vor dem jetzigen Zeitpunkte noch niemals möglich und angebracht gewesen, die Analyse kritisch so kräftig in den letzten Ernst ihrer Sachlichkeit entscheidungsvoll vorzutreiben, in dem sie erst dem Zugriff affektiver Unsachlichkeit entrückt wird.

Mit der Aufrollung meiner analytischen Polemik glaube ich nun in der Verfolgung der letzten von Ihnen geforderten Konsequenzen diesen Dienst an Ihrem Werke zu leisten, in höchster Treue zu Ihrem
analytischen Gedanken und Ihren psychologischen Funden.«

Aus dem "Offenen Brief an Professor Sigmund Freud",
mit welchem das Buch beginnt.

Aus dem Inhalt

  • Offener Brief an Professor Sigmund Freud
  • Einleitung
  • Zwei einschlägige Kindheitserinnerungen Freuds
    - Der Jude im Kot
    - Die Urinierszene vor dem Vater
  • Freuds Selbstporträt aus seinen Eindrücken vor Kunstwerken
  • Unterdrückte Traumgeständnisse Freuds
    a) Ein urethraler Traum
    b) Ein analer Traum
    c) Ein Zahlentraum
    d) Der Traum vom toten Papst
    e) Der Traum vom Überzieher
    f) Der Traum von der schlafenden Mutter
  • Freuds Ambivalenz in seinen Freund-Feindschaften
  • Die Mutter in Freuds Leben und in seiner Lehre (Das ES)
  • Der Vater in Freuds Lehre (Das Über-Ich)
  • Freuds Todesangst
  • Freuds dämonischer Trieb zu Arztberuf und Psychoanalyse.

Aus einer Rezension dieses Buches von Otto Fenichel

Abstract: "Soweit der Leser diesem „eigenartigen“ Buche, wie es der Autor selbst nennt (S. 3), einen wesentlichen Gedankengang entnehmen kann, lautet dieser ungefähr folgendermaßen: Die Psychoanalyse sei eine wichtige methodologische Entdeckung. Sie sei aber bis heute unzulänglich geblieben. Sie könnte und sollte „den letzten Schritt zur Freiheit tun“ (S. 8), d. h., es fehlen ihr die Wertsetzungen, „der verlorene Anschluß an ein geistiges Ganzheitsprinzip“ (S. 13); sie sei nicht „in den höchsten Dienst“ „eingespannt“, „in den Dienst am ewigen Leben des Menschen und nicht nur der niedersten Bedürfnisse seiner Leidenschaften“ (S. 16). Diese unklare, aber nach Maylan vornehmste Aufgabe habe sie aus Feigheit vor ihren eigenen Konsequenzen bisher nicht erfüllt. Sie harre eines zukünftigen „Erlösers“, für den sich Maylan selbst zu halten scheint. — Schuld daran aber sei die subjektive Unzulänglichkeit ihres Schöpfers, die „Unerwachsenheit“ Freuds (S. 14). Diese soll durch eine „Analyse“ Freuds bewiesen werden. Diese „Analyse“, die der Autor als „psychologische Ganzheitsschau“ (S. 15) durchführt, bringt ihm die Entdeckung, daß Freud einen Ödipuskomplex habe. Aus Freuds unbewußter Ambivalenz gegenüber seinem Vater folge, daß die Psychoanalyse ein Haßgebilde, ein Rachewerk sei, bestimmt, die Herrschaft der jüdischen Rasse über alle anderen aufzurichten."

Rezension, veröffentlich in: Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, 16 (1):1Seite 141-145

Zum Erhaltungszustand

Im Klassischen Fachantiquariat der SFB ist dieses seltene Buch als ein wohlerhaltenes Exemplar in der Original-Leinwandbindung mit rotgeprägtem Deckel- und Rückentitel verfügbar; das Bild auf dem Vorsatz zeigt das Portrait Freuds nach einer Radierung von Ferdinand Schmutzer. Auf dem Schmutztitel mit einer schwungvoll in Tinte geschriebenen handschriftlichen Signatur und Widmung des Autors in Tinte auf dem Vorsatzblatt: »Herrn Dr. van Varendonck mit sehr freundlichen Grüßen, Wien 1929, C.E. Maylan« - J. Varendonck war ein von Sigmund Freud ausnehmend geschätzter Kollege; von dessen Hauptwerk ´Über das vobewußte phantasierende Denken` war Freud so angetan, daß er ein Vorwort für dieses Werk verfasste. - Sehr selten!

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