Details

Autor Goldschmidt, Georges-Arthur
Verlag Ammann Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 20.04.2006, dt. EA
Format 19,2 × 12,3 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 256 Seiten
Gewicht 316
ISBN 9783100344373

Zu diesem Buch

Nach seiner berühmt gewordenen Studie "Als Freud das Meer sah" setzt Georges-Arthur Goldschmidt hier seine Untersuchung der deutschen Sprache vor dem Hintergrund der Psychoanalyse fort. Freud orientierte sich an der grammatikalischen Struktur der deutschen Sprache, die die eigentliche Information immer an den Schluß der Sätze stellt, ganz im Gegensatz zum Französischen, wo Subjekt und Verb am Anfang eines Satzes die Aussage bestimmen. Freud hat seine Methode am Vorabend der aufziehenden Nazi-Barbarei entwickelt, eine Barbarei, die alles darangesetzt hat, wie die Geschichte zeigt, zuallererst die Sprache zu beschmutzen und zu zerstören.

Goldschmidt geht diesem Phänomen nach und analysiert das Einhergehen von Sprachreinigung und Sprachzerstörung. Er sieht in der deutschen Sprache die »Grundsprache«, die von keiner anderen Sprache maßgeblich beeinflußt worden ist, die durchsichtig davon spricht, was dem Benutzer in dringlicher Wirklichkeit vor Augen steht. Die beiden Sprachen, Französisch und Deutsch, werden per definitionem einander so gegenübergestellt: das Deutsche ist urwüchsig, dinghaft, kindlich-obszön, das Französische durch luzide Rationalität geprägt, theoriegeeignet, geschmeidig, erwachsen.

Pressestimmen

»Mit der Detailversessenheit Lichtenbergs, mit der Witterung Canettis für das Uralte im Neuen beobachtet Goldschmidt die Bereiche, wo Sprache und Seele durcheinanderfluten.«

Peter von Matt, in: Die Weltwoche

Aus einer umfassenden Besprechung des Buches durch Hans-Jürgen Heinrichs vom 23.08.2006, die unter der Überschrift ´Wenn die Sprache Klartext redet´ in der FR - Frankfurter Rundschau erschienen ist:

"Nicht abreißendes Staunen über die Versteckspiele der Seele: Der Romancier und Übersetzer Georges-Arthur Goldschmidt setzt seine Gedanken über Freud und die Sprache der Psychoanalyse fort

Der 1928 in Hamburg geborene und in Paris lebende Schriftsteller und Übersetzer Georges-Arthur Goldschmidt schließt mit seinem neuen Buch Freud wartet auf das Wort an seine vor sieben Jahren erschienene Studie Als Freud das Meer sah an. Hochgeschätzt für seine kongenialen Übersetzungen ins Französische und für seine essayistischen wie für seine literarischen Arbeiten, hat er mit seinen Studien zur Sprache Sigmund Freuds und der Psychoanalyse eine faszinierende poetisch-linguistische Recherche vorgelegt.

Als Freud das Meer sah und Freud wartet auf das Wort handeln von einem ganz ungewöhnlichen Paradoxon: Etwas bleibt bei der Übersetzung Freuds seiner Sache nach gleich, obwohl es in den verschiedenen Sprachen zumeist sehr unterschiedlich benannt wird. Die zentralen Begriffe der Psychoanalyse sind nur annäherungsweise vom Deutschen in eine andere Sprache zu übertragen. Jede Sprache sei, so Goldschmidts Überzeugung, nur eine entstellte, "abgelenkte" Grundsprache. Sein Augenmerk ist in beiden Bänden auf die Vorgänge der Entstellung und Verschiebung gerichtet, auf das, was im Reden und Schreiben nicht gesagt wird oder, wie er es immer wieder ausdrückt, was nicht "durchkommt". Nimmt man die beiden Arbeiten, die im französischen Original bereits 1988 und 1996 erschienen sind, als Einheit, so ist man als Leser zutiefst beeindruckt von der Beharrlichkeit im Argumentieren und der in immer neuen Anläufen untermauerten und belegten These von der Mangelhaftigkeit, die der Sprache eigen sei, und dass gerade darin ihre Produktivkraft beschlossen liege.

Der Schriftsteller, der Psychoanalytiker und der Übersetzer halten sich genau an diesem Ort auf und arbeiten sich am Ungenügen ab. In diesem Sinn ist für Goldschmidt überhaupt jede geistige Arbeit eine Tätigkeit des Übersetzens. Dabei schließt er immer wieder die politische Dimension ein und benennt die am eigenen Leib erlebte historische Manifestierung des "Unheimlichen" im Nationalsozialismus. (...)"

Über den Autor

Georges-Arthur Goldschmidt, 1928 in Reinbek bei Hamburg geboren, musste als Zehnjähriger in die Emigration nach Frankreich gehen. Er lebt heute in Paris. Für sein umfangreiches Werk wurde er u.a. mit dem Bremer Literatur-Preis, dem Nelly-Sachs-Preis und dem Joseph-Breitbach-Preis ausgezeichnet. Im November 2013 erhielt er den Prix de L’Académie de Berlin.

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