Details

Autor Tichy, Marina; Zwettler-Otte, Sylvia
Verlag Sonderzahl
Auflage/ Erscheinungsjahr 1999
Format 24 × 16.5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 408 Seiten
Gewicht 320
ISBN 9783854491316

Zu diesem Buch

Es gehört zu den beständigsten und von der Forschung bereitwillig verbreiteten »Mythologien« aus der Frühzeit der Psychoanalyse, daß Sigmund Freud mit seiner neuen Lehre von der Wiener Öffentlichkeit ignoriert worden sei. Außer feindseligen und aggressiven Bemerkungen habe es keine Berichterstattung in den Printmedien gegeben. Freud selbst hat diese postume Einschätzung in seinen Schriften entscheidend mitgeprägt. Marina Tichy und Sylvia Zwettler-Otte gelingt es durch systematische Analyse von medizinischen Fachzeitschriften und Publikationsorganen des liberalen Bürgertums den Mythos von der publizistischen Ignoranz gegenüber der psychoanalytischen Bewegung zu widerlegen. Die Autorinnen stellen dar, daß die Freudsche Lehre in einem erstaunlich hohen Grad mit fasziniertem Interesse und zu-stimmender Aufgeschlossenheit rezipiert wurde. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich von 1895 —dem Jahr, in dem Freud und Josef Breuer ihre bahnbrechenden »Studien über Hysterie« veröffentlichten — bis zur Vernichtung der psychoanalytischen Bewegung in Österreich im Jahr 1938.

Inhalt

Vorwort von Harald Leupold-Löwenthal
I. Fragen, Quellen, Methode
II. Sylvia Zwettler-Otte: Die Rezeption der Psychoanalyse unter den Ärtzen am Beispiel zweier grossen Medizinischer Wochenschriften

  1. Der Mythos von Freuds Isolation
  2. Die traditionelle Sicht der Historiographie
  3. Die Anfangszeit der Psychoanalyse (1895-1900)
  4. Immer wiederkehrende Diskussionspunkte
    4.1 Die »Überbewertung« des sexuellen Moments in der Ätiologie von Neurosen
    4.2 Vernachlässigung hereditärer und konstitutioneller Faktoren
    4.3 Der Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit
    4.4 Das Problem des Erlernens der psychoanalytischen Technik
    4.5 Die Exklusivität der Psychoanalytiker
    4.6 Die Infragestellung herkömmlicher Werte 
    4.7 Die psychotherapeutischen Erfolge der Psychoanalyse
    4.8 Freuds Schüler
  5. Zusammenfassung
    Literatur

III. Marina Tichy: Die Rezeption der Psychoanalyse im lieberalen Bürgertum

  1. Die Dichter, die Mörder und das Wunder von Konnersreuth
    1.1 Die Neue Freie Presse, das liberale Bürgertum und die Psychoanalyse 1.2 Ein ernster Forscher und ein unbebautes Feld
    1.3 »Nun erwarten Sie aber nicht, die frohe Botschaft zu hören, der Kampf um die Analyse sei zu Ende ...«
    1.4 Zur Frage der Laienanalyse 1.5 Odipus bei Gericht
    1.6 Geheimnisse einer Seele
    1.7 »Eine Deputation reichte der anderen die Türklinke ...«
    1.8 »Für den Wissenden haben die Schrecken der Tiefe ihre Macht verloren ... «
    1.9 Steppenwölfe, Vatermörder und andere Grenzgänger
    1.10 Reale Verbrechen
    1.11 Postmortale Geständniszwänge und wandernde Astralleibe
    1.12 Seismographie der psychoanalytischen Bewegung
    1.13 Die Neue Freie Presse, die Psychoanalyse und der Nationalsozialismus
  2. Das Unbewusste in der Moderne
    2.1 Die Wage und die Psychoanalyse im Überblick
    2.2 Wilhelm Stekel als Schüler Freuds
    2.3 Stellungnahmen zu Werken Freuds
    2.4 Die Plagiatsaffäre
    2.5 Psychoanalyse, Literatur und Kunst
    2.6 Der Erste Weltkrieg und die Zwischenkriegszeit Literatur
  3. »Immerhin bleibt aber ein weites Gebiet für die Anwendbarkeit der Theorie«
    3.1 Die Zeit und die Psychoanalyse im Überblick
    3.2 Max Burckhard als Rezensent von Freuds Traumdeutung Literatur
  4. Freud und der radikale bürgerliche Feminismus
    4.1 Dokumente der Frauen, Neues Frauenleben und Psychoanalyse im Überblick
    4.2 Persönliche Beziehungen zwischen Psychoanalyse und Feminismus
    4.3 Die Psychoanalyse in der Zeitschrift Neues Frauenleben
    4.4 Rosa Mayreder als Gegnerin Freuds
    4.5 Freuds Konzeption des Weiblichen und die feministische Politik Literatur
  5. »Aber Kleist und Lenau werden wir aus der Ordination zurückziehen!«
    5.1 Die Fackel und die Psychoanalyse im Überblick5.2 Physik der Liebe Mitarbeiter der Fackel als Befürworter der Psychoanalyse
    5.3 Sittlichkeit und Intellekt
    5.4 Die Plagiatsaffäre Karl Kraus als Verteidiger Sigmund Freuds im Konflikt mit Wilhelm Fließ
    5.5 Respekt und Reverenzen Annäherungen zwischen Karl Kraus und Sigmund Freud im Spiegel ihrer Werke
    5.6 Fritz Wittels und die »Fackel-Neurose« Der Bruch zwischen der psychoanalytischen Bewegung und Karl Kraus
    5.7 »Goethe — irrsinnig?« Karl Kraus als Gegner einer Psychoanalyse der Künstler
    5.8 »Der Analytiker macht Staub aus dem Menschen« Karl Kraus als Verteidiger des Geheimnisses gegen die Aufklärung
    5.9 Das lichte Land der Nacht Karl Kraus als Verteidiger der Träume gegen ihre Deuter
    5.10 Unbefugter Nachdruck Karl Kraus gegen Wilhelm Stekel
    5.11 Analytiker und Patienten Karl Kraus über Theodor Reik und Rudolf Urbantschitsch
    5.12 »Kein Wort, das traf« Das Ende der Fackel

IV. Anhang

  1. Quellen
    Wiener Medizinische Wochenschrift
    Wiener Klinische Wochenschrift
    Neue Freie Presse
    Die Wage
    Die Zeit
    Die Fackel
    Neues Frauenleben
  2. Schlagwortverzeichnis
  3. Autorenverzeichnis

Der Autor

Marina Tichy Studium der Geschichte und Romanistik. Autorin und freiberufliche Historikerin in Wien. Forschungsschwerpunkte: Geschichte der Geschlechterbeziehungen, Geschichte der Frauen und der österreichischen Arbeiterinnenbewegung.

Sylvia Zwettler-Otte Studium der Altphilologie, Germanistik und Psychologie. Psychoanalytikerin und Psychotherapeutin in freier Praxis. Seit 1997 Lehranalytikerin der Wiener/Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung.

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