Details
Autor | Reik, Theodor |
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Verlag | Wien und Leipzig; Dr. Max Präger-Vlg. |
Auflage/ Erscheinungsjahr | 1930, EA |
Format | 19 × 13,2 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | OLwd. mit OU, Gr.-8° |
Seiten/ Spieldauer | 87 Seiten |
SFB Artikelnummer (SFB_ID) | SFB-006428_AQ |
Erste Ausgabe. Grinstein III,27042
Zu dieser Ausgabe
Das auch typographisch gediegen gestaltete Bändchen enthält die folgenden Arbeiten, bz. Vorträge des Autors:
- Vortrag zu Freuds "Zukunft einer Illusion"
- eine Notiz zu "Ein religiöses Erlebnis"
- eine "Studie über Dostojewski"
- "Aus einem Briefe Freuds" und zu
- Freuds Kulturbetrachtung "Das Unbehagen in der Kultur"
Aus dem Vorwort des Autors
"Die Einsicht in den Gegensatz von Sexualtrieben und Kulturinteressen - und nicht nur diese Einsicht - mußte Freud schon früh zu kritischer Betrachtung unserer Kultursituation zwingen. Doch zwang sie ihn nicht zu kritischer Äußerung. Man wird nur wenige solcher allgemeinerer Äußerungen in den frühen Arbeiten des Forschers, dem sich allmählich die bestimmenden seelischen Kräfte des Menschenschicksales erschlossen, finden. Diese wenigen aber atmen denselben Geist des intellektuellen Mutes, der inneren Aufrichtigkeit, die das Lebenselement Freuds ist.
Wer sie aufmerksam studiert, wird erkennen, daß in den späteren Arbeiten langsam in den Mittelpunkt drängte, was vorher an der Peripherie aufgetaucht war, daß dort schärfer, wissender und bewußter erfaßt wurde, was sich schon früh undeutlich oder noch nicht deutbar angemeldet hatte. Es lag nicht in meiner Absicht, hier darzustellen, was die Schriften Freuds an kulturkritischen Aspekten aufweisen. Die folgenden Aufsätze beschäftigen sich nur mit den Arbeiten dieser Art, die Freud in den letzten Jahren (1927-1950) veröffentlicht hat. Die vorliegenden kritischen Würdigungen wurden in Sitzungen der Wiener und Berliner Psychoanalytischen Vereinigung vorgetragen und mit Ausnahme der Notiz über das "religiöse Erlebnis" in der von Freud herausgegebenen Zeitschrift "Imago" veröffentlicht. Berlin, Ostern 1930."
Theodor Reik
Über den Autor
Theodor Reik studierte unter bedrückenden materiellen Verhältnissen in Wien Psychologie, Philosophie, Literatur- und Religionswissenschaft. 1910 machte er Bekanntschaft mit Sigmund Freud und las dessen Werk Die Traumdeutung. Freud, der sich mit dem jungen Studenten anfreundete, unterstützte bald darauf mehrere Jahre dessen Ausbildung zum Psychoanalytiker durch einen monatlichen Geldbetrag. 1912 erschien Reiks Doktorarbeit Flaubert und seine 'Versuchung des heiligen Antonius', die erste auf psychoanalytischer Grundlage stehende literaturkritische Studie.
Reik arbeitete bis 1928 als Sekretär der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Danach wurde er Mitarbeiter am Psychoanalytischen Institut Berlin, bis er 1933 aufgrund der nationalsozialistischen Machtübernahme zur Emigration gezwungen war. Reik floh zunächst in die Niederlande, 1938 emigrierte er in die USA.
Reik war im Gegensatz zu den meisten Psychoanalytikern seiner Zeit kein ausgebildeter Mediziner, was ihn in Konflikt mit dem damaligen Gesetz brachte, das nur Ärzten die Ausübung von Heilberufen gestattete. 1925 wurde er wegen Verstoß gegen das so genannte Kurpfuscherei-Gesetz angeklagt, da er ohne medizinische Ausbildung psychoanalytische Therapien betrieb. Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse nahm dies zum Anlass, die Schrift Zur Frage der Laienanalyse (1926) zu veröffentlichen, in der Freud klar Stellung bezog für eine fundierte psychotherapeutische Ausbildung und für die Zulassung anderer Berufssparten zur Psychtherapie und Psychoanalyse. Das Klima in der US-amerikanischen Psychoanalyse, die sich in diesem Punkt den Wünschen Freuds widersetzte und Nicht-Medizinern die Zulassung zur Ausbildung und Ausübung der Psychoanalyse verwehrte, erschwerte es Reik sich dort psychoanalytisch zu betätigen. So verweigerte ihm die Psychoanalytische Vereinigung von New York die vollwertige Mitgliedschaft. 1948 gründete Reik eine eigene Psychoanalytische Vereinigung, die auch Nichtmedizinern offen stand. Ihr angegliedert war eine Klinik, die seinen Namen trug.
Reik hinterließ ein umfassendes Schrifttum, von dem die religionspsychologischen neben den kriminal- und kunstpsychologischen Schriften als die bedeutendsten gelten.
Bibliographie
* Richard Beer-Hoffmann (1912) * Flaubert und seine 'Versuchung des heiligen Antonius (1912) * Arthur Schnitzler als Psychologe (1913) * Probleme der Religionspsychologie I. Teil: Das Ritual (1919) * Das Werk Richard Beer-Hoffmanns (1919) * Der eigene und der fremde Gott (1923) * Geständniszwang und Strafbedürfnis (1925) * Dogma und Zwangsidee (1927) * Wie man Psychologe wird (1927) * Lust und Leid im Witz (1929) * Der Schrecken und andere psychoanalytische Studien (1929) * Freud als Kulturkritiker (1930) * Warum verließ Goethe Friederike? (1930) * Gebetmantel und Gebetriemen der Juden (1931) * Der unbekannte Mörder (1932) * Nachdenkliche Heiterkeit (1933) * Der überraschte Psychologe (1935) * Wir Freud-Schüler (1936) * Aus Leiden Freuden (1940) * From Thirty Years with Freud (1940) * A Psychologist Looks at Love (1944) * Psychology of Sex Relations (1945) * Listening with the Third Ear (1948) * Fragment of a Great Confession (1949) * The Secret Self (1952) * The Haunting Melody (1953) * The Search Within (1956) * Of Love and Lust (1957) * Myth and Guilt (1957) * Mystery on the Mountain (1959) * The Creation of Woman (1960) * Sex in Man and Woman (1960) * The Temptation (1961) * Jewish Wit (1962) * The Need to be Loved (1963) * Pagan Rites in Judaism (1964) * Voice from the Inaudible (1964) * Curiosities of the Self (1965) * The Many Faces of Sex (1966)
Zum Erhaltungszustand
Im Klassischen Fachantiquariat der SFB ein noch gutes und gewiss sammelwürdiges Exemplar der seltenen leinengebundenen Ausgabe, innen ausnehmend frisch und ohne Anstreichungen, Stempel o.ä.; der Leinwandeinband stabil, gebrauchsspurig und mit zahlreichen kleinen Stockfleckchen und Aufklebern (auf Cover und Buchrücken) der Hausbibliothek St. Gabriel in Mödling bei Wien (vergl. Abb.) - Selten. (Der Gesamtzustand wurde bei der Preisfestsetzung berücksichtigt.)
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