Details

Autor Kolnai, Aurel (1900–1973)
Herausgeber Honneth, Axel (Nachwort) (Hg.)
Verlag Suhrkamp
Auflage/ Erscheinungsjahr Originalausgabe; 26.11.2007
Format 17,7 × 10,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 176 Seiten
Gewicht 110
Reihe suhrkamp taschenbuch wissenschaft - stw, Band 1845
ISBN 9783518294451

Aus der Einleitung des Autors

"Das Problem des Ekels ist, soweit unsere Kenntnis reicht, bisher arg vernachlässigt worden. Verglichen mit dem wissenschaftlich-psychologischen und metaphysischen Interesse, das sich dem Haß und der Angst, von der »Unlust« gar zu schweigen, zugewandt hat, stellt der Ekel, obwohl ein gewçhnlicher und recht prägnanter Bestandteil des Gefühlslebens, ein unbearbeitetes, unerforschtes Gebiet dar. Allenfalls wird er abgehandelt als »gesteigerter Grad des Mißfallens«, als »Brechreiz« oder als »Reaktionsbildung im Gefolge einer Triebverdrängung«. Allein das Gefühl, die Haltung des Ekels besitzt eine derart eindeutig und einheitlich gekennzeichnete, wohl identifizierbare Qualität, die dabei so schwer begrifflich sich erläutern läßt und trotzdem so wenig als eine Urgegebenheit der Natur (wie etwa Anziehung und Abstoßung) angesprochen werden kann, daß hier ernstliche phänomenologische Nachforschung durchaus angebracht zu sein scheint. Das Interessante des Gegenstandes steigert sich dadurch, daß dem Ekel trotz seiner – etwa im Vergleich mit der Angst – spezielleren, zugespitzteren Tçnung ein merkwürdig breites Erstrekkungsgebiet eignet: in der physiologischen und in der moralischen Sphäre kçnnen wir mit geringem Färbungsunterschied denselben »Ekel« verspüren, schärfer ausgedrückt: kann uns nahezu dasselbe »Ekelhafte« gegenwärtig sein. (Wieweit jenes schon dieses einschließt, dürfte aus dem Späteren erhellen.)

An eine strenge Beschränkung auf das »Phänomenologische« soll indes unsere Anstrengung nicht gewandt werden. Gewiß treiben wir zugleich Psychologie, beschreibende ¾sthetik, vielleicht gar Metaphysik. Das methodologisch Wesentliche ist nur die phänomenologische Absicht, welcher die unwillkürlich mit »unterlaufende« Aufhellung jener Hintergründe eher fçrderlich als hinderlich sein kann: die Absicht also, Wesen, Bedeutung, Intention des Ekels und gleichsam das Zusammenhangsgesetz seiner Gegenstandswelt zu erfassen. Dies werden wir nicht in letzter Linie an Hand einer Parallele mit der Angst versuchen. Endlich soll auch die Bedeutung des Ekels für die Ethik kurz untersucht werden. (...)"

Inhalt

  • Der Ekel 7
  • Der Hochmut 66
  • Versuch über den Haß 100
  • Nachwort von Axel Honneth 143
  • Nachweise 176

Stimmen zu diesem Buch

»[Kolnais] Aufsätze sind in der gegenwärtigen Diskussion vor allen Dingen deshalb von Interesse, weil die an der analytischen Denkweise seiner Kollegen geschulte phänomenologische Beschreibungsweise einen existenziellen Hintergrund hat, womit eine weitere Seite der Philosophie der Gefühle zum Ausdruck kommt. Diesen existenziellen Hintergrund legt Axel Honneth in seinem ausführlichen, äußerst lesenswerten Nachwort offen.«

Eva-Maria Engelen, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 57 (2009)

Der Autor

Aurel Thomas Kolnai(1900–1973), Aurel Kolnai (1900-1973), ein deutschsprachiger Philosoph jüdischer Herkunft, der in der Tradition der Phänomenologie Husserls und Schelers groß wurde und nach seinem Exil in Nordamerika am Bedford College in London lehrte, ist mit seinen Studien zu Gefühlen der Aversion zu spätem Ruhm in der analytischen Philosophie Englands gelangt. Die hier versammelten Beiträge über den Ekel, den Haß und den Hochmut zeigen einen Autor, der die herkçmmliche Kluft zwischen kontinentaler und analytischer Tradition spielerisch überwindet, indem er in phänomenologischer Einstellung die Struktur und den Gehalt feindlicher Gefühle skrupulös erkundet. (Quelle: Suhrkamp Vlg.)

Der Autor des Nachwortes

Axel Honneth, geboren 1949, ist Jack C. Weinstein Professor of the Humanities an der Columbia University in New York. 2015 wurde er mit dem Ernst-Bloch-Preis, 2016 für ´Die Idee des Sozialismus` mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch ausgezeichnet. 2021 hielt er in Berlin seine vielbeachteten Benjamin-Lectures zum Thema dieses Buches.

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