Details

Autor Roudinesco, Elisabeth
Verlag Verlag Turia + Kant
Auflage/ Erscheinungsjahr 2., revidierte Auflage 23.05.2011
Format 20 × 12 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Englisch Broschur
Seiten/ Spieldauer 89 Seiten
Gewicht 134
ISBN 9783851326628

Zu diesem Buch

„Was hat die Psychoanalyse bloß dem Himmel angetan, daß sie es verdient, von Elisabeth Roudinesco verteidigt und von Michel Onfray verunglimpft zu werden.“

So klagte der Schriftsteller und Journalist Michel Crépu vor einem Jahr angesichts der Schlammschlacht, die in den französischen Medien um Onfrays jetzt auch auf Deutsch erschienenen Buch über Sigmund Freud tobte. Er war nicht der Einzige, der über dem Niveau dieses Schlagabtauschs verzweifelte. Nicht zuletzt dank der Gegenattacken Roudinescos, die als langjährige Chronistin von ›Le Monde‹ und Lebensgefährtin des Verlagsleiters der Éditions du Seuil wohl die medial bestvernetzte Psychoanalytikerin Frankreichs ist, wurde einem merkwürdigen französischen Kleinkrieg große Öffentlichkeit zuteil. – In Deutschland ist Onfrays Pamphlet nun zeitgleich mit der Gegenschrift seiner Kontrahentin erschienen. Allerdings ist zu bezweifeln, daß ein deutsches Lesepublikum viel Geschmack an einer Polemik finden wird, die eigentlich nur vor dem Hintergrund der französischen Freud-Rezeption der letzten Jahre verständlich ist. In Frankreich zählt Freud, anders als in Deutschland, seit jeher zum philosophischen Kanon, dem gegenüber sich französische Intellektuelle von Sartre bis Derrida jeweils positionieren mußten. (…) Die konsequent einseitigen Lektüren und absurden Überspitzungen Onfrays werden aber erst dann ganz verständlich, wenn man ihre eigentliche Zielscheibe vor Augen hat: nämlich jenes Bild Freuds, das eine Autorin errichtet hat, die sich in Frankreich als ›offizielle Historikerin‹ der Psychoanalyse versteht. Denn für Elisabeth Roudinesco gilt es als erwiesen, daß der Wiener Arzt eigentlich ein in der Tradition der französischen Aufklärung und später der literarischen Avantgarden stehender Denker ist, dessen Lehren allerdings im zwanzigsten Jahrhundert in Frankreich vielfach durch Rassismus und Antisemitismus behindert wurden. Die Replik Roudinescos auf die an sie adressierte ›Brandschrift‹ – kurioserweise in der auch sonst recht schludrigen Übersetzung von Hans-Dieter Gondek als ›Brandgeschoss‹ wiedergegeben – bietet keine Überraschungen. Roudinesco hält sich an die wohlbekannte Formel, nach der Kritiker der Psychoanalyse prinzipiell als im Widerstand befindliche Patienten anzusehen sind: Demgemäß sei Onfray nichts als ein pathologischer Freud-Hasser, der seine eigenen Neurosen auf das Hassobjekt projiziert; eine vulgärpsychoanalytische Diagnose, zu der der gelegentlich sehr persönliche Ton des ›Anti Freud‹ durchaus einlädt. Auch nicht erstaunlich und wenig überzeugend ist, daß sie den sich zum Freudomarxismus bekennenden Onfray in die Nähe der extremen Rechten zu rücken sucht. Obwohl Roudinesco das manichäische Geschichtsmodell allein Onfray und den Freud-Bashern anzuhängen sucht, reproduziert sie es selbst unentwegt. In Frankreich haben große Polemiken immer wieder das Denken und Handeln bewegt; in der kleinen Welt der Pariser Medien sind sie mittlerweile zur Farce verkommen.« (Aus einer Rezension der FAZ zu diesem und zu Michel Onfrays Buch »Anti-Freud«)

Über die Autorin

Elisabeth Roudinesco ist Historikerin und Psychoanalytkerin; sie lehrt an der Universität Paris und ist Vizepräsidentin der Societe internationale d histoire de la psychiatrie et de la psychanalyse. Bekannt wurde sie durch ihre Arbeit »Geschichte der Psychoanalyse in Frankreich«, das Wörterbuch der Psychoanalyse sowie mit ihre Biographie über Jacques Lacan.

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