Details

Autor de Sade, Donatien-Alphonse-Francoise /Text) / Ruppert, Sibylle (Illustr.)
Herausgeber Matthes, Axel (Hg.)
Verlag München, Rogner & Bernhard
Auflage/ Erscheinungsjahr 1972, EA
Format Gr. 8°
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Rotes Orig.-Seidenleinen mit illustr. Umschlag, im Schuber
Seiten/ Spieldauer 363 [3] Seiten
Abbildungen 8 einseitig bedruckte, ungezählte Blatt Illustrationen nach Zeichnungen von Sibylle Ruppert zu den Seiten 112, 144, 160, 192, 208, 224, 304 und 320
Gewicht 810 g
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-000095_AQ

Zu dieser Ausgabe

Erste Auflage dieser auf 2000 Exemplare limitierten Ausgabe in deutscher Übersetzung, die als die buchgestalterisch schönste Ausgabe der letzten Jahrzehnte gilt. Mit den 8 verfremdeten, ausnehmend erotischen Zeichnungen von Sibylle Ruppert ist dieses Werk zweifellos die edelste Neuausgabe dieser Dialoge de Sades. Die Künstlerin besorgte auch die Typographie des Buches sowie die Gestaltung des beigegebenen Schutzumschlags.

De Sade zum Auftrakt an seine Leserschaft

Aus dem Nachwort Jacques Lacans

»An dieser Stelle sei nur soviel gesagt, daß eine Praxis wie die Psychoanalyse, die in der Begierde die Wahrheit des Subjektes erkennt, die Folgen dieser Einsicht nicht in Abrede stellen kann, ohne sich darüber auszuweisen, was sie verdrängt. Erfahrungsgemäß gilt ihr zufolge die Unlust als Vorwand für die Verdrängung der Begierde, insofern sie als Unlust auf dem Wege ihrer Befriedigung entstünde: zugleich aber als die Form, die diese Befriedigung sogar noch in der Wiederkehr des Verdrängten annimmt.

In ähnlicher Weise verstärkt die Lust ihre Aversion, das Gesetz anzuerkennen, indem sie den Wunsch, ihm zu gehorchen unterstützt und sich gerade dadurch verteidigt. Wenn, wie die Kritik sehr klassisch definiert, die Glückseligkeit des Subjekts in einer sein ganzes Dasein ununterbrochen begleitenden Annehmlichkeit des Lebens besteht, wird sie sich evidenterweise demjenigen verweigern, der nicht vom Weg der Begierde abläßt. Dieser Verzicht kann willentlich geleistet werden, nur wird er damit erkauft, daß der Mensch seine Wahrheit preisgibt, was sich ziemlich deutlich an der Ablehnung zeigt, auf die die Epikuräer und Stoiker bei den Anhängern der gewöhnlichen Lebensvorstellung stießen. Ihre Ataraxie schmälert ihre Weisheit. Daß sie die Begierde herabsetzen, ist ihnen nicht als Verdienst anzurechnen. Denn man erweist dem Gesetz nicht dadurch Gehorsam, daß man es auf einen so hohen Sockel stellt, vielmehr hat man das Gefühl, mag man sich dessen bewußt sein oder nicht, es werde dadurch eher entwertet.

Sade, der Aristokrat, greift, wo dies fällig wird, auf St. Just zurück. Daß das Glück zu einem Faktor der Politik geworden sei, ist eine schiefe Behauptung. Denn das war es stets, ja, sie führte nur zur Rückkehr von Zepter und Weihrauchfaß, die sich vorzüglich mit ihr vertragen. Neu ist vielmehr ein anderer Faktor, die Freiheit zu begehren, und neu nicht etwa, weil er eine Revolution auslöst, kämpft oder stirbt man doch stets um einer Begierde willen, sondern weil diese Revolution aus dem Willen entspringt, ihren Kampf um die Freiheit der Begierde zu führen.

Daraus folgt zugleich ihr Wille, daß das Gesetz frei sei, so frei, daß sie es als Witwe braucht, und zwar als Urbild der Witwe, die Euren Kopf in den Korb schickt, sobald er sich nur regt. Hätte St. Just den Phantasmen Organts in seinem Kopf weiterhin Platz gewährt, der Thermidor wäre vielleicht zu seinem Triumph geworden.

Fände das Recht auf Lusterfüllung Anerkennung, würde es die Herrschaft des Lustprinzips in eine forthin abgelebte Epoche abschieben. Sade bringt, um es auszusprechen, durch einen für kaum jemand merklichen Bruch das alte Richtmaß der Ethik ins Spiel: es ist nichts anderes als der Egoismus des Glücks.

Freilich ist auch bei Kant die Erinnerung daran nicht ganz erloschen, wenn man nur bedenkt, mit welcher Geläufigkeit er auf sie zurückkommt, oder mehr noch sich ihre Nachwirkungen, etwa anhand der Postulate vergegenwärtigt, mit denen er sowohl auf Vergeltung dort droben wie auf einen Fortschritt hier unten schließt.

Möge sich uns denn ein anderes Glück zeigen, dessen Namen wir eingangs nannten, und der Status der Begierde ändert sich, zwingt uns, ihn noch einmal zu untersuchen.

Hier aber wird eine Entscheidung fällig. Wohin eigentlich führt Sade uns in der Erfahrung dieser Lust, oder auch nur ihrer Wahrheit?«   - Jacques Lacan aus seinem Nachwort "Kant mit Sade" (S. 325 - 363)

Zum Erhaltungszustand

Im Fachantiquariat der SFB ist diese edel gemachte bibliophile  Ausgabe aus dem legendären Münchener Rogner und Bernhard-Verlag als ein sehr gut erhaltenes, offenbar allenfalls angelesenes Exemplar. Die Seiten frisch, der edle Leinwandeinband einwandfrei, auch der Schutzumschlag sehr gut und hier MIT dem stabilen Pappschuber. Keine Anstreichungen, Anmerkungen oder Besitzereinträge. - Ein gewiss sammelwürdiges Exemplar dieser limitierten und mit erotischen Grafiken von Sibylle Ruppert illustriertes Ausgabe. (Nicht zu verwechseln mit einer ähnlich anmutenden Buchgemeinschaftsausgabe in deutlich einfacherer Machart.)

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