Details

Autor Palla, Rudi
Verlag Die Andere Bibliothek
Auflage/ Erscheinungsjahr 01.1997, EA
Format ‎12,9 × 3,4 × 22,4 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Ledergebunden
Seiten/ Spieldauer 360 Seiten, mit Lesebändchen
Reihe Die Andere Bibliothek dAB, Band 153
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-009515_VZ

Braunes Original-Leder mit rotem Rückenetikett, ebenfalls in Leder, 355 Seiten, rotes Lesebändchen, Kunstdruckpapier

Die Kunst Kinder zu kneten” lautet der Titel von Rudi Pallas Studie über die Entwicklung diverser Erziehungskonzepte durch die Zeiten und Kulturen: ein unentwegtes „Kneten” und Formen der Kinder ist da zu sehen. Was aber wenn die „Knetmasse” auf einmal anfängt, selbst zu sprechen, Wünsche anzumelden und Forderungen zu erheben und den sie „Knetenden” dabei womöglich in den Finger beißt?

Zu dieser Vorzugsausgabe

Dieses Buch widmet sich den hundertfältigen Versuchen der Menschheit, ihre Nachkommenschaft zu formen und zu erziehen.

Palla vertritt in seinem Buch die These, dass die Art und Weise wie Menschen über die Zeiten hinweg ihre Kinder erziehen, - er sagt dazu: formen und kneten- , unmittelbar damit zusammenhängt, welche Vorstellungen, Ideologien, Ideale und Bilder sie von ihren Gesellschaft hatten oder haben. Welche Utopien oder Dystopien bilden eigentlich die Grundlage für die vorherrschenden Gesellschaftsbilder, die weiterzugeben gesellschaftlich erwünscht sind? Und was sagen heutige Lehrkonzepte wiederum über diese Gesellschaft aus?

Was bei diesem Unterfangen so alles zum Vorschein kommt, ist ein höchst krasses Durcheinander von Rezepten und Methoden, die ebenso selbstgewiss wie hilflos zwischen Wohlwollen und Brutalität hin- und herpendeln. Rudi Palla beschränkt sich dabei nicht auf die Geschichte der europäischen Pädagogik. Er greift auch auf exotische Quellen und auf Ergebnisse der ethnologischen Feldforschung zurück. Aufklärer und Eskimos, Nazis und Polynesier, Zwangsneurotiker und Menschenfreunde - alle haben sich an einer Aufgabe versucht, für die es offenbar keine schlichte Lösung gibt. »Das Kind als Feind«; »Schule der Barbaren«; »Wiedergeburt im Busch«; »Kinder im gefrorenen Land«; »Zwischen Angst und Liebe« - schon die Kapitelüberschriften zeigen, wie sonderbar es dabei zugeht. Nicht ohne Komik, nicht ohne Grauen, nicht ohne Grazie werden so die vielfältigen Minenfelder überquert. Eltern und Erzieher werden in diesem Buch mit Gewinn und mit Entrüstung lesen.

Stimmen zu diesem Buch

"Die Geschichte der Kindheit," zitiert Palla den amerikanischen Familienforscher Lloyd de Maus, "ist ein Alptraum, aus dem wir gerade erst erwachen." Von vielen dieser Alptraum-Episoden lesen wir in diesem Buch, in dem übrigens viel, ja sehr viel zitiert wird.

Palla beginnt in Sparta, widmet der Schönen Neuen Welt (den Utopisten) breiten Raum, springt ins zaristische Rußland, dann zu Basedow und Salzmann. Kuriose Zwischenspiele über Samurais und Inuits folgen. Schrebers zahllose Geradehalter machen einer Schilderung von afrikanischer Stammeserziehung Platz, Militär und Werkstoff Eisen, der Schuhfabrikant Bat'a und Malinowski kommen zu Wort, bis wir schließlich beim Nationalsozialismus angelangt sind. Beschlossen wird das Buch mit einem Bericht über Kinderläden, hübsch mit "Der lange Marsch durch die Illusionen" betitelt. - Wer je eine Geschichte der Pädagogik gelesen hat (ich musste als Schüler etwa Rebles Übersicht lesen), dem wird sich nichts wirklich Neues in diesem Buch bieten. Palla stellt die einzelnen Systeme vorwiegend anhand von Originalzitaten dar, und es wäre kein Band der - wie immer sorgfältig gemachten - "Anderen Bibliothek", würde dies nicht auch typographisch (mehr als) deutlich gemacht: Zitate sind halb­fett in der Korpus Gill Grotesk gesetzt und schon von weitem als solche zu erkennen.

Pallas Buch ist leicht lesbar und zeigt, dass Erziehung immer wieder zu rigiden Konzepten zusammengefasst wird; je geplanter, so der Eindruck, desto unmenschlicher, je 'zivilisierter', desto grausamer. Fatal, wie man sich beim Kapitel 'Militär' an die Ordnungswünsche mancher auch in unseren Schulen heute erinnert fühlt. Noch fataler, wenn sich die Unbedingtheit von Entwürfen auch mit Manifesten aus heutigen Tagen deckt. (Ich denke da etwa an das Werteprogramm der Tories im vorigen Jahr.) - Wer also auf angenehme Weise an viel Unangenehmes und Grausames aus der Geschichte der Pädagogik erinnert werden will, wer sich gleichzeitig in seinem Eifer, Kinder zu kneten, gebremst sehen will, der kann dies mit dem vorliegenden Band ausführlich tun."  -  (Christian Holzmann am 01.07.2001auf www.schule.at)

Der Autor

Rudolf Palla, in Wien geboren, arbeitet als freier Schriftsteller. Zu seinen Publikationen zählen u. a.: »Verschwundene Arbeit« (1994, Neuausgaben 2014), »Die Kunst, Kinder zu kneten. Ein Rezeptbuch der Pädagogik« (1997), »Kurze Lebensläufe der Narren« (2008), »Die Weltreise Seiner Majestät Korvette Saida in den Jahren 1884-1886« (2011), »Der Kapitän und der Künstler. Die Erforschung der Terra Australis« (2013) und »Valdivia. Die Geschichte der ersten deutschen Tiefsee-Expedition« (2016).

Zu diesem Angebot

Die Kunstabteilung der SFB verfügt von diesem Band der Reihe "Die Andere Bibliothek" ein annähernd verlagsfrisches Exemplar der limitierten Vorzugsausgabe in Lederbindung; entsprechend frisch und sehr gut. - Alternativ können wir dieses Buch auch in der Normalausgabe der zu einem günstigen Preis anbieten..

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