Details

Herausgeber Lamparter, Ulrich; Amelung, Gabriele; Boll-Klatt, Annegret; Sadjiroen, Andreas (Hg.)
Verlag Psychosozial-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 10.2021
Format 21 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 250 Seiten
Gewicht 383
Reihe Bibliothek der Psychoanalyse
ISBN 9783837930429

Zu diesem Reader

Warum haben auch vermeintlich freundliche und sich ´friedfertig` wähnende Menschen häufig keine Probleme damit, Gewalt anzuschauen oder sogar selbst in verschiedensten Kontexten und Dosierungen auszuüben? Wie kommt es zu gewalttätiger Herrschaft?

Die Beiträgerinnen und Beiträger stellen wesentliche psychoanalytische und sozialpsychologische Perspektiven auf das Phänomen menschlicher Gewalt dar. Sie arbeiten Entstehung, situativen Kontext und Folgen verschiedener Gewaltphänomene heraus und machen diese an aktuellen Beispielem deutlich. Dabei widmen sie sich sowohl der Mikroperspektive von Gewalt im psychotherapeutischen Behandlungszimmer als auch den großen Themen von Krieg und Extremgewalt und beziehen empirische Befunde der Gewaltforschung ein. Es zeigt sich einmal meht, dass von Menschen ausgeübte Gewalt immer auich ökonomische, historische, soziale und situative Ursachen hat, im Kern aber auf genuin menschliche Aggressionsmuster verweist, die im Unbewussten verankert sind, latent tradiert und situativ aktiviert werden.

Die Beiträge des Bandes

Einleitung von Ulrich Lamparter

  • Wolfgang Berner: Gewalt und Psychoanalyse
  • Rolf Haubl: Denn sie wissen, was sie tun. Empathie und Grausamkeit
  • Hans-Jürgen Wirth: Das radikal Böse als Bestandteil der menschlichen Existenz. Psychoanalytische und kulturpsychoanalytische Erkundungen
  • Michael B. Buchholz; Andreas Sadjiroen: Situationen der Gewalt
  • Jan Lohl: Hass und Gewalt im Rechtspopulismus. Zur psychoanalytischen Sozialpsychologie eines »brennenden Zeitproblems«
  • Jochen Lellau: Destruktive Prozesse in der psychoanalytischen Behandlung. Bemerkungen zu pathologischen Spaltungsvorgängen
  • Harald Kamm: Kriegskinder als Psychoanalytiker revisited
  • Mechthild Klingenburg-Vogel: Wann Krieg beginnt, das kann man wissen, aber wann beginnt der Vorkrieg?
  • Ulrich Lamparter: Was wirkt wie nach? - Seelische Folgen des Hamburger Feuersturms (1943) durch die Generationen
  • Gabriele Amelung, Annegret Boll-Klatt, Ulrich Lamparter, Andreas Sadjiroen, Frank Ruwwe: Hat uns G20 verändert? Widersprüchliche Narrative zur Gewalt zwei Jahre nach dem G20‑Gipfel in Hamburg

Aus dem Vorwort

Im Juli 2017 war Hamburg bei den Auseinandersetzungen um den G20-Gipfel der Ort einer viele Menschen verstörenden städtischen Gewalterfahrung. Was lag also näher, als sich dem Thema der menschlichen Gewalt zuzuwenden und dazu Beiträge der Psychoanalyse aus verschieden Perspektiven zu sammeln? - So die thematischen Überlegungen bei der Vorbereitung einer Ringvorlesung an der Universität Hamburg, die dann im Sommersemester 2019 stattfand. Auch zwei Jahre später waren die Erfahrungen während des G20-Gipfels noch nicht vergessen: Untergründige Folgen schienen fortzubestehen und die Auseinandersetzungen um das, was geschehen war, dauerten an.

In der Ankündigung der Ringvorlesung wurde auf erläuternde Zusätze zur Themensetzung verzichtet. Das Plakat zeigte eine nackte Faust, darunter lediglich das Wort »Gewalt«. Dieser apodiktisch kurze Titel sollte darauf verweisen, wie vieles immer noch unbegriffen und unbenannt erscheint, was mit Gewalt verbunden ist. Gleichzeitig sollte implizit zum Ausdruck gebracht werden: Das Feld menschlicher Gewalt ist weit und entzieht sich schneller Einengung und Zentrierung.

Wir fragten uns: Wie kommt es zu der gewalttätigen Herrschaft von Menschen über Menschen und warum haben auch freundliche und zivilisierte Menschen keine Probleme, Gewalt anzuschauen oder auch selbst auszuüben? Und warum lässt sich die »Kruste der Zivilisation« so schnell abstreifen?

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