Details
Autor | Schön, Erich |
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Verlag | Ernst Klett Verlag |
Auflage/ Erscheinungsjahr | 1987 |
Format | Gr.-8° |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | gebunden mit Schutzumschlag |
Seiten/ Spieldauer | 447 Seiten |
Abbildungen | zahlreiche s/w Abb. |
Reihe | Sprache und Geschichte, Band 12 |
ISBN | 3608914390 |
Wie ist das heutige (1987) Leseverhalten entstanden, das spätestens in dem Augenblick suspekt zu werden scheint, wo Lesen vielen längst nicht mehr jenes Vergnügen zu bereiten vermag, welches sie inzwischen von anderen Informations- oder Unterhaltungsträgern kennen und erwarten?
Zu diesem Buch
Während früher das Gefühl in das Leseerlebnis einbezogen war (gemeinsames lautes Lesen, Lesen im Freien, Lesen aus „ergriffenem" Buch unter taktiler Verbindung mit dem Medium Buch), findet das Leseerlebnis heute ausschließlich im Kopf statt. Die Verbindung zur Materie Buch beschränkt sich auf das „Abtasten" der Zeilen mit den Augen. Wer springt noch auf, wenn ihn die Handlung eines Romans mitreißt? Wer weint noch beim Lesen? Haben uns die vielfältigen Zwänge unserer Kultur unfähig gemacht, auszukosten, was die Menschen früherer Zeiten beim Lesen erlebten? Wir sehen eine Fülle konkreter, uns alle als Leser betreffende (Gesichtspunkte vor uns. Den Autor stört die Zwiespältigkeit der heutigen Lese-„Kultur". Ihren positiven Seiten stehen massive negative Einschränkungen gegenüber, die der Mensch sich selbst auferlegt: Am Ende steht der Verlust der Sinnlichkeit beim Leser.
Die Studie analysiert erstmals nicht die Bücherinhalte und ihre Wirkung auf den Leser, sondern die lesenden Personen und ihre Einstellung zum Lesen; besondere Beachtung findet das sogenannte durchschnittliche Lesepublikum. Eine nüchterne Mentalitätsgeschichte deckt den Wandel jenseits der Idealisierungen des Bildungsbürgertums auf.
Aus dem Inhalt
- Bilder von Lesenden
Geschichte des Lesens — was das heißt und warum dabei das 18. Jahrhundert so wichtig ist
- Das Interesse am Leser
- Zur Methode
- Geschichte des Lesens - ein knapper Überblick
Der Leser und sein Körper
- Beobachtungen an Bildern von Lesenden
- Widerstände dagegen, sich zum Lesen an einen Tisch zu setzen
- Der Körper
Das Ende des lauten Lesens
- Lautes Lesen am Ende des 18. Jahrhunderts . .
- Die verlorenen Funktionen lauten Lesens
- Verlust und Gewinn
Lesen im Freien
- Das Problem
- Lesen im Freien als ästhetisches Motiv und Verhaltensmodell
- Beschreibung eines Ortes
- Lesen in der Natur
- Lesen in der Landschaft
- Lesen im »Freien« ?
- Exkurs: Über Einstimmung und Illusion im Theater
Gemeinsames Rezipieren
- Alles ist Ohr
- Die Gründe des Vorlesens: Illiteralität - Licht zum Lesen - Vorlesen als dienende und als autoritative Rolle - »Arbeitsteilung« - Gewohnheit - Literatur in der Geselligkeit des Bürgertums
- Übergänge und Unterschiede
- Die allmähliche Entwicklung - Übergangsformen von der autoritativen zur geselligen Vorlesesituation: Salons - Freundeskreise - »Familienunterhaltung« - Die Struktur der Interaktionssituation
- Die autoritative Rezeptionssituation - Der gesellige Kreis - Typisierung: Wandel von Korporationen zu Assoziationen - Bedeutung für die Rezeptionssituation: korporative Gruppe, Freundschaftsbeziehung, »Familienunterhaltung«, geselliger Zirkel - Interaktionssituation und Rezeptionserlebnis
Einsames Lesen
Die Zeit des Lesens
- Alles hat seine Zeit
- Die Gewinnung der Nacht: historische Bewegung
- Der Ort des Lesens in der kategorialen Trennung von Arbeit und Freizeit
- Die Gewinnung der Nacht als Beherrschung äußerer und innerer Natur: Niemand weiß heute mehr, wie dunkel die Nacht ist
- Die Veränderung der Zeitmentalität: Herr Rennthier hat seine Ordnung
innerlich - Von der Nützlichkeit und Nothwendigkeit des Bücherlesens
- Ungemein erfolgreiche Gewohnheiten
- Frey und unabhängig zu den entgegengesetztesten Dingen
Anhang
- Theorien im Hintergrund
- Elias' Zivilisationstheorie - historische Anthropologie - Symbolischer Interaktionismus - Der Ausgangspunkt für die historische Arbeit
- Der quellenbedingte Gültigkeitsbereich
- Sozial - kulturräumlich — konfessionell - Die Quellen
1. Vorliegende Quellenauswertungen
Meßkataloge u. ä. - Subskribenten- und Pränumerantenverzeichnisse - Lesegesellschaften — Leihbibliotheken
2. Problematische Quellen für die Rekonstruktion der Art des Lesens Autobiographien - Biographien - Rezensionen
3. Die hier vor allem ausgewerteten Quellen
Bilder von Lesenden - Das »Journal des Luxus und der Moden« -Lebensregeln - Beiträge zur »Lesesucht«-Diskussion - Lesepropädeutiken - Literarische Texte
Über den Autor
Erich Schön, Jahrgang 1949, studierte Germanistik und Slawistik. Seit über zehn Jahren beschäftigt er sich mit den Problemen der Rezeption von Literatur. Er unterrichtet allgemeine und deutsche Literatursoziologie an der Universität Konstanz.
Lieferbarkeitshinweis
Bei der SFB ein wohlerhaltenes Archivexemplar mit leichten Lagerspuren; beim Verlag vergriffen.
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