Details

Autor Jonas, Hans
Verlag Suhrkamp
Auflage/ Erscheinungsjahr 28.04.2003
Format 18 × 11,6 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 426 Seiten
Gewicht 294
ISBN 9783518399927

Zu diesem Buch

Mit seinem Hauptwerk Das Prinzip Verantwortung erlangte der Kulturphilosoph Hans Jonas in Fachkreisen und bei einem interessierten und gebildeten Leserpublikum weltweite Beachtung. Jonas fragt sich und erörtert, wie den wachsenden Herausforderungen der Moderne begegnet werden kann, wenn die mit ihr einst eng verknüpften Verheißungen, wenn die von ihr ermöglichte Technik zusehends in Bedrohung, Zersetzung, Entsolidarisierung umschlagen? Hans Jonas formuliert eine Ethik für die Menschen im technologischen Zeitalter und postuliert eine auf ´Versöhnung`, auf einen Interesenausgleich zwischen Mensch und Natur: Jonas verficht das »Das Prinzip Verantwortung«.

Als ´Das Prinzip Verantwortung` 1979 erstmals erschien, waren die zunehmend fatalen Auswirkungen des Treibhauseffekts und des weltweiten Raubbaus an natürlichen Resoouren noch nicht Mindesten im allgemeinen Bewusstsein der Menschen und bei der Politik angekommen. Heute sind die Auswirkungen des Klimawandels evident und für jeden erkennbar: Überflutungen in warmen Wintern, Waldbrände in trockenen Sommern. In seinem Standardwerk der Umweltethik formulierte Jonas allerdings schon vor vier Jahrzenten Antworten auf drängende moralische Fragen: Sind wir verantwortlich für den Fortbestand der Menschheit auf der Erde? Ist jeder Einzelne in der Pflicht? Und wie lassen sich Staaten und deren Institutionen zum Handeln bewegen?

Die ungeheure Ausweitung menschlicher Fähigkeiten und Handlungsspielräume macht es für Jonas notwendig, den Rahmen ethischer Überlegungen weiter zu stecken, als dies bislang in der traditionellen Ethik der Fall gewesen ist. Da die Wirkungen des technisch potenzierten Handelns den ganzen Erdball betreffen und die Folgen des biomedizinischen Erkenntniszuwachses die jetzt lebenden Generationen weithin überdauern werden, muss nach Auffassung des Autors an die Stelle einer Ethik der Nähe und der Gleichzeitigkeit eine Ethik der Ferne treten.

Eine solche Ethik begründet die Forderung, so zu handeln, dass die Wirkungen unserer Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden. Das Prinzip Verantwortung mit seinem weiten zeitlichen Horizont tritt damit in Konkurrenz zum utopischen Denken, dem Prinzip Hoffnung (Ernst Bloch), das als einziges bislang das Konzept einer Zukunftsethik entworfen hat, in der die Idee des gesellschaftlich-technischen Fortschritts jedoch alles Gewesene und Gegenwärtige zu einem bloss peripheren Übergangsphänomen macht. Utopien werden fragwürdig, wo moderne Technologie es ermöglicht, aus den literarischen Spielen der Fantasie den Ernst realisierbarer Weltentwürfe zu machen. Jonas plädiert stattdessen für eine Heuristik der Furcht. Im Erschrecken vor den künftigen Gefahren, die den Menschen bedrohen, gewinnen wir erst ein wirkliches Verständnis unserer Selbst und dessen, was es zu schützen gilt.

Dem Prinzip der Verantwortung eher als dem der Hoffnung zu folgen, bedeutet ferner, den Unheilsprognosen ein grösseres Gewicht als den Heilserwartungen beizumessen. In diesem Sinne ist Jonas' Denken konservativ, eher bewahrend als wagend. Es geht von der wesentlichen Annahme aus, dass das Gewordensein des Menschen durchaus zulänglich ist. Der Mensch harrt nicht erst einer radikalen Verbesserung und Vervollkommnung in einer neuen Gesellschaftsordnung, wie sie der Marxismus durch revolutionäre Praxis heraufzuführen beabsichtigt.

Aus dem Vorwort des Autors

"Der endgültig entfesselte Prometheus, dem die Wissenschaft nie gekannte Kräfte und die Wirtschaft den rastlosen Antrieb gibt, ruft nach einer Ethik, die durch freiwillige Zügel seine Macht davor zurückhält, dem Menschen zum Unheil zu werden. Daß die Verheißung der modernen Technik in Drohung umgeschlagen ist, oder diese sich mit jener unlösbar verbunden hat, bildet die Ausgangsthesc des Buches. Sie geht über die Feststellung physischer Bedrohung hinaus. Die dem Menschenglück zugedachte Unterwerfung der Natur hat im Übermaß ihres Erfolges, der sich nun auch auf die Natur des Menschen selbst erstreckt, zur größten Herausforderung geführt, die je dem menschlichen Sein aus eigenem Tun erwachsen ist. Alles daran ist neuartig, dem Bisherigen unähnlich, der Art wie der Größenordnung nach: Was der Mensch heute tun kann und dann, in der unwiderstehlichen Ausübung dieses Könnens, weiterhin zu tun gezwungen ist, das hat nicht seinesgleichen in vergangener Erfahrung. Auf sie war alle bisherige Weisheit über rechtes Verhalten zugeschnitten. Keine überlieferte Ethik belehrt uns daher über die Normen von »Gut« und »Böse«, denen die ganz neuen Modalitäten der Macht und ihrer möglichen Schöpfungen zu unterstellen sind. Das Neuland kollektiver Praxis, das wir mit der Hochtechnologie betreten haben, ist für die ethische Theorie noch ein Niemandsland.

In diesem Vakuum (das zugleich auch das Vakuum des heutigen Wertrelativismus ist) nimmt die hier vorgelegte Untersuchung ihren Stand. Was kann als Kompaß dienen? Die vorausgedachte Gefahr selber! In ihrem Wetterleuchten aus der Zukunft, im Vorschein ihres planctarischcn Umfan-ges und ihres humanen Tiefganges, werden allererst die ethischen Prinzipien entdeckbar, aus .denen sich die neuen Pflichten neuer Macht herleiten lassen. (...)"  Hans Jonas

Der Autor

Hans Jonas wurde am 10. Mai 1903 in Mönchengladbach geboren und starb am 5. Februar 1993 in New Rochelle bei New York. Als seine Hauptwerke gelten Das Prinzip Verantwortung (1979) und Gottesbegriff nach Auschwitz (1984). Sein Werk wurde in mehr als 15 Sprachen übersetzt.

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