Details

Autor Sadger, Isador Isaak
Verlag Verlagsbuchhandlung Edmund Demme, Leipzig
Auflage/ Erscheinungsjahr 1910, EA
Format 22 × 14.5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Obrosch.
Seiten/ Spieldauer 74 Seiten
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-004858_AQ

Zu diesem Beitrag

»Als ich vor ca 20 Jahren mich dem neurologischen Spezialfache zuwandte, da waren die Begriffe der „neuropathischen Disposition" („Nervosität"), der „Neurasthenie" und „Hysterie" noch so wenig geklärt, daß eine Scheidung dieser Krankheiten noch in ziemlich weitem Umfang dem arbiträren Ermessen des Einzelnen freistand. Allerdings auch damals schon kannte man typisch hysterische Symptome, die ausschließlich dieser Neurose zukamen und ihr ganz allgemein zugezählt wurden. Wein- und Lachkrämpfe, arc de cercle und hysterische Kontrakturen wurden nie anderswohin gerechnet. Hingegen war zumal die Differentialdiagnose zwischen Nervosität und Neurasthenie eine recht willkürliche und ist's bis zum heutigen Tage geblieben. Eine Reihe von häufigen Allgemeinsymptomen, wie hochgradige Reizbarkeil und Übererregbarkeit, stete Unruhe, nervöse Schwäche und Mattigkeit, Unfähigkeit zu längerer geistiger Arbeit und dgl. Dinge rubrizierte der Einzelne je nach Gutdünken in eine der drei obgenannten Krankheiten, so er es nicht vorzog, was auch nicht allzu selten geschah, die Sonderung nach Rock und Hose zu machen, Schlaflosigkeit etwa, nervöse Magen und Darmbeschwerden beim männlichen Geschlechte der Neurasthenie, beim Weibe jedoch der Hysterie zuzurechnen. In den folgenden Jahren schufen die Forschungen Sigmund Freuds für einen Teil der Symptome endlich Ordnung. (...)«

Aus dem Vorwort

Über den Autor

Isidor Isaak Sadger (* 29. Oktober 1867 in Neusandez, Galizien; † Dezember 1942 im Ghetto Theresienstadt) war jüdischer Arzt und Psychoanalytiker in Wien. Als Student verfolgte er begeistert Sigmund Freuds Vorlesungen in den Jahren 1895 bis 1904. Sadger hatte so als Hörer schon in den 90iger Jahren Kontakt zu Freud und war ab 1906 auf Freuds Vorschlag in der »Mittwochs-Gesellschaft« gekommen. Er zählt zweifellos zu den profiliertesten Persönlichkeiten um Freud und bezeichnete sich selbst als dessen ›ältesten Schüler‹.

Sadger führte 1908 als erster eine psychoanalytische Behandlung mit einem Homosexuellen durch, was in der jungen psychoanalytischen Gemeinde kontrovers diskutiert wurde. Der Begriff ›Sadomasochismus‹ wurde 1913 von ihm geprägt. Im Jahre 1930 verfaßte Sadger seine Erinnerungen über seine Begegnungen mit Freud, die er aber erst nach seinem Tod veröffentlicht wissen wollte. Aus Altersgründen konnte sich Sadger vor den Nationalsozialisten nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen, wurde am 10. September 1942 festgenommen, ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und dort im Dezember desselben Jahres ermordert. (vgl. Mühlleitner, 1992, 282 f.)

Ergänzendes

"Mit Freud war Isidor Sadger seit den 1890er Jahren in Kontakt (Wittels, 1924), er war Hörer seiner Vorlesungen, wurde von Freud am 14.11. 1906 zur Aufnahme in die Mittwoch-Gesellschaft vorgeschlagen und eine Woche später angenommen.

Schon früh beschäftigte er sich mit Homosexualität und Perversion, am Salzburger Kongress 1908 berichtete er von einer Psychoanalyse mit einem Homosexuellen. Er publizierte zahlreiche Pathographien über Dichter in der Presse aus der Sicht der zeitgenössischen Psychiatrie, was ihm unter anderem die Kritik Freuds einbrachte. Zusammen mit seinem Neffen Fritz Wittels, den er in die Mittwoch-Gesellschaft einführte, sprach er sich vehement gegen die Aufnahme von Frauen in die Mittwochgesellschaft aus.
Aus den Protokollen der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung vom 13. April 1910 (number, Federn 1997, II, 440):

“In der Debatte über die Anmeldung der Frau Dr. Hilferding […] erklärt sich: Sadger aus prizipiellen Gründen gegen die Aufnahme von Frauen. Adler ware dafür, auch weibliche Ärzte und Frauen, die sich ernsthaft dafür interessieren und mitarbeiten wollen, zuzulassen. Prof. Freud würde es als arge Inkonsequenz sehen, wenn wir Frauen prinzipiell ausschlössen. In der hierauf vorgenommenen informativen Abstimmung ergibt sich, daß 3 gegen 11 Stimmen prinzipiell gegen die Aufnahme von Frauen sind, was den Obmann veranlaßt, in diesem Punkte mit besonderer Zurückhaltung vorzgehen. […] Die Kandidatur Frau Dr. Hilferdings wird an den Vorstand verwiesen.”

Sadger gehörte zu den Unterstützern von Otto Fenichels „Seminar für Sexuologie“ (1919-1921), in Ambulatorium und Lehrinstitut referierte er zur „Psychopathia sexualis“.

1933 gab er seinen Austritt aus der Vereinigung bekannt, was mit heftigen Angriffen in Zusammenhang mit seiner Freud - Biographie stehen dürfte, die er zwar drucken hatte lassen, mit deren Veröffentlichung er jedoch angeblich bis nach Freuds Tod warten wollte. Dieses Buch war lange verschollen und wurde 2006 von Andrea Hupke und Michael Schröter neu herausgegeben."

Quelle: Christine Diercks, in: www.psyalpha.net

Zum Erhaltungszustand

Im Klassischen Fachantiquariat der SFB ist dieses Werk in einem altersbedingten guten Zustand verfügbar; der Einband zur hälfte vom Buchblock abgelöst; der Frontdeckel unten links leicht abgerieben; im Inneren frisch und ohne Anstreichungen, Anmerkungen o.Ä. - Selten!

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