Arctos oder Das geneigte Ohr

Zu diesem Buch

Psychoanalytiker bezeichnen sie gern als „Übergangsobjekte", die Vertrauten unserer frühesten Jahre. Mit ihnen teilten wir Geheimnisse. Sie halfen uns, Brücken zur Welt zu bauen. Eines Tages landen diese Wesen in einer Kiste auf dem Dachboden. Finden wir sie nach Jahren, zaubern sie alte Zeiten in die Gegenwart und wir spüren, dass wir irgendetwas verloren haben. Was würde geschehen, machte sich eine dieser vergessenen Gestalten auf die Reise durch unseren Alltag? Rainer Otte hat eine eigenwillige Persönlichkeit begleitet. Sie ähnelt einem er-wachsen gewordenen Teddybären. Arctos (altgriechisch: der Bär), der Protagonist des Buches, ist schweigsam, aber nicht dumm. Er beobachtet unsere Welt der Kommunikation und des gnadenlosen Konsums.

Arctos lernt die Medienhypes um Stars und Meinungsführer kennen und erlebt ein blaues Wunder nach dem anderen. Für uns ist jedes einzelne aufschlussreich. Sein stummer Blick auf unsere Welt lässt manche Schuppen von Augen fallen. Zudem kann Arctos in einer Weise zuhören, die uns in der Regel schmerzlich abgeht. Hier kommen nicht nur Slapsticks oder zauberhafte Geschichten aufs Papier, eine Prise zartbitterer Ironie ist dabei. Arctos wird Philosoph. Mit bescheidenen, nicht sehr akademischen Mitteln zeigt er, wie ein Philosoph die Welt etwas besser, ein wenig schärfer und auch gerechter sehen könnte.

Leseprobe aus dem Vorwort:

Es gibt Wesen, die zu unserer intimen Kommunikationswelt gehören. Ohne sie wären wir andere Menschen. Sie wissen Dinge von uns, die wir keinem anderen erzählen würden. Sie prägen und begleiten uns ein Leben lang. Das geht in aller Stil-le vor sich und braucht keine großen Worte. Wer oder was verbirgt sich hinter diesen geheimnisvollen Wesen? Wir können diese Wesen jahrelang vergessen, in Kisten sperren und auf Dachböden lagern. Sie nehmen es uns nicht übel. Kommen sie uns in den Sinn, so stehen sie etwas verstaubt, doch in alter Frische da. Mit einem Augenblick erscheint eine Welt von Neuem, die unsere Welt war und es plötzlich wieder ist. Dann wissen wir: Die Beziehung mit Arctos ist unkündbar.

Über den Autor

Dr. Rainer Otte studierte Philosophie, Vergleichende Religionswissenschaften und Kunstgeschichte. Einige Jahre war er als Dokumentarfilmer unterwegs. Über Jahrzehnte hat er als Wissenschaftsjournalist mit den Arbeitsgebieten Medizin, Psychologie und Philosophie für renommierte Zeitungen und Zeit-schriften gearbeitet, Sachbücher und philosophische Werke geschrieben. Er lebt heute als Publizist im Südharz.