Details
Autor | Wuketits, Franz M. |
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Verlag | Suhrkamp |
Auflage/ Erscheinungsjahr | 17.06.2013 |
Format | 17.8 × 10.9 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | Paperback |
Seiten/ Spieldauer | 136 Seiten |
Gewicht | 94 |
Reihe | edition unseld - eu, Band 49 |
ISBN | 9783518260494 |
»Soeben dachte ich, wie ich oft tue, darüber
nach, was die menschliche Vernunft doch für ein
willkürliches und unsicheres Werkzeug ist.«
Michel de Montaigne
»Wenn die Vernunft am Ende ist, dann hilft der Teufel weiter!«
Fjodor M. Dostojewskij
Zu diesem Reader
Der Mensch ist das mit Vernunft begabte Lebewesen, das animal rationale. So will es die philosophische Überlieferung. Geschichte und Gegenwart des Menschen legen jedoch die Vermutung nahe, dass in seinem Denken und Handeln mehr Unvernunft steckt, als ihm selbst lieb sein kann. Zwei Weltkriege und unzählige andere (menschliche) Katastrophen sowie die massive Zerstörung seines Lebensraums lassen den Menschen als »animal irrationale« erscheinen. Der Evolutionstheoretiker Franz M. Wuketits spürt die (natur-)historischen Wurzeln der Unvernunft auf und kommt zu dem Schluss, dass jene Portion Irrationalität, die sich der Steinzeitmensch leisten durfte, seinen Nachfahren in unserer komplexen Welt immer wieder zum Verhängnis wird.
Inhalt
- Vorwort
Einleitung: Das Märchen vom animal rationale
1 Die (Un-)Vernunft der Natur
- Worauf es ankommt: Fressen, Schutz, Fortpflanzung
- Strategien des Überlebens – (fast) alles ist möglich
- Nichts ist vollkommen
- Vom Überleben der Feiglinge
2 Die Natur der (Un-)Vernunft
- Wahr ist, was sich bewährt
- Angeborene Lehrmeister
- Kognitive Welten der Tiere
- Ist das Leben vernünftiger als die Vernunft?
3 Die Welt, aus der wir kommen
- Kognitive Welten unserer prähistorischen Vorfahren
- Unser Gehirn – auf Überleben programmiert
- Eine Welt der mittleren Dimensionen
- Wirklichkeit und Illusion
4 Aus Fehlern lernen, mit Fehlern leben
- Alltägliche Pannen und Pleiten
- Wenn sich die Vernunft als hinderlich erweist
- Das Lernen aus Fehlern kommtmanchmal zu spät
5 Das Scheitern am Komplexen
- Ursache und Wirkung – der Hang zum monokausalen Denken
- Triumph der politischen Unvernunft
- Triumph der kollektiven Unvernunft
- Triumph der ökonomischen Unvernunft
Zum Abschluss: Der Unvernunft ist längst zu viel
Literatur
Personen- und Sachregister
Aus dem Vorwort
"Dass der Mensch das mit Vernunft begabte Lebewesen sei, ist inzwischen eine schon etwas abgedroschene, aber durchaus fragwürdige Phrase. Wie viel Vernunft steckt denn in einer Kreatur, die ihre Umwelt und mithin ihre eigenen Lebensgrundlagen systematisch zerstört? Wie viel Vernunft darf man einemLebewesen zutrauen, das sich durch Kriege selbst größten Schaden zufügt? Wo bleibt die Vernunft angesichts politischer und religiöser Wahnideen? Es hat den Anschein, dass beim Menschen stets die Unvernunft triumphiert. Freilich kann nur ein Wesen mit Vernunft zugleich unvernünftig sein.
Spätestens heute stellt sich aber ernsthaft die Frage, wie vielUnvernunft derMensch verträgt, wie unvernünftig er – als Kollektiv – gerade noch handeln darf, um seine Gattung nicht in den Abgrund zu stürzen. Illusionen zu entwickeln und zu pflegen sowie beliebigen Unsinn zu glauben ist ein Privileg des Menschen, aber nicht jeder Glaube ist lebensfördernd.
Das vorliegende Buch ist eine kurze Geschichte der Unvernunft als Ergebnis einer höchst bemerkenswerten Verquickung
der Natur des Menschen mit seinen – dieser entsprungenen – mentalen Leistungen. Es spürt die Ursprünge des menschlichen Denkens auf und stellt zunächst heraus, dass es in der Natur, im Reich der Lebewesen stets (nur) um drei Dinge geht: Verfügbarkeit von Nahrung, Schutz vor den Unbilden der jeweiligen Umgebung, erfolgreiche Fortpflanzung. Dabei hat die Evolution unzählige Strategien hervorgebracht – bewährt hat sich stets nur, was mittel- bis langfristig dem Überleben diente. Der Mensch war die längste Zeit seiner Entwicklungsgeschichte praktisch in derselben Situation wie die anderen Tiere. Allerdings wurde er mit einem Gehirn ausgestattet, dessen (kognitive) Kapazität in den späteren Phasen seiner Evolution die aller anderen Gehirne bei Weitem übersteigt. Dieses Gehirn jedoch war von Anfang an lediglich darauf programmiert, seinem »Träger« dasÜberleben zu ermöglichen – und nicht etwa, die »Wahrheit« über diese Welt herauszufinden. (...)" - Aus dem Vorwort des Autors
Der Autor
Franz M. Wuketits lehrt Wissenschaftstheorie mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften an der Universität Wien.
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