Details

Auflage/ Erscheinungsjahr Um 1980
Format L 1,29 × B 0,90 Meter (ohne Fransen)
Seiten/ Spieldauer Material: Wolle auf Baumwolle mit Naturfarben
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-010719_Galerie

Zu diesem Angebot der SFB-Kunstabteilung

Ein ganz besonderer Nomadenteppich aus Afghanistan, ein Stück Zeitgeschichte, wurde er doch von den Knüpfern unter den traumatischen Eindrücken des Krieges nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan hergestellt.

Inmitten ihrer traditionellen Designs, wie diese für die halbnomadisch lebenden Stämme - Belutschen, Taymani, Turkmenen und Usbeken - der afghanischen Bergregionen typisch sind, finden sich plötzlich ganz ´aus dem Rahmen` fallende, sozusagen ´entgleiste` Motive inmitten dieser klassischen Teppichdesigns. Zu sehen sind etwa Panzern, Hubschrauber, Raketen, Kalaschnikows und anderes Kriegsmaterial. Es sind geknüpfte Albtraum-Bilder; womöglich eine Form der Traumabearbeitung der Knüpfenden und Zeitdokumente gegen das Vergessen der schrecklichen Kriegserlebnisse.

Beim Einmarsch der Sowjetunion im Jahr 1979 flüchteten viele Afghanen in das Nachbarland Pakistan. Die Kriegserfahrungen der Flüchtlinge flossen unmittelbar in die Teppichgestaltung ein. Teppichspiegel und Bordüre zeigten plötzlich einen Mix aus traditionellen Ornamenten und aufgereihten Handgranaten, Panzern, Helikoptern, Panzerfäusten und russischen Sturmgewehren AK 47 (Kalaschnikow). Wenn die sowjetischen Besatzer dieser Teppiche habhaft werden konnten, wurden diese konfisziert und zerstört.

Wegen ihrer irritierenden bizarren Bildsprache - die verstörenden Motive brechen in und unterbrechen das ursprüngliche, gerade beim Knüpfenden in Arbeit befindliche traditionelle Design des jeweiligen Teppichs ein und überschwemmen es; Durchbrüche aus dem Unbewußten und intuitive Versuche der Traumaverarbeitung - sind diese originären Teppichkunstwerke auch aus psychologischer Perspektive von größtem Interesse und erzielen darüber hinaus bei Museun und Sammlern enorm hohe Preise.

Zu diesem Angebot

Die SFB-Kunstabteilung verfügt aktuelle über ein sehr gut erhaltenes Exemplar als ein Original der Zeit aus einer prominenten privaten Sammlung. Der kleine Teppich wurde Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhundert geknüpft und ist besonders gut erhalten. Das verwendete Material ist reine Schafswolle, die von den Knüpfern mit reinen Naturfarben gefärbt wurde.

Diesem Angebot liegt ein seltener, einst in einer kleinen Auflage aufwendig erstellter Katalogband ´Afghanische Teppiche mit Kriegsmotiven` in annähernd verlagsfrischer Erhaltung bei, der zahlreiche Kriegsteppiche dokumentiert, beschreibt und in professionellen Fotoaufnahmen zeigt. Unter anderem ist dort eine ganz ähnliche Knüpfarbeit wie die hier angebotene abgebildet..

Zum Thema ´Kriegsteppiche

Afghanische Kriegsteppiche (qualin-e dschihad) sind handgeknüpfte, zumeist schafwollene Teppiche aus Afghanistan und Pakistan, die militärische Objekte und Motive des Kriegs abbilden. Die Motive sind ein Ergebnis der afghanischen Kriegskonflikte der jüngeren Geschichte. 

Die genauen Umstände der Entstehung von Kriegsteppichen sind noch nicht eindeutig geklärt. Afghanistan kann, ebenso wie seine Nachbarstaaten, auf eine lange Geschichte der Teppichherstellung zurückblicken. Beim Einmarsch der Sowjetunion im Jahr 1979 flüchteten viele Afghanen in das Nachbarland Pakistan. Die Kriegserfahrungen der Flüchtlinge flossen unmittelbar in die Teppichgestaltung ein. Teppichspiegel und Bordüre zeigten plötzlich einen Mix aus traditionellen Ornamenten und aufgereihten Handgranaten, Panzern, Helikoptern, Panzerfäusten und Sturmgewehren der russischen Marke Kalaschnikow (AK 47). Im Ausland wurden diese Teppich oft als stiller Hilferuf verstanden. In der Regel vernichteten die sowjetischen Besatzer diese Teppich, wenn sie ihrer habhaft wurden.

Eine neue Variante entstand nach dem Abzug der Roten Armee 1989, die sogenannten „Siegesteppiche“ (Victory over the Soviets rugs). Diese Teppiche zeigten zumeist Land- oder Regionalkarten von Afghanistan. Eine weitere Neuheit war die Abbildung einer Figur mit Hammer und Sichel auf der Stirn, der „Sowjetische Hampelmann“. Damit war der verbliebene kommunistische Präsident Mohammed Nadschibullāh gemeint, der als Moskaus Marionette wahrgenommen und 1992 gestürzt wurde. Die 1990er Jahre waren durch einen anschließenden Bürgerkrieg geprägt, den regionale Warlords der Mudschaheddin gegeneinander ausfochten und aus dem die Taliban als Sieger hervorgingen.

Mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und dem anschließenden NATO-Einsatz unter Federführung der USA kam es zu weiteren Bildvarianten. 

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