Details

Herausgeber Angehrn, Emil; Küchenhoff, Joachim (Hg.)
Verlag Velbrück
Auflage/ Erscheinungsjahr 08.06.2017
Format 22,2 × 14 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 250 Seiten
Gewicht 516
ISBN 9783958321168

Zu diesem Buch

Selbsttäuschung ist allen wohlvertraut und doch schwer zu verstehen. Sie präsentiert sich als paradoxer, widersprüchlicher Sachverhalt. Wie sie möglich wird, wie jemand sich selbst täuschen und betrügen kann, ist eine offene Frage und man mag darüber streiten, inwieweit es überhaupt Fälle wirklicher Selbsttäuschung gibt.

Verhaltensweisen, die mit Selbstverhüllung, Unaufrichtigkeit und Erkenntnisverweigerung zu tun haben, besitzen einen unstrittigen Stellenwert im menschlichen Leben. Sie können für den Einzelnen undurchschaut und unvermeidlich sein, sie können sich im individuellen wie im sozialen Leben als nützlich, für die eigene Lebensführung als sinnvoll erweisen, sogar menschenfreundlich sein. Doch ebenso können Selbsttäuschungen mit Leiden und Selbstbehinderungen einhergehen, für das eigene Handeln hinderlich, seelisch belastend, moralisch problematisch sein. Literarische Figuren (Homo faber, Alexej Karenin) verkörpern Selbsttäuschung in klassischer Weise.

Der vorliegende Band behandelt die Frage der Selbsttäuschung im Gespräch zweier Disziplinen, die in besonderer Weise mit ihr befasst sind. In Philosophie und Psychoanalyse sind profilierte Auseinandersetzungen um den Begriff und das Phänomen der Selbsttäuschung geführt worden. Sie ist Gegenstand der Erkenntnis- und der Handlungstheorie, der Rationalitätstheorie und Existenzphilosophie, der Theorie und Praxis der Psychoanalyse.

Die Beiträge des Bandes erörtern Fragen nach den Ursachen und Motiven, Formen und Zwecken der Selbsttäuschung, nach ihrem Stellenwert im menschlichen Leben, nach den Möglichkeiten und Grenzen ihrer Aufhebung und nach ihrem Niederschlag im Bild des Menschen.

Die Beiträge

I. Selbsttäuschung und Selbstverfehlung

  • Anton Hügli: Selbsttäuschung – und was sie uns über den Menschen sagt
  • Emil Angehrn: Selbstverständigung und Selbsttäuschung. Zwischen Selbstsein und Selbstverfehlung
  • Maria-Sibylla Lotter: He that trusteth his own heart is a fool. Ein ethischer Vergleich antiker und moderner Konzepte der Selbstverkennung.

II. Selbsttäuschung, Subjektkonstitution, Selbstsein

  • Alice Holzhey-Kunz: Zum Unterschied von 'normaler' und 'pathologischer' Selbsttäuschung
  • Elfriede Löchel: Lässt sich dem klinischen Konzept des "falschen Selbst" (Winnicott) etwas abgewinnen für eine interdisziplinäre Konzeption der "Selbsttäuschung"?

III. Notwendigkeit und Aufhebung von Selbsttäuschung

  • Rolf-Peter Warsitz: Imaginäre Verkennung als Bedingung der Wahrheit des Subjekts in der Psychoanalyse
  • Joachim Küchenhoff: Zu den Bedingungen und Grenzen einer (u.a. therapeutischen) Aufhebung von Selbsttäuschung
  • Susann Heenen-Wolff: Der psychoanalytische Fallbericht: Dichtung, Wahrheit oder Selbsttäuschung.

IV. Die sozialphilosophische Dimension der Selbsttäuschung

  • Tilo Wesche: Gleichgültigkeit. Eine Sozialphilosophie der Selbsttäuschung
  • Simone Dietz: Kollektive Selbsttäuschung als Herausforderung für die politische Öffentlichkeit

Die Autorinnen und Autoren.

Über die Herausgeber

Emil Angehrn war von 1991 - 2013 Professor für Philosophie an der Universität Basel. Bei Velbrück Wissenschaft hat er veröffentlicht: Der Weg zur Metaphysik. Vorsokratik, Platon, Aristoteles. Interpretation und Dekonstruktion. Untersuchungen zur Hermeneutik (2003).

Joachim Küchenhoff ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Basel sowie
Direktor der Erwachsenenpsychiatrie der Psychiatrie Baselland, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Im Verlag Velbrück Wissenschaft hat er veröffentlicht: Die Achtung vor dem Anderen. Psychoanalyse und Kulturwissenschaften im Dialog (2005); Der Sinn im Nein und die Gabe des Gesprächs. Psychoanalytisches Verstehen zwischen Philosophie und Klinik (2013).

Gemeinsam haben Emil Angehrn und Joachim Küchenhoff bei Velbrück Wissenschaft
herausgegeben: Die Vermessung der Seele. Konzepte des Selbst in Philosophie und Psychoanalyse (2009); Macht und Ohnmacht der Sprache. Philosophische und Psychoanalytische Perspektiven (2012); Die Arbeit des Negativen. Negativität als philosophisch-psychoanalytisches Problem (2014); Das unerledigte Vergangene. Konstellationen der Erinnerung (2015).

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