Details

Autor Seiffge-Krenke, Inge
Verlag Klett-Cotta
Auflage/ Erscheinungsjahr 4., vollständig aktualisierte und erweiterte Auflage 2020; 07.11.2020
Format 23,5 × 16,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 448 Seiten
Abbildungen mit zahlreichen Abbildungen
Gewicht 734
ISBN 9783608983593

Zu diesem Handbuch

Bei diesem Manual handelt es sich um eine völlige Neubearbeitung des bewährten Lehrbuches, das bislang unter dem Titel »Psychoanalytische und tiefenpsychologisch fundierte Therapie mit Jugendlichen« angeboten wurde und seit seiner Erstveröffentlichung im Jahr 2007 mehrere Auflagen erfahren hat. Für dieses Buch erhielt Inge Seiffge-Krenke den Heigl-Preis. - Die jetzt verfügbare Neuausgabe wurde von der Autorin gründlich überarbeitet und auf den aktuellen Stand gebracht.

Folgende Themenbereiche sind neu hinzugekommen oder wurde erweitert:

  • Mentalisierungsbasierte, interaktionelle und bindungsbezogene Therapie
  • Therapie mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund und ihren Eltern
  • Therapie struktureller Störungen, Therapie trans*Jugendlicher, Einfluss der Medien
  • Konflikt vs. Strukturdiagnostik im Sinne der OPD-KJ
  • Qualitätssicherung und Therapieprozessforschung
  • Zunahme von psychischen Störungen bei Jugendlichen: Epidemiologische Studien und Krankenkassen-Statistiken
  • Zunahmen bei einzelnen Störungen, Modediagnosen, Geschlechtsspezifität
  • Stabilität von Störungen
  • Komorbidität als jugendtypisches Phänomen
  • Gesellschaftliche Veränderungen als Ursachen für die Zunahme und Veränderung von psychischen Störungen
  • Erdrückende Realitäten: Kumulierung von Stressoren in der Gruppe psychisch auffälliger Jugendlicher
  • Vulnerabilität und Resilienz

Aus dem Vorwort

(...) Seither (2007 Anm. der Red.) sind einige Jahre vergangen, in denen eine umfangreiche Forschung zu den neurobiologischen Grundlagen psychischer Störungen stattfand, in denen die neuen Medien in nie geahnter Weise Einfluss auf unseren Alltag und die therapeutische Praxis nahmen, in denen viele Patienten mit Migrationshintergrund in unsere Ambulanzen kamen und in denen die Notwendigkeit, die Effizienz unserer Behandlungen zu evaluieren, immer deutlicher wurde. Dass reale Traumatisierungen viel häufiger sind als noch vor Jahrzehnten wahrgenommen und strukturelle Störungen im Zunehmen begriffen sind, wurde offenkundig und hat zu zahlreichen spezifischen Behandlungsformen für diese Störungsgruppe geführt. Das vorliegende Buch baut auf den früheren Arbeiten auf, es nimmt zugleich die neueren Entwicklungen in den Blick und reflektiert sie für die therapeutische Praxis. Auch der Titel wurde geändert, um deutlich zu machen, dass psychodynamische und tiefenpsychologisch fundierte Therapien unter dem Dach »Psychodynamische Therapie (TP)« einen guten Platz gefunden haben, was nicht nur dem internationalen Sprachgebrauch entspricht, sondern zugleich den zukunftsträchtigen Entwicklungen Rechnung trägt. Ab 2020 wird es nämlich in Deutschland einen neuen Studiengang, Master in Psychotherapie geben, in dem psychodynamische Verfahren ihren Stellenwert haben; dies wird auch zu Veränderungen in den Weiterbildungen für psychodynamische Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen führen. Psychodynamische Konzepte und Behandlungsformen haben damit eine erhebliche Aufwertung und Professionalisierung erfahren — eine sehr erfreuliche Entwicklung. (...)

Aus dem Inhalt

Vorwort

1. Kapitel: Einleitung

2. Kapitel: Theoretische Kompetenz: Das Jugendalter aus psychodynamischer und entwicklungspsychologischer Sicht

  • Frühe psychodynamische Ansätze: Von Freud zu Blos
  • Weiterentwicklungen: Selbstpsychologie, Objektbeziehungstheorien, intersubjektive Ansätze und die Bedeutung des Körpers
  • Die psychodynamischen Akzentsetzungen in den letzten Jahren Begrenzungen der psychodynamischen Adoleszenztheorien: Warum brauchen Jugendlichen-Therapeuten entwicklungspsychologische Kenntnisse?
  • Die Sicht der Entwicklungspsychologie: Der kompetente Jugendliche Von der Defizitorientierung zur Ressourcenorientierung

3. Kapitel: Ursachen für die Zunahme und Veränderung psychischer Störungen

  • Veränderungen in den ätiologischen Modellen und Krankheitswandel
  • Neue Trends: Balance zwischen internalen und externalen Faktoren
  • Zunahme von psychischen Störungen bei Jugendlichen: Epidemiologische Studien und Krankenkassen-Statistiken
  • Zunahmen bei einzelnen Störungen, Modediagnosen, Geschlechtsspezifität
  • Stabilität von Störungen
  • Komorbidität als jugendtypisches Phänomen
  • Gesellschaftliche Veränderungen als Ursachen für die Zunahme und Veränderung von psychischen Störungen
  • Erdrückende Realitäten: Kumulierung von Stressoren in der Gruppe psychisch auffälliger Jugendlicher
  • Vulnerabilität und Resilienz

4. Kapitel: Diagnostische Kompetenz: Der diagnostische Prozess

  • Der Weg in die Therapie: Die Behandlungsmotivation von Jugendlichen
  • Diskrepanzen in den Symptombeschreibungen, unklare und instabile Diagnosen
  • Wer ist eigentlich der Patient? Wer braucht eine Therapie?
  • Anonyme Online-Dienste und »bewusste Unaufrichtigkeit« und »Vagheit« in der dyadischen Gesprächssituation
  • Wie kann man traumatische Erfahrungen kommunizieren und verstehen?
  • Indikationen zur Psychotherapie bei Jugendlichen
  • Vorgehen in den probatorischen Sitzungen, Nutzung des OPD-KJ-Interviews als Tool Szenisches Verstehen und OPD-KJ — kein Widerspruch
  • Indikationskriterien und die Unterscheidung zwischen bewusster und unbewusster Behandlungsmotivation
  • Diagnostische Hilfen
  • Diagnostische Arbeit mit der OPD-KJ
  • Die Erstellung der Fallkonzeption mit Hilfe der OPD-KJ

5. Kapitel: Diagnostische Kompetenz: Einige typische Störungsbilder

  • Hysterie/Dissoziative Störungen
  • ADHS
  • (Borderline-)Persönlichkeitsstörungen
  • Jugendliche Psychosen
  • Destruktives Körperagieren: Selbstverletzendes Verhalten und Essstörungen
  • Probleme mit der sexuellen Präferenz und der Geschlechtsidentität, Transgender
  • Sexualisierte Gewalt: Sexualstraftäter
  • Antisoziales Verhalten, Delinquenz, Weglaufen, Schulabsentismus
  • Depression
  • Suizidalität
  • Traumatisierungen

6. Kapitel: Psychodynamische Kompetenz: Was heißt »psychodynamisches Arbeiten«?

  • Was heißt »psychodynamisches Arbeiten«?
  • Aktuelle Veränderungen in der Erwachsenenpsychotherapie: Von der Kunst der Deutung zur Macht der Beziehung
  • Berufsbild und Tätigkeit des Jugendlichen-Psychotherapeuten
  • Essentiell für die Versorgung: Der Berufsstand des psychodynamischen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten
  • Was macht einen »hinreichend guten« Jugendlichen-Psychotherapeuten aus?
  • Vergleich zwischen erfahrenen und unerfahrenen Therapeuten

7. Kapitel: Behandlungstechnische Kompetenz: »Der Versuch, auf einen fahrenden Zug aufzuspringen«

  • Historischer Exkurs: Spaltung zwischen Befürwortung und Ablehnung der Jugendlichenbehandlung
  • Die Einhaltung des Rahmens
  • Grundregel und Arbeitsbündnis
  • Symbolisierungsfähigkeit und die Bedeutung der Mentalisierung
  • Umgang mit Phantasien und dem Unbewussten
  • Arbeiten mit Träumen
  • Die Arbeit mit der »inneren Bühne«: Geschichten, Filme, neue Medien
  • Nutzung von Spielen, Zeichnungen und Kunst
  • Deuten versus »containen«
  • Arbeit in der Beziehung, Bindungsaspekte
  • Gegenübertragungsphänomene und -probleme
  • Reparieren von Brüchen: »rupture and repair«
  • Spezielle Widerstands- und Abwehrformen
  • Traumata, Sprachlosigkeit und Agieren
  • Agieren in und außerhalb der Therapie
  • Abstinenz und analytische Neutralität
  • Grenzen setzen, Triangulierung und der ödipale Verzicht
  • Phasenspezifische Besonderheiten: Übergangsobjekte, Sexualität, Umgang mit Autonomie
  • Sexuelle Entwicklung von Jugendlichen und das Geschlecht des Therapeuten
  • Negative therapeutische Motivation und negative therapeutische Reaktion
  • Beendigung der Therapie

8. Kapitel: Behandlungstechnische Kompetenz: Begleitende Elternarbeit

  • Elternarbeit: Zielsetzungen, triadische Kompetenz und die »Achillesferse«
  • Der Beginn der Elternarbeit in den probatorischen Sitzungen
  • Unterschiedliche Typen von Elterngesprächen
  • Funktion und Themen der Elternarbeit: Stärkung der Elternkompetenz
  • Hinweise zur Technik in Elterngesprächen
  • Therapieende und Therapieabbrüche

9. Kapitel: Kulturelle Kompetenz: Die Arbeit mit ausländischen Familien

  • Der erste Kontakt: Unterschiedlicher Ausdruck von »Störungen« und die Bedeutung des Schamaffekts
  • Die therapeutische Haltung im Setting, modifiziertes Abstinenzkonzept
  • Fragen zum technischen Vorgehen
  • Interethnische Heiraten, unterschiedliches Akkulturationsniveau zwischen Eltern und Kindern und die Arbeit mit Vätern
  • Offenheit für andere Werte und Erziehungsvorstellungen, Identitätsprobleme und Autonomieschuld
  • Besondere Gegenübertragungsgefühle und -gefahren

10. Kapitel: Behandlungstechnik bei traumatisierten Patienten und Patienten mit strukturellen Beeinträchtigungen

  • Nutzung verschiedener Krankheitsmodelle: Von der Konflikt- zur Struktur- und Traumapathologie
  • Strukturgebende Therapien und die Bedeutung von Mentalisierung und Bindung
  • Übertragungsfokussierte Therapie (TFP)
  • Adolescent Identity Treatment (AIT)
  • Mentalisierungsbasierte Therapie für Adoleszente (MBT-A)
  • Die Psychoanalytisch-interaktionelle Methode (PIM)
  • Umgang mit traumatisierten Patienten

11. Kapitel: Flexibilisierung der Behandlungsformen: Von der KZT zum stationären Setting

  • Flexibilität des therapeutischen Prozesses Beratung und Krisenintervention
  • KZT und Fokaltherapie
  • Einzeltherapie
  • Gruppentherapie
  • Stationäres Setting

12. Kapitel: Forschungskompetenz: Qualitätssicherung und Veränderungen in psychodynamischen Behandlungen

  • Warum wird Qualitätssicherung für die Zukunft der Jugendlichen-Therapeuten immer bedeutsamer?
  • Ergebnisse der Evaluationsforschung in der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie
  • Prozessanalysen: Kommunikationsanalysen und Schulung des Umgangs mit »ruptures« in der therapeutischen Beziehung
  • OPD-KJ in der Diagnostik und Qualitätssicherung
  • Verbesserung des Strukturniveaus und der Mentalisierungsfähigkeit
  • Faktoren, die einen Einfluss auf den Psychotherapieprozess und das Psychotherapieergebnis haben: Moderatoren der Veränderung
  • Forschung zu Therapieabbrüchen
  • Qualitätssicherung in der Kinder- und Jugendlichen-Therapie — mehr als nur eine Frage der Effizienz

Literatur / Personenregister / Sachwortregister

Die Autorin

Inge Seiffge-Krenke, Dr. phil., war Professorin für Entwicklungspsychologie und Gesundheitspsychologie an der Universität Mainz mit Schwerpunkt Jugendforschung. Sie ist Psychoanalytikerin und in der Lehre und Supervision von AusbildungskandidatInnen für Kinder- und JugendlichentherapeutInnen tätig.

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