Details

Autor Eissler, Kurt R.
Verlag Löcker Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 29.09.2006
Format 23,5 × 15,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 334 Seiten
ISBN 9783854094579

Zu diesem Buch

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde in Österreich eine Kommission geschaffen, die über 'militärische Pflichtverletzungen' in der ehemaligen k. u. k. Armee zu befinden hatte. Heute würde man manche davon als Kriegsverbrechen bezeichnen.

Im Mittelpunkt dieses Buches steht das Verfahren gegen den späteren Nobelpreisträger Julius Wagner-Jauregg. Der berühmte Arzt hatte sich wegen brutaler Übergriffe an seiner Klinik bei der Faradisierung, der elektrotherapeutischen Behandlung von sogenannten Kriegsneurotikern zu verantworten. Sigmund Freud verfaßsste ein Gutachten über die Elektrotherapie und sagte als Sachverständiger vor der Kommission aus. Dabei kam es zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung zwischen traditioneller Psychiatrie und Psychoanalyse, die hier ausführlich dargestellt und kommentiert wird. Eine Therapie, die den Patienten normalisieren und eine, die ihn verstehen will, standen einander gegenüber. Im Grunde aber mehr: zwei Auffassungen vom Menschen. Der Autor hat nicht nur einen medizinhistorischen Streitfall aufgerollt, sondern auch das Verhältnis Neurose – Simulation und die Problematik der Militärpsychiatrie analysiert.

Aus dem Vorwort des Autors

»Vordergründig stellt das vorliegende Buch einige psychiatrische und psychoanalytische Probleme in ihrem historischen Zusammenhang und anhand neu gewonnenen Materials dar. Hintergründig werden einige Grundprobleme der pathologischen Psychologie in all ihren Verästelungen behandelt
Im Kern handelt es sich um eine historische Studie, die für die Geschichte der klinischen Psychiatrie ebenso bedeutsam ist wie für die Geschichte der Psychoanalyse: die bekannte, am 15. Oktober 1920 in Wien begonnene Verhandlung der „Kommission zur Erhebung militärischer Pflichtverletzungen" über die Elektrobehandlung von Kriegsneurosen. Hierzu wird bisher unbekanntes Material vorgelegt: das Protokoll der ganzen Verhandlung und die ausführliche Biographie und Krankheitsgeschichte des wichtigsten Falles, Kauders, den Eissler selbst Jahrzehnte später nachuntersuchen konnte. An solchen langfristigen Katamnesen ist die Geschichte der Psychiatrie bisher arm. Historisch ist auch schon die Elektrobehandlung der Neurosen überhaupt, die den Jüngeren nur noch aus älteren Handbüchern bekannt ist.

Zugleich stellt das Buch aber eine packende Problemgeschichte von traumatischer Neurose und Simulation dar, deren vielschichtige Dynamik wiederum am Fall Kauders anschaulich exemplifiziert wird. Eissler zeigt nicht nur erstmalig und völlig überzeugend auf, daß es sich bei Kauders um eine solche traumatische Neurose handelt, sondern liefert damit zugleich auch die genaueste und ausführlichste Fallgeschichte der neueren Literatur dazu.

Schließlich liefert das Buch ebenfalls einen außerordentlichen Beitrag zur neurologischen Diagnostik, denn auch gegenwärtig werden derartige Zustands-bilder in ihrer großen Mehrzahl als neurologische Problemfälle verkannt und ihre psychische Dynamik allenfalls dann vermutet, wenn aufgrund negativer neurologischer Befunde an eine Simulation gedacht wird. Meistens kommt es aber nicht einmal dazu.«

Aus dem Inhalt

A. Historischer Teil

  1. Die historische Situation
  2. Wie es zur Untersuchung gegen Wagner-Jauregg kam
  3. Die Verhandlung
  4. Nachspiel

B. Kritischer Teil

  1. I. Hat sich Wagner-Jauregg einer militärischen Pflichtverletzung schuldig gemacht
  2. Kritische Bemerkungen zu Untersuchung und Verhandlung
  3. Der Fall Kauders Ii
  4. Diskussion des Falles Kauders

C. Theoretischer Teil

  • Exkurs über Simulation
  • Exkurs über die Therapie der Kriegsneurosen

Zum Erhaltungszustand

Im Klassischen Fachantiquariat der SFB in der blauen Leinenausgabe mit goldgeprägtem Rückentitel noch verfügbar; innen frisch, offenbar ungelesen und ohne Anmerkungen, Anstreichungen o.Ä.; der Einband am hinteren, inneren Buchdeckel leicht gelöst

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