Details

Autor Agamben, Giorgio
Verlag Turia + Kant
Auflage/ Erscheinungsjahr 01.02.2021
Format 20 × 12 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 155 Seiten
Gewicht 191
ISBN 9783851329964

Zu diesem Buch

Die Bedrohung durch das Covid-19-Virus und die aus der entstandenen Situation durch die Politik gezogenen Schlüsse und Konsequenzen werden, ganz unabhängig von ihrer faktischen Angemessen- und Sinnhaftigkeit - nicht nur als globaler Notstand im kollektiven Bewußtsein in Erinnerung bleiben.

Die betrifft ebenso die im Zuge der Krisenbeweltigungsbemühungen erfolgten massiven Einschnitte in Bürgerrechte, welche sich aufgrund ihrer Dauer und frag-würdigen Begründungsszenarien zu einer deutlichen Verschärfung der Legitimationskrise der demokratischen Verfasstheit führen. Denn im Namen der öffentlichen Gesundheit hat sich in vielen Ländern ein zunehmend autoritativer Regierungsstil durchgesetzt, dessen Angelpunkt der Erlass von Notverordnungen von mitunter zweifelhafter Begründung und Wirkung war. Der Ausnahmezustand, so der renommierte Philosoph und Jurist Giorgio Agamben, sei gerade dabei, zum Normalzustand zu mutieren.

Agamben war einer der Ersten, der gegen diese schleichende Entwicklung seine Stimme erhob. Seine anfängliche Empörung geht im Verlauf seiner Wortmeldungen, die in diesem Buch u.a. nachzulesen sind, in eine tiefergreifende Analyse einer neuartigen politischen Kategorie einer »Biosicherheit« über: Er sieht eine Verbindung des juristisch-politischen Dispositivs des Ausnahmenzustands mit der Wissenschaft, insbesondere einer sakralisierten und zunehemnd auch durchdigitalisierten Medizin. Auch wenn dieser so lange schon anhaltende Ausnahmezustand irgendwann Geschichte sein wird, bleibt die Frage, was aus einer Gesellschaft werden soll, die auch schon vor ´Corona` von `Politik` auseinanderdividiert und entsolidarisiert wurde und jetzt die Erfahrung gemacht hat, daß bürgerliche Freiheiten jederzeit - aus welchen vernünftigen oder unvernünftigen Gründen auch immer - über Nacht eingeschränkt, gar suspendiert werden können.

Der Autor

Giorgio Agamben zählt zu den bedeutendsten Denkern der Gegenwart. Jurist und Philosoph, sein Werk bewegt sich zwischen Philosophie, Recht und Politik und ist in viele Sprachen übersetzt. Die breite und bis heute anhaltende Rezeption seines Denkens im deutschsprachigen Raum geht auf das Erscheinen ab 2002 der ersten Ausgaben des mehrbändigen Projekts »Homo Sacer« zurück. Giorgio Agamben lehrt heute Ästhetik an der Universität IUAV in Venedig, an der European Graduate School in Saas-Fee und am Collège International de Philosophie in Paris.

Die Übersetzerin

Federica Romanini, Studium der Philosophie in Triest, ist Übersetzerin in Wien.

Pressestimmen

"Vielleicht haben sich kritische Zeitgenossen schon einmal gefragt, warum die angehende Adorno-Preisträgerin Judith Butler in der Burka nicht eine Form von Herrschaftsausübung und gesellschaftlichem Zwang, sondern ein Symbol der Würde der Frau erblickt, oder warum patriarchal strukturierte und homophobe islamistische Rackets von manchen als linke Bewegungen angesehen werden. Warum sind der in seinem Denken in den Nationalsozialismus verstrickte Philosoph Martin Heidegger und der als Kronjurist des Dritten Reichs bekannte Carl Schmitt Referenzen für Teile der gegenwärtigen Linken?

(...) Derartigen Phänomenen und ihrem philosophischen Kontext geht das hier besprochene Buch nach. Der programmatische Titel wirft die kritische Frage nach einem “Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie” (Adorno) auf, in dem die beiden Autoren nicht nur eine philosophische Strömung, sondern eine gesellschaftliche Tendenz sehen, die sich paradoxerweise als “progressiv” und “links” versteht.

Unter ,Postmoderne’ subsumieren die in dem Band versammelten Artikel eine hauptsächlich von französischen Denkern begründete philosophische Tradition, die vom Strukturalismus aus- und in den Poststrukturalismus übergeht und sich in ihrer heutigen Form als ein neuer Universalismus manifestiert. Das in dem Band entworfene Spektrum umfaßt nicht nur die bekannten französischen Meisterdenker, sondern bezieht ihren Vorläufer und Mitbegründer, den Psychoanalytiker Jacques Lacan ebenso mit ein wie zeitgenössische postmoderne Denker, etwa Judith Butler, Peter Sloterdijk, Giorgio Agamben und – durchaus begründet – den Vordenker des radikalen Islam, Sayyid Qutub. Ein derartig umfassendes Projekt, das sich über Einzelanalysen hinaus kritisch mit den Grundlagen des postmodernen Denkens auseinandersetzt, ist bisher rar und angesichts der breiten, meist affirmativen Rezeption dieser Strömung eine begrüßenswerte Intervention und Provokation. (...)" Georg Koch, in: Widerspruch. Münchner Zeitschrift für Philosophie N° 55 (2012), S. 72 - 76

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