Novitätenschau Psychoanalyse / Kulturwissenschaften - SEPTEMBER 2021 |
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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser der Novitätenschau, in der
September-Ausgabe der im 25. Jahr erscheinenden ›Novitätenschau‹ finden sich Themenfenster
zu diversen aktuellen psychoanalytischen Diskursen: ›Trieb, Trauma und
Kultur‹ lautet eines davon, ein weiteres widmet sich dem klassischen
Ödipus-Konzept und hier insbesondere
den Werken von Judith Le Soldat, die
mit ihren fundiert-kritischen Sichten auf zentrale psychoanalytische
Theorien: Ödipus, Triebtheorie, Geschlecht und Sexualität - frischen Wind in die Debatten
bringt. Die aus aktuellem Anlaß gebotenen Themenfelder zur Zeitgeschichte betrachten die Lebenslügen des Westens, die ihm derzeit so arg auf die Füße fallen und einmal mehr Millionen von Menschen in Verzweiflung und Not stürzen, aus freischwebend historisch-literarischer Perspektive. Sie bringen interessante Querverbindungen ans Licht, die bis zur ›Bloomsbury-Gruppe‹ um Virginia Woolf mit ihrem außergewöhnlichen Verehrer Lytton Strachey - und damit schnurstracks zur Psychoanalyse - verweisen. Unserer Leserschaft, die großteils in den einschlägigen Berufsverbänden DGPT/DPV/DPG/DGAP/DGIP/VAKJP etc organisiert ist, steht in Kürze eine politische Wahl ins Haus, welche mit Blick auf die Programme, die KandidatInnen und die Lage des Landes für manche(n) eine ›Qual der Wahl‹ sein wird? - Da ist es schön zu wissen, daß nicht alle Entscheidungen so diffiziel sein müssen; etwa, wenn es um die Wahl einer kompetenten, bekömmlichen Bezugsquelle für (Fach-)Literaturen geht: hierbei ist die SFB gewiss eine besonders naheliegende. |
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In dieser Ausgabe
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Der kurze Weg zur SFB: Bestelltelefon 0800 588 78 30
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PSYCHOANALYSE - International |
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Die
Beiträge des in wenigen Tagen erscheinenden Band 16 der Reihe
›Internationale Psychoanalyse‹ stellen moderne Debatten, Untersuchungen
und Perspektiven auf die Themen Sexualität (I), Trauma (II), Kunst (III)
und Klinische Praxis (IV) vor. Aus dem Inhalt: I Sexualität - Trieb und Identität: Nancy Kulish: Sexualität - eine Standortbestimmung - Leticia Glocer Fiorini: Polyphonien der Sexualität - Debatten über Theorien, Debatten über Paradigmen - Roberto D'Angelo: Der Mann, der ich versuche zu sein - das bin ich gar nicht. II Trauma - Zeugnis und Repräsentation: Lawrence J. Brown: Trauma und Repräsentation - Dori Laub; Nanette Auerhahn: Die Verwendung von Abwehrschirmen über zwei Generationen - Untersuchungen zur Psyche von Nazi-Tätern - Nanette Auerhahn: Nachruf Dori Laub, MD (1937-2018) III Kunst -
Überwältigung und Negativität: Giuseppina Antinucci: Die unheimliche
Begegnung oder die Begegnung mit dem unheimlichen Anderen - Die
Identitätsarbeit und ihre Transformationen in Seefeuer: IV Klinische Praxis: Franco De Masi: Psychose und analytische Therapie - Eine komplexe Beziehung - Riccardo Lombardi: Die Dissoziation von Körper und Psyche - Rätsel, Abgründe und Sackgassen - Lucy LaFarge: Beendigung und Wiederholung - Die Auflösung des Rahmens - Joäo Carlos Braga: Weiterentwicklungen des Über-Ich-Konzepts in Bions Werk. HINWEIS: Die vollständige Listung der lieferbaren Bände dieser Reihe mit den Detailangaben zu den Inhalten und Themen sowie der Möglichkeit des preisgünstigen Abo-Bezugs finden Sie auf SFB-Online HIER |
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PSYCHOANALYSE in ihren Krankengeschichten: phobischer Oedipus |
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Freuds ›Analyse des Kleinen Hans‹ war die erste Anwendung der Psychoanalyse in der Behandlung eines kleinen Kindes und auch die erste Psychoanalyse, die unter Supervision durchgeführt wurde. Sie zählt zu den fünf großen Fallvignetten, die Freud publizierte, und sie war von dessen Interesse geleitet, bei Kindern sexuelle Wünsche nachzuweisen. Siegfried und Judith Zepf geben einen Überblick über die bislang vorliegenden und völlig unterschiedlichen Deutungen von Hans’ Behandlungsgeschichte, ehe sie diesen ihre eigene Perspektive und eine ihrer intensiven Sichtung des Materials geschuldete neue Interpretation vorstellen. Die beiden können anhand zahlreicher Belege aufzeigen, dass Freud die Einflüsse der Ödipuskomplexe von Hansens (schwierigen) Eltern bei der Entwicklung des Sprösslings hinsichtlich der Entstehung seiner Pferdephobie nicht näher in den Blick nahm. Unter Einbezug von Laplanches Konzept der rätselhaften Botschaften zeigen sie auf, wie sich über unbewusste Mechanismen elterlicher Projektionen, Verschiebungen und kindliche Identifizierungen das elterliche Unbewusste in die Psyche des Kindes eintragen kann. Aus dem letzten Abschnitt der Einleitung "(....) Um den Rahmen für unsere Erörterung der Geschichte des kleinen Hans kenntlich zu machen, werden wir, dem nachfolgend, unser Verständnis des Konzepts der Ersatzbildungen sowie Laplanches Konzept der »rätselhaften Botschaften« vorstellen (Kap. VI), hernach die Geschichte des kleinen Hans in die von Laplanche eröffnete Perspektive rücken und versuchen, aus den vorliegenden Informationen und dem berichteten Dialog zwischen dem kleinen Hans und seinem Vater Max die verborgenen ödipalen Botschaften der Eltern des kleinen Hans zu ergründen (Kap. VII). Dies wird uns zur Einsicht führen, dass der positive Ödipuskomplex, den Vater Max unter der Supervision Freuds entdeckt, eine Fassade ist, die in der Behandlung hergestellt wurde, und welche im Grunde seine negative Form in ein positiv gewendetes Gewand einkleidet. Deshalb werden wir in Kapitel VIII den Fragen nachgehen, welche Gründe Freud bewogen haben mögen, die Verführungstheorie, die anfänglich sein Denken beherrschte, zu relativieren und den Ödipuskomplex in der Phylogenese zu verorten. Da die Behandlungsgeschichte des kleinen Hans ganz verschieden gedeutet wurde und wir den angeführten Deutungen eine weitere Interpretation angefügt haben, wollen wir uns im Epilog noch mit der Frage auseinandersetzen, woran man erkennen kann, welche Interpretation der Wahrheit dieser Geschichte am nächsten kommt." Inhalt: Prolog - I Freuds Geschichte vom kleinen Hans - II Interpretationen vor 2004 - III Interpretationen nach 2004 IV Zwischenbilanz - V Trieb – Ödipuskomplex – Konstitution - VI Ersatzbildungen und Laplanches Konzept der »rätselhaften Botschaften« - VII Der kleine Hans, Olga und Max Graf – und Freud - VIII Die »Verführungstheorie« und der Ödipuskomplex - Epilog: Die angemessene Interpretation - Literatur Die Autoren: Judith Zepf ist analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin mit eigener Praxis in Saarbrücken. Sie leitete die kinderanalytische Ausbildung am Saarländischen Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie von 2005 bis 2015. Siegfried Zepf, Prof. em. Dr. med., ist ehemaliger Direktor des Instituts für Psychoanalyse, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin der Universitätskliniken des Saarlandes sowie Lehranalytiker (DPG) am Saarländischen Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie. HINWEIS: Alle aktuell lieferbaren (Lehr-)Bücher von Zepf finden Sie in umfassenden Beschreibungen auf SFB-Online HIER |
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PSYCHOANALYSE REVISITED - prekäre sexuelle und andere Verhältnisse |
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"Wie wir es auch drehen und wenden: Ist das Gewissen unbestechlich und streng, wird das Individuum durch die Verinnerlichung von Gewalt und Moral zum Komplizen der Herrschaft, ist es nachlässig, bleibt der Mensch durch physische Angst an die äußere Autorität gebunden." Judith Le Soldat |
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Aus der umfassenden editorischen Einleitung der Herausgeber "Bei dem hier
vorliegenden vierten Band der Judith Le
Soldat-Werkausgabe handelt es sich um eine Neuausgabe ihrer 1989
unter dem Titel ›Freiwillige Knechtschaft.
Masochismus und Moral‹ erschienenen Arbeit. Das Masochismus-Buch -
wie wir es im Folgenden nennen werden - war nicht nur Le Soldats erste
publizierte Monographie, sie kann auch inhaltlich als »Frühwerk«
bezeichnet werden. Sie entwickelt in diesem Buch eine ganz eigene
Konzeption von Masochismus - eine Konzeption, die sozusagen quer zu allen
bisherigen psychoanalytischen Konzeptionen liegt und sich auch der
Zuordnung zu Freuds bekannter Unterscheidung von erogenem, femininem und
moralischem Masochismus entzieht. (...) Wer mit dem
späteren Werk von Le Soldat vertraut ist, wird allerdings spätestens ab
dem zweiten Teil des Buches feststellen, dass sich vieles von dem, was sie
hier als einen Spezialfall der ödipalen Entwicklung konzipiert, schon in
ihrem Folgewerk, der 1994 erschienenen ›Theorie menschlichen Unglücks‹
, als das Fundament und die Ecksteine ihrer neuen, allgemeinen Theorie der
ödipalen Entwicklung erweisen wird. (...) Von dem im vorliegenden Band entwickelten Masochismus-Konzept bleibt deshalb genau betrachtet nicht viel übrig: Es geht als Masochismus-Konzept gewissermaßen sang- und klanglos unter (...) in ihrem späteren Werk auf. Diese Feststellung bedeutet nun allerdings nicht, dass das Masochismus-Buch bedeutungslos geworden wäre, im Gegenteil: Liest man das Werk vor dem Hintergrund von Le Soldats späterer Theoriebildung, kommt es einem vor, als ob man gerade eine neue archäologische Schicht entdeckt hätte, von der man im ersten Moment nicht so recht weiss, wie sie sich zu den bereits bekannten Schichten verhält - bis man einige zunächst als unscheinbar, bedeutungslos oder unverständlich erscheinende ´Stücke` nebeneinanderlegt und plötzlich erkennt, dass das, was da vorliegt, sich für das Verständnis von Le Soldats Werk insgesamt von grösster Bedeutung erweisen dürfte (...)" - Monika Gsell Und Judith Le Soldat (1947-2008) selbst in einem in ihrem Nachlass gefundenen Dokument zu ihrer Arbeit: »Das Buch ist, wie der Verlag [gemeint ist der S. Fischer Verlag, Anmerkung d.R.] richtig bemerkte, ein sozialwissenschaftliches; mit den Mitteln der Psychoanalyse habe ich in erster Linie das gesellschaftliche Phänomen »Masochismus« untersucht, habe sozusagen die »Freiwillige Knechtschaft« auf die Couch gelegt. Konsequenterweise hätte das Buch ›Die Utopie der Freiwilligen Knechtschaft‹ heissen sollen, ein Titel, den der Verlag als »unverständlich« ablehnte. Das ärgert mich immer noch, denn dieser Titel hätte auf den kleinsten Nenner gebracht, was ich sagen wollte: Wenn die »Knechtschaft«, die heute als eine »freiwillige« erscheint, wirklich freiwillig würde, hätten wir einen utopischen Zustand erreicht. Denn freiwillige Knechtschaft kann nichts anderes sein als die lustvolle Befriedigung masochistischer Triebwünsche; dagegen ist die psychologische Realität die, dass der ödipale Konflikt kategorisch eine Lösung fordert, der masochistische Ausgang so gut wie jeder andere auch ist - und ebenso durch die innere Notwendigkeit erzwungen, die gesellschaftliche Realität indes, dass die »Freiwillige Knechtschaft« eine dem Individuum aufgedrängte Knechtschaft ist, nicht eine mit Brachialgewalt erlangte, sondern durch lautlose, subtile Prozesse erschlichene. »Freiwillig« erscheint diese allerdings nur einem, der die ungleiche Allianz von Herrschaftsinteresse und halluzinatorischer Wunschbefriedigung als einen gerechten Handel zwischen zwei gleichwertigen Partnern sehen will. Nichts anderem als dem Nachweis der Mechanismen zwischen Individuum und Gesellschaft ist der grösste Teil der Arbeit gewidmet, welche zuerst die Knechtschaft physisch erzwingen, dann psychisch etablieren und schliesslich als »freiwillig« verschleiern, um sie besser ausbeuten und vor Veränderungen schützen zu können. (...)« Inhalt des Bandes: Editorische Einleitung I Judith Le Soldat über ihr Masochismus-Buch - ein Dokument aus dem Nachlass II Zu den beiden Gedankensträngen des Buches Zur Entstehungsgeschichte des Masochismus-Buches - Textgrundlagen der Neuausgabe und Editionsprinzipien - Kennzeichnung der Materialien - Literaturverzeichnis zur Einleitung - Danksagung - Freiwillige Knechtschaft I Triebanspruch und Wunscherfüllung: 1 Die Entflechtung von Aggression und Sexualität - 2 Die Identifikation mit dem Aggressor findet nicht statt - 3 Bemerkenswerte Allianzen - 4 Eine »Panne« in Deutschland - 5 Drei Lehren aus einem objektiven Triumph - 6 Von der Notwendigkeit der Lüge - 7 Die Fähigkeit zu schweigen und die Aufgabe der Theorie - 8 Ein entwaffnender Widerspruch - 9 Vom Sadismus zum Todestrieb II Die Ökonomie der Erregung: 1 Der Traum der Trommlerin - 2 Eine weibliche Rettungsphantasie - 3 Der Hund des Physikers - 4 Jemand kommt zu spät - 5 Das diagnostische Dilemma - 6 Zwei Wege zum Masochismus - 7 Die freiwillige Knechtschaft - 8 Die Suche nach dem »subjektiven Faktor« - 9 Eine kleine Fehlleistung - 10 Über die Nutzung der Triebenergie - 11 Aggression, Geschlechtsunterschied und die infantile Neurose - 12 Das Prinzip des Todestriebes - 13 Onanietechnik und Angstsignal III Die masochistische Lust: 1 Ein Beitrag zur Spannungsminderung -2 Lust und Dauer - 3 Das Objekt der Identifikation - 4 Eine vergessene Kulturleistung - 5 Glanz und Elend des Über-Ichs - 6 Wer hat Angst vor der Kastration? - 7 Unvermeidliche Schmerzen Die auf 5 Bände angelegte, mit editorischem Kommentar und Schlagwortverzeichnis versehene Werkausgabe macht Le Soldats Schriften in ihrem konzeptuell eng aufeinander bezogenen Zusammenhang zugänglich. Sie umfasst die Erstveröffentlichung der beiden aus dem Nachlass herausgegebenen Bände zur Homosexualität, legt die vergriffenen Monografien von 1989 und 1994 neu auf und versammelt die in verschiedenen Zeitschriften erschienenen Artikel in einem Band. Die Judith Le Soldat Werkausgabe können Sie HIER subskribieren, was den vergleichsweise günstige Preis je Band noch einmal um € 5,00 reduziert. |
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Soeben ist beim Verlag frommann-holzboog, der in Zusammenarbeit mit der ›Judith-Le-Soldat-Stifung‹ die Werke dieser außergewöhnlichen Kulturwissenschaftlerin und Psychoanalyikerin herausgibt, der erste Band einer diese Werkausgabe flankierenden Reihe aus der Druckerei gekommen, welche unter dem Titel ›Judith Le Soldat heute‹ erscheinen wird. Die Beiträge der
thematisch strukturierten Bände möchten es unternehmen, die theoretischen
Konzepte Le Soldats kritisch zu diskutieren und zu deren Erkenntnis- und
Anwendungsmöglichkeiten im Felde der Psychoanalyse und für andere
Bereiche zu reflektieren. - Aktuell ist ein zweiter Band in redaktioneller
Vorbereitung. Je nach Diskussions- und Forschungsstand dürften weitere
folgen. Die Reihe richtet sich gleichermaßen an PsychoanalytikerInnen
aller Schulrichtungen, an Kultur- und SozialwissenschaftlerInnen,
MedizinerInnen und an alle an diesem Themenfeld interessierte
LeserInnen. |
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Band 1 der Reihe ›Judith Le Soldat heute. Theorie und
Praxis‹ Der jetzt verfügbare erste Band der Reihe führt kundig in das Werks Judith Le Soldats ein, insbesondere in ihre erweiterte Theorie des Ödipuskomplexes, um dann deren klinische und therapeutische Anwendung anhand detaillierter, sorgfältiger und präziser Beobachtungen von Kindern zu illustrieren und mittels ausführlich dokumentierter Behandlungsverläufe zu erläutern. - Das Inhaltsverzeichnis mit den verhandelten Themen und einer Übersicht der beteiligten AutorInnen finden Sie in der Vollansicht des Titels auf SFB-Online. |
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Aus dem KLASSISCHEN FACHANTIQUARIAT der SFB: Ödipales |
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»Nicht daß der Mensch Sklave der technischen
Maschine sei; er ist Sklave der Gesellschaftsmaschine, der Bourgeois zeugt
davon, wenn er den Mehrwert zu Zwecken absorbiert, die absolut nichts mehr
mit seinem eigenen Genuß zu tun haben: mehr Sklave als der letzte der
Sklaven, erster Diener der gierigen Maschine, Reproduktionsvieh des
Kapitals, Verinnerlichung der unendlichen Schuld.« »Noch einmal: nicht die Psychoanalyse erfindet Ödipus, sie gewährt ihm nur eine neue Territorialität, die Couch, wie sie ihm auch ein letztes Gesetz gibt, den Analytiker als Despoten und Geldeintreiber. Die Mutter als Trugbild der Territorialität, der Vater als Trugbild des despotischen Gesetzes, und das abgetrennte, gespaltene, kastrierte Ich sind Produkte des Kapitalismus, der eine Vorrichtung montiert, die ihresgleichen in den anderen· Gesellschaftsformationen vergebens suchen würde.« Deleuze
1977: Anti-Ödipus - Kapitalismus und Schizophrenie I, Zitat (I), S. 327,
Zitat (II) S.347 |
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RARE deutschsprachige Erstausgabe Deleuze und Guattari begreifen in ihrer bahnbrechenden Anlayse den Ödipus-Komplex als ein kulturspezifisches, nämlich abendländisches Phänomen. Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist die Wunschproduktion ›normaler‹ versus. ›schizophrener‹ Menschen in der gegenwärtigen kapitalistischen Gesellschaft, wobei insbesondere die Analyse des ›Schizo‹ die verborgenen Wirkmechanismen der Gesellschaft - sozusagen ihre DOS-Ebene - zu erhellen und aufzudecken vermag, die ihn ja erst ausstößt. Dieses Schlüsselwerk versteht sich darüber hinaus als eine grundhafte Durchleuchtung und Kritik der Psychoanalyse und an Freud und schließt ausdrücklich die an Lacan mit ein. Psychoanalyse wird von den Autoren kritisch gedeutet als ein effizientes (Herrschafts-)Instrument zur Befestigung von interessengeleiteter Dominanz und den bestehenden Klassenverhältnissen auf dem Wege der subtil in Szene gesetzten Unterwerfung des Subjekts unter die phallische Struktur der patriarchalen Kultur. Gegen diese quasi vernutzte Psychoanalyse setzen Deleuze und Guattari ihr Konzept der ›Wunschmaschine‹. Darunter verstehen sie ein maschinell gedachtes Unbewußtes, das, anders als in der hergebrachten Psychoanalyse, nicht sprachlich strukturiert ist. Das Subjekt ist danach nicht so sehr vom negativen Mangel (wie bei Lacan), vielmehr vom positiv leitenden Wunsch gekennzeichnet. Die Kapitel: Die Wunschmaschinen - Die heilige Familie: Psychoanalyse und Familialismus - Wilde, Barbaren, Zivilisierte - Einführung in die Schizo-Analyse Die Autoren: Gilles Deleuze , (1925-1995), beschäftigte sich insbesondere mit der Kritik am Rationalismus und der Wesenslehre. Er schloss eine intensive Freundschaft mit Michel Foucault und gab mit ihm zusammen die kritische Gesamtausgabe von Friedrich Nietzsche heraus. Von 1964 bis 1969 war Deleuze Professor an der Universität von Lyon. Im Jahr des Pariser Mai 1968 reichte er seine Dissertation ´Differenz und Wiederholung` und seine Zweitthese ´Spinoza und das Problem des Ausdrucks in der Philosophie` ein und lernte in dieser aufregenden Zeit Félix Guattari kennen. Pierre-Félix Guattari (1930-1992 in Paris) war ein französischer Psychiater und Psychoanalytiker. Er politisierte und engagierte sich seit den Pariser Studentenaufständen. Im Umfeld dieser revolutionären Vorgänge lernte er an der Universität Paris VIII in Vincennes Gilles Deleuze kennen: Für beide eine entscheidende Begegnung. Vier berühmt gewordene Bücher gingen aus der Zusammenarbeit mit Deleuze hervor: Anti-Ödipus (1972, dt. 1974) / Kafka. Für eine kleine Literatur (1975, dt. 1976) / Tausend Plateaus (1980, dt. 1992) / Was ist Philosophie (1991, dt. 1996) Erhaltungszustand: Im Klassischen Fachantiquariat der SFB die seltene und entsprechend begehrte deutschsprachige Erstausgabe als ein besonders gut erhaltenes Exemplar MIT dem Schutzumschlag; dieser mit altersbedingten Verfärbungen, innen ohne Anstreichungen, Anmerkungen o. Ä. |
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[Grinstein III, 25542]. Separatabdruck aus der "Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse" (hrsg. von Sigm. Freud), Band XVII (1931). - Erste Buchausgabe, die drei Arbeiten zum Thema Ödipuskomplex aus den Federn drei der renommiertesten Psychoanalytiker der eresten und zweiten Generation bietet. - Die Beiträge:
Zum Erhaltungszustand: Im Klassischen Fachantiquariat der SFB als ausnehmend gut bis sehr gut erhaltenes Exemplar in der schönen Original-Broschurausgabe des Verlages; innen ohne Anmerkungen, Anstreichungen oder Stempel; Bleistiftvermerk auf dem Titelblatt EMPFEHLUNG: Besuchen Sie die Abteilung Klassisches Fachantiquariat auf SFB-Online, in der Sie eine reiche Fülle rarer und interessanter Angebote in frühen und Erstausgaben finden, zu der Sie HIER gelangen |
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GEIST und PSYCHE - Auf den Spuren des ANDEREN |
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Ist es lohnenswert, sich auch in heutigen Zeiten noch mit den diversen Thorien der Psychoanalyse zu befassen und deren Konzepte auf gesellschaftliche Fragen und für eine therapeutische Anwendung zu nutzen? Joachim Küchenhoff bejaht dies, auch wenn der renommierte Autor und Psychoanalytiker konstatieren muß, daß´ die` Psychoanalyse ohne Frage an (Be-)Achtung und Einfluss und bestens aufgestelltem Personal eingebüßt habe. Ihr Bedeutungsverlust aber ist zugleich auch ein Symptom; sie ist 'veraltet', weil ihr implizites Menschenbild im Widerspruch zum verflachend-eindimensionalen Zeitgeist steht, nämlich gerade dort, wo sie auf Individualität beharrt und Lebensgeschichten als einzig und unverwechselbar betrachtet, auch in einer rückhaltlos globalisierten Welt. Zugleich ist die Psychoanalyse aber ausgesprochen modern, weil sie die Vernetzung mit anderen Wissenschaften herausfordert und so von der Interdisziplinarität lebt. Küchenhoffs Arbeit erkundet Netzwerke zwischen der Psychoanalyse und den Kulturwissenschaften. Genau hier setzt Küchenhoffs Arbeit an. Es untersucht den Wert, den die Psychoanalyse für andere Wissenschaften haben kann, und lotet den Erkenntnisgewinn aus, den der Dialog mit der Philosophie, den Gesellschaftswissenschaften und den interpretierenden Kulturwissenschaften für die Psychoanalyse selbst bringt. Das erstmals 2005 publizierte Buch, würde soeben erschienen sein, wären jüngst nicht die verheerenden Regenfluten in die alte Hofreite des Velbrück Verlages hereingebrochen. Deshalb verschiebt sich das Erscheinen der vom vom Autor durchgesehenen Neuauflage um rund vier Wochen. - Bestellen Sie diesen wichtigen Titel gerne bei der SFB vor. Weitere
Informationen zum Inhalt finden Sie im Titeleintrag auf SFB-Online Die Kapitel des Buches (ohne die detailierten Unterpunkte) TEIL I: DER MENSCH UND SEINE MITWELT – GRENZGÄNGE ZWISCHEN PSYCHOANALYSE UND PHILOSOPHIE TEIL II: DER MENSCH UND SEIN LEIB – GRENZGÄNGE ZWISCHEN PSYCHOANALYSE, MEDIZIN UND GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN TEIL III: DER MENSCH UND DIE GESELLSCHAFT – GRENZGÄNGE ZWISCHEN PSYCHOANALYSE UND GESELLSCHAFTSWISSENSCHAFTEN TEIL IV: DER MENSCH UND DIE KULTUR – GRENZGÄNGE ZWISCHEN PSYCHOANALYSE UND INTERPRETATIONSWISSENSCHAFTEN TEIL V: DER MENSCH UND DIE KRANKHEIT – INTERDISZIPLINÄRE ERWEITERUNGEN DER PSYCHOANALYSE. DER ERTRAG DER GRENZGÄNGE FÜR DIE PSYCHOANALYTISCHE KLINIK Der Autor: Joachim Küchenhoff ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Aktuell ist er in seiner eigenen Praxis für Psychiatrie und Psychotherapie tätig und Chefredaktor des Schweizer Archivs für Neurologie und Psychiatrie. Bei Velbrück Wissenschaft erschienen: Der Sinn im Nein und die Gabe des Gesprächs (2013); veröffentlicht mit Emil Angehrn: Die Vermessung der Seele (2009), Macht und Ohnmacht der Sprache (2012), Die Arbeit des Negativen (2013),Das unerledigte Vergangene (2015), Selbsttäuschung (2017), Erwartung (2019). |
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FREUD / LACAN - Kontemplative Psychoanalyse? |
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Lässt Lacan mit der Ablehnung, sie sei eine Psychologie (mit oder ohne Tiefe), eine Kunst, eine Religion, eine Magie oder gar eine Wissenschaft, die Psychoanalyse zu etwas »Frei-Schwebendem« werden, das selbst nicht recht weiß, was und wo es ist? Jacques Derrida hielt sie für einen unbeständigen und nicht näher zu verortenden Diskurs, aber »Diskurs« passt auch nicht, wie der Autor findet. Michel Foucault unterbreitete der Psychoanalyse in seinen Vorlesungen zur »Hermeneutik des Subjekts« (1982) einen Vorschlag: Er bemerkt, dass es der Psychoanalyse nicht gelungen sei, sich als dezidierter Bestandteil einer Geschichte der Geistigkeit zu denken. So übersehe und vergäße sie, was sie hauptsächlich sei: eine geistige Erfahrung, mittels der das Subjekt durch einen anderen hilfreiche Veränderungen an sich zu vollziehen vermöge, um so zu seiner eigenen Wahrheit gelangen zu können. Allenfalls Lacan könne davon freigesprochen werden, an diesem Vergessen mitgewirkt zu haben. So stellen sich für den Autor drei Fragen:1) Ist es angebracht, dieser von Foucault ausgearbeiteten Genealogie der Psychoanalyse zuzustimmen? - 2) Was hat es mit der Geistigkeit bei Lacan auf sich? - 3) Und bei Freud? Der Autor: Jean Allouch ist Psychoanalytiker in Paris. Nach dem Studium der Psychologie (Montpellier) und der Philosophie (Paris Sorbonne) besuchte er von 1963 an die Seminare Jacques Lacans, der auch sein Analytiker war. Nach Auflösung der École freudienne de Paris war er Mitbegründer der Zeitschrift »Littoral« und kurz darauf der École lacanienne de psychanalyse (ELP). Seine Bücher sind unter anderem »Érotique du deuil au temps de la mort sèche« (1995), »La Psychanalyse, une érotologie de passage« (1997), »Le sexe du maître« (2001), »La psychanalyse est-elle un exercice spirituel. Réponse à Michel Foucault« (2007) und kürzlich: »Nouvelle remarques sur le passage à l’acte« (2019), »Transmaître« (2020). Der Übersetzer: Bernhard Schwaiger, Dr .phil., ist Psychoanalytiker in eigener Praxis, Psychologischer Psychotherapeut im Strafvollzug und Mitglied der Freud-Lacan-Gesellschaft, Berlin. |
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Die
Beiträge des von der österreichischen Psychoanalytikerin Ulrike Kardi und
dem an der Universität Wien lehrenden Philosophem Gerhard Unterthurner
herausgegebenen Reader "Macht - Knoten - Fleisch. Topographien des Körpers
bei Foucault, Lacan und Merleau Ponty" nehmen eine Reihe von Begriffen und
Konzepten dieser drei Referenzautoren in den Blick, welche für ein
zeitgemäßes Verständnis des Körpers entscheidend zu sein scheinen. Bei Foucault etwa wird der Körper von seiner Verflechtung mit Macht und Wissen her thematisiert. Die Knoten, die Körper machen und Körper-Raum-Verhältnisse vorstellen, sind für Lacan besonders relevant. Und Merleau-Ponty bietet mit Stichworten wie der ´leiblichen Praxis`, der ´Zwischenleiblichkeit` oder des ´Fleisches der Welt` weitere Facetten, die es zu betrachten lohnt. Der Band versteht sich nicht nur als ein Beitrag zu einem Dialog über den Körper zwischen Genealogie, Psychoanalyse und Phänomenologie; vielmehr als einen Brückenkopf für einen Wissenstransfer zu anderen Körperwissenschaften, weshalb er sich an Lehrende, Forschende und Lernende aus allen Disziplinen, die sich mit dem Körper beschäftigen, richtet. Die Beiträge: Ulrike Kadi (et al.): Einleitung - Maren Wehrle: Körper im Zwielicht - Sophia Prinz: Zwischen Selbst- und Fremdführung - Gerhard Unterthurner: Körper, Kräfte, Gewohnheiten - Tobias Nikolaus Klass: "Der Körper ist der kleine utopische Kern, der Mittelpunkt der Welt“ - Rolf Nemitz: Die drei Körper in Lacans Knoten-Topologie - Timo Storck: That’s knot psychoanalysis! - Artur R. Boelderl: De formatio - ne corporis - Knut Ebeling: Lacans (TV-)Loge - Mai Wegener: Im Echoraum des Körpers - Wolfram Bergande: Das Stigma des Realen - Ulrike Kadi: Körper: Wissen und Schreiben - Walter Seitter: Topik, Physik, Dramatik des Menschenkörpers. Bei Helmuth Plessner - Silvia Stoller: Fungierende Leiblichkeit - Rolf-Peter Warsitz: Das Unbewusste als Zwischenleiblichkeit, als Topologie des Imaginären und als Intertextualität - Stefan Kristensen: Merleau-Pontys politische Ontologie und Guattaris begehrende Maschinen - Helen A. Fielding: Janet Cardiffs epochale Topographie Die Herausgber: Barbara Ulrike Kadi, Assoz.-Prof. PD DDr., ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytikerin (WAP/IPA) und Philosophin an der Medizinischen Universität Wien. - Gerhard Unterthurner, Mag. Dr., lehrt Philosophie am Institut für Philosophie der Universität Wien. |
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(ZEIT-)GESCHICHTE(N): - Déjà-vu am Hindukusch |
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»Der gesunde Menschenverstand und die politische Klugheit gebieten, sich stets in die Mentalität anderer Kulturkreise zu versetzen.« »Ich fürchte nicht die Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Abendlandes. Das Christentum hat teilweise schon abgedankt. Es hat keine verpflichtende Sittenlehre, keine Dogmen mehr. Das ist in den Augen der Muslime auch das Verächtliche am Abendland.« Peter Scholl-Latour [1924-2014], zitiert bei Eduard Stäuble: Die Schweiz und die geistige Situation der Gegenwart.
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»Ihr habt die Uhren - wir haben die Zeit.« Ghanesisches Sprichwort, welches als Bonmot auch in Afghanistan die Runde machte Es gärt und brodelt überall: Syrien und der Irak versanken in grausamen Bürgerkriegen aller gegen alle; jeweils uralte Kulturländer, in denen seit Menschengedenken unterschiedlichste Ethnien, Religionen und Kulturen weitgehend friedfertig lebten und miteinander Handel und Wandel betrieben, zerfallen und werden von fremden Playern und Interessengruppen aufgemischt. In der Türkei ringen islamistische und säkulare Kräfte um die Vormacht, das vom Westen gestützte Ägypten ist in fragilem Daueraufruhr. Auch im Kaukasus und seit Jahrzehnten am Hindukusch, so wie in vielen anderen Regionen der Welt, ist die Lage für die dort gebeutelten Menschen prekär und heikel wie nie zuvor. Mit der ihm eigenen Scharfsicht und fachlichen Kompetenz, welche fundiertes historisches Wissen, politisch Klugheit, Reife und beste Sprachkenntnisse mit Respekt und dem Fehlen jeglicher Überheblichkeitsallüren verband, beleuchtet Peter Scholl-Latour eine Region, über der nach jahrzehntelanger politischer und militärischer Intervention des Westens ein Fluch zu liegen scheint – der Fluch der dummen und in ihren Folgen verheerenden Taten auf dem Wege heilloser Einmischung ohne Sinn und Verstand. Dieses Buch kann als Vermächtnis eines der ganz großen Journalisten und »Welterklärers« Peter Scholl-Latour und mit Erkenntnisgewinn gelesen werden Im Internet, etwa auf YouTube, finden sich eine Reihe von Livemitschnitten von Universitätsvorträgen Scholl-Latours, welche zweifellos hörenswert sin. Der Autor: Peter Scholl-Latour, geboren 1924 in Bochum. Seit 1950 arbeitete er als Journalist, unter anderem viele Jahre als ARD-Korrespondent in Afrika und Indochina, als ARD-Studioleiter in Paris, als Fernsehdirektor des WDR und bei anderen Medien. Seit 1988 war er als freier Publizist tätig. Seine Bücher über die Brennpunkte des Weltgeschehens waren allesamt Bestseller. Peter Scholl-Latour verstarb am 16. August 2014. |
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BESSER LESEN - Morgenlandfahrten der Blasierten |
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»Es ist ein faszinierendes, aktuelles Lehrstück über Verblendung, Terror und Kulturkampf, über politische Ränkespiele und imperiales Sendungsbewusstsein.« - In: Rheinischer Merkur »Wahre Kabinettstücke psychologischer wie politischer Analyse, geschrieben in einem blendenden Stil und mit einer Ironie, die so leise und so hinterhältig damals wohl nur Oscar Wilde zu verbreiten wusste [...]. Ein Meisterwerk.« - in: Berliner Literaturkritik Nicht zum ersten Mal hatte, was heute "der Westen" genannt wird, eine imperialistische Macht versucht, seine Einflußzonen auszudehnen, Kontrolle zu übernehmen und einem islamisch geprägten Kulturland seinen ´Way of life` aufzudrängen. 1884 war es zum Beispiel das Britische Empire, das seine Kolonialinteressen in Ägypten zu sichern und seine Einflußzone auf den Sudan aufzustocken beabsichtigte. Den Befehlshabern in London schien für diesen heiklen Auftrag der Sohn eines Generals, der Offizier George Gordon, die passende Wahl zu sein, hatte dieser doch am Krimkrieg (1853–1856) und am Zweiten Opiumkrieg (1856–1860) in China teilgenommen und sich durch Tapferkeit und Führungsstärke ausgezeichnet. 1885 marschierte der zum General ernannte Gordon an der Spitze einer britischen Eingreiftruppe nilaufwärts in den von einem islamischen Prediger, dem "Mahdi" gegen die britische Weltmacht aufgestachelten Sudan. Der von englischem wie auch christlichem Sendungsbewusstsein erfüllte Abenteurer in Staatsdiensten fiel schließlich bei Kämpfen, ebenso wie seine bis auf den letzten Mann von den Einheimischen abgeschlachteten Soldaten. Vor dieser historischen Folie schrieb Lytton Strachey, der außergewöhnliche Freidenker, Autor, Freund von Virgina Woolf und Mitglied der "Bloomsbury-Gruppe", eine kundig an den Fakten und mit Witz und Wut im Bauch erzählte Chronik dieses bizarren Eroberungsfeldzuges. Ein historisch aufschlußreiches und literarisch spannendes Leseereignis mit allerdings für den Protagonisten unerfreulichem Ausgang. Stracheys Erzählung wurde zu einer literarischen Kampfansage gegen alles, was kritischen Geistern damals wie heute Unbehagen bereitet: Uniformen, moralische Heuchelei, imperiale (Wirtschafts-)Interessen, Arroganz und politische -strategische Inkompetenz; - Parallelen zur jüngsten Gegenwart sind ganz unvermeidlich. - Die erstmals in der 1932 in deutschsprachiger Übersetzung bei S. Fischer unter dem Titel ›Geist und Abenteuer - Sieben Bildnisse: General Gordon, Voltaire, Shakespear, Stendhal, Gibbon, Macaulay, Carlyle‹ erschienene historisch-psychologische Skizze gibt es aktuell in einer fein gemachten Ausgabe. Der Autor: Lytton Strachey, (1880-1930), ist von den als "Bloomsbury" bekannt gewordenen Freigeistern um Virginia Woolf und J. M. Keynes wahrscheinlich der freieste. Er wurde mit einem Schlag berühmt als Autor einer Sammlung von vier Kurzbiographien über englische Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts mit dem Titel "Eminent Victorians", von denen "General Gordons Ende" die umfangreichste ist. Der Kritiker Cyrill Conolly nannte es "ein revolutionäres Lehrbuch über die bürgerliche Gesellschaft". |
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Ausnehmend seltens Exemplar aus einer bei S. Fischer in 1932 parallel zur Normalausgabe erschienenen VORZUGSAUSGABE in Halbpergamentbindung Inhalt: Der große Fragwürdige: Voltaire und England - Voltaire und Friedrich - Voltaires Tragödien - Shakespeares letzte Zeit - Stendhal . Drei englische Historiker: Gibbon, Macaulay, Carlyle Zum Erhaltungszustand: Im Klassischen Fachantiquariat der SFB die edle Halbpergamentausgabe mit goldgeprägtem Rückentitel gut erhalten; der Einband mit schöner Patina und einigen kleinen, kaum sichtbaren Flecken (siehe Bild); innen ohne Anmerkungen, Anstreichungen o. ä. - Sehr selten! |
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LITERATUREN: Virginia Woolf, Lytton Strachey und die Bloomsburys |
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»Das Verlangen zu lesen ist wie alle anderen
Sehnsüchte, die unsere unglücklich Seele aufwühlen, der Analyse
fähig.« -
Virginia Woolf |
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»Orlando liebte natürlich einsame Orte, weite Aussichten und genoss es, sich für immer und ewig einsam zu fühlen.« Dieses 1928 erschienene Jahrhundertwerk bezeichnete Virginia Woolf ganz bewußt als eine Biographie. Die biografische Erzählung beginnt im Jahr 1500, und der Lebensweg seines /ihres Protagonisten/in - Olando - reicht hinein bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts. Das Buch ist eine in Form und Konstruktion ganz außergewöhnliche Huldigung Woolfs an ihre Freundin, die Schriftstellerin Victoria Sackville-West. Im September 1927 schrieb Virginia in ihr Tagebuch: »Eines Tages jedoch werde ich hier die Umrisse all meiner Freunde skizzieren wie ein großes historisches Gemälde. (...) Vita sollte Orlando sein, ein junger Adeliger.« In die Neuausgabe wurden erstmals seit der englischen Erstausgabe die acht Abbildungen aufgenommen, die Virginia Woolf zur Illustration der Reise Orlandos durch die Zeit für den Roman ausgewählt hatte. Bei der neuen Übersetzung ging es vor allem darum, die Vielzahl der versteckten Zitate, die stilistischen Parodien und den »essayartigen« Charakter des Textes im Deutschen nachzuempfinden. In einem Anhang erläutert der Herausgeber die literarischen Quellen und auch die Bezüge zu Vita Sackville-West und deren Familiensitz Knole. In dem jungen, wandelbar-unwandelbaren Orlando, dessen abenteuerliches Leben erfreuliche 400 Jahre umspannt, beschreibt Virginia Woolf ihren Orlando /ihre Orlanda als einen /eine, der/die sein/ihr genetisch/gesellschaftlich ´zugewiesenes` Geschlecht und die damit verbundenen Rollenerwartungen fidel changiert. Für Woolf wird Orlando/Orlanda zu einem Idealtypus des Menschsein-Könnens, welchen sie als Phantasma mit ihrer geliebten Freundin verbindet. Bald ist Orlando ein schöner Jüngling, Günstling Elizabeths I., bald eine Frau, die in Konstantinopel bei einem Zigeunerstamm lebt, dann wieder im England des 17. und 18. Jahrhunderts eine Dame der großen Gesellschaft, die, als Mann verkleidet, verbotene Abenteuer sucht. In der Gegenwart angekommen, ist Orlando zu einer herausragenden eine Dichterin (wie Vita Sackville-West) geworen. Diese einzigartige, virtuose Romanbiographie gehört zu den wichtigsten jüngeren Werken der Weltliteratur. Die Autorin: Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 als Tochter des Biographen und Literaten Sir Leslie Stephen in London geboren. Zusammen mit ihrem Mann, dem Kritiker Leonard Woolf, gründete sie 1917 den Verlag The Hogarth Press. Ihre Romane stellen sie als Schriftstellerin neben James Joyce und Marcel Proust. Zugleich war sie eine der lebendigsten Essayistinnen ihrer Zeit und hinterließ ein umfangreiches Tagebuch- und Briefwerk. Virginia Woolf nahm sich am 28. März 1941 in dem Fluß Ouse bei Lewes (Sussex) das Leben. |
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In neuer, dem Ton des Originals so genau wie möglich folgender Übersetzung erschien im Rahmen der von S. Fischer besorgten Virginia Woolf-Werkausgabe der berühmte Essay "Ein eigenes Zimmer", mit dem Virginia Woolf zur Symbolfigur der Frauenbewegung wurde. Talent fehlt den Frauen gewiss nicht, jedoch bis heute nicht selten die Möglichkeit, es sinnvoll einzusetzen. Und was Frauen dazu brauchen, müssen sie sich energisch selbst verschaffen: finanzielle, vor allem aber intellektuelle Unabhängigkeit, symbolisiert durch "Ein eigenes Zimmer". 1938 erklärt Virginia Woolf in ihrem Essay "Drei Guineen", das Wort "Feministin" solle in einem feierlichen Akt verbrannt werden, denn es sei "überholt, tot, verkommen". Frauen und Männer müssten nun gemeinsam für dieselbe Sache arbeiten. Mit den drei wertvollen Münzen unterstützt sie Initiativen zugunsten der drei Grundvoraussetzungen, die Frauen brauchen, um sich eigenständig äussern zu können: gründliche Bildung, wirtschaftliche Unabhängigkeit durch einen Beruf und intellektuelle Freiheit. Die beiden zentralen Texte Virginia Woolfs zum politischen und literarischen Feminismus. Sämtliche derzeit lieferbaren Titel von und zu Virgina Woolf finden Sie auf SFB zum Sichten und Bestellen HIER |
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»Ein heiteres, charmantes Buch.« Die us-amerikanische Psychoanalytikerin Janet Malcolm in einer Rezension des Buches in der New York Times Der legendäre Bloomsbury-Kreis von Künstlern und Literaten um die Schwestern Virginia Woolf und Vanessa Bell, geschildert von einem, der darin aufgewachsen ist: dem Sohn von Virginia Woolfs Schwester. Aus der Innensicht entwirft er in sechzehn biographischen Porträts eine ganze (innen-)Welt der faszinierenden Persönlichkeiten dieses fidelen Kreises - LiteratInnen, VordenkerInnen, AvantgardistInnen ... |
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AUS DEM FUNDUS der SFB: Freudianer in Bloomsbury |
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James und Alix Strachey haben sich als Übersetzer von Freuds ´Gesammelten Werken` ins Englische einen bedeutenden Namen gemacht. Neben ihrer Zugehörigkeit zur Psychoanalyse waren sie aber auch – als Lytton Stracheys jüngerer Bruder und Schwägerin – dem berühmten Bloomsbury-Kreis eng verbunden. Die hier veröffentlichten Briefe entstanden, während Alix in Berlin bei Karl Abraham in Analyse war und James in London an der Übersetzung von Freuds Werken arbeitete. Die Briefe geben einen aufschlußreichen Einblick in diese Arbeit und vermitteln ein lebendiges Bild von den Diskussionen zwischen Freud und seinen Anhängern, den Auseinandersetzungen während der Gründungsphase der ´Britischen Psychoanalytischen Gesellschaft` und auch den Vorgängen am ´Berliner Psychoanalytischen Institut`. Lieferbarkeitshinweis: Im Archiv der SFB ist dieser Titel in einer Anzahl verlagsfrischer und folienverschweißter Exemplare zum vorteilhaften Preis noch verfügbar; beim Verlag restlos vergriffen. |
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Von der SFB - KRIMI-COUCH: Antigone im New York der 70er |
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Anregend, erhellend und spannend: Lesevergnügen auf hohem Niveau In die inhaltlichen Kontexte dieser Monatsinformationen passen die literarisch-sozialpsychologisch unterlegten Krimis von Amanda Cross (d. i. das Pseudonym der amerikanischen Literaturwissenschaftrlerin Carolyn Heilbrun [1926-2003]) u.E. ausgezeichnet: LeserInnen erfahren - ganz nebenbei - in ihren Romanen höchst Interessantes zu den sozialpsychogischen Befindlichkeiten in den USA Ende der 60er und in den 70er Jahren; sie lesen von den in dieser Zeit geführten akademischen und politischen Debatten, vom Vietnamkrieg, sie spüren in den präzisen psychologisch, mitunter psychoanalytisch geprägten Schilderungen die aggressiv-überhebliche Dominanz der Weißen und von Männern in den Führungsriegen, gerade auch an den (Elite-)Hochschulen; - und sie erfahren nebenbei Interessantes über (feministische) Literaturwissenschaft und einiges über deren bahnbrechende Vertreterinnen, - etwa über Virgina Woolf. - Daß Carolyn Heilbrunn gut analysiert - und auch in diesem Feld enorm kundig war - (auf orthodox-regide Freudianer war sie allerdings nicht besonders gut zu sprechen), wird sich der fachkundigen Leserschaft in ihren Büchern leicht erschließen. Worum es in diesem Krimi geht: Die Literatrwissenshaftlerin Kate Fansler wird von der Rektorin einer New Yorker Mädchenschule für Kinder der Upper Class gebeten, vertretungsweise ein Seminar über »Antigone« zu halten. Kate Fransler, die selbst aus einer wohlhabenden jüdische Familie der Oberschicht stammt, mit ihrem Herkunftsclan auf Distanz geht und die ihre Schulzeit selbst an eben dieser Theban genannten Schule verbracht hatte, nimmt ohne rechte Begeisterung diesen Auftrag pflichtschuldig an. Das Seminar, an dem eine kleine Gruppe besonders motivierter Absolventinnen der Schule teilnimmt, alle aus den besten Kreisen der New Yorks High Socienty stammend, nimmt zum Schuljahresbeginn seine Arbeit auf. Es wird alsbald in der Gruppe intensiv und engagiert über Antigone und ihre Relevanz für die aktuell unruhigen Zeiten diskutiert. - Diese Zeit: das ist die des Vietnamkrieges, der die Nation außerordentlich tief spaltete: - in die großteils aufgewühlten, aufbegehrenden Jungen und in die vielen konservativ bis reaktionär gestimmten Alten. Diese Spaltungen spiegelt sich auch in den Positionen des Seminars am Theban. Als eine von Kates Schülerinnen ihren Bruder im Schulgebäude versteckt, um ihn vor der Einberufung zum Kampfeinsatz in Vietnam zu schützen, scheint die klassische Vorlage und Thematik aus der Antigone wiederauferstanden zu sein. Kurz darauf findet der Hausmeister bei seinem morgendlichen Rundgang im Schulgebäude in einem Klassenzimmer der Theban-School eine Frauenleiche: es ist die Mutter der beiden. - Literatur, Zeitgeschichte, Politik, Familiendynamiken und ein spanneder Plot machen diesen herausragenden Krimi zu einem interessanten und anregenden Lesevergnügen. 40 Jahre nach seinem erstmaligen Erscheinen ist das Buch heute so aktuell wie damals. |
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LITERARISCHER SALON der SFB - Erhellendes in edlen Buchausgaben |
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Eine kuriose Erzählung aus der Welt des Militärs in einer zweisprachigen Ausgabe, übersetzt von Melanie Walz und genial illustriert mit dreizehn Graphitzeichnungen von Kurt Löb (1936-2015) - Hier das meisterhafte Werk in der auf 100 Exemplare limitierten VORZUGSAUSGABE, welcher eine doppelt signierte Orirginalradierung Kurt Löbs beigelegt ist. Auf augenzwinkernde, saloppe Weise und völlig unverblümt erzählt der Pulitzer-Preisträger Charles Simic von allerhand skurrilen Ereignissen aus seiner Armyzeit. Er berichtet von einem Soldaten, der sich beim Austreten in langen Unterhosen im Wald verirrt und sein Zelt nicht mehr findet, von einer Messerstecherei unter polnischen Wachsoldaten oder von einem Kommandanten, der französisches Wasser für vergiftet hält und deshalb einen Tanklastzug nach Amerika schickt. Mit Kurt Löb, den er sehr schätzt, hat Simic einen kongenialen Illustrator gefunden, der in seinen dreizehn opulenten Graphitzeichnungen dieselbe Beweglichkeit beweist wie der große Meister autobiographischer Literatur und bereits den autobiographischen Band "Das Geheiminis des Glücks" von Simic in der Edition Refugium illustrierte. Der Autor: Charles Simic, geboren 1938 in Belgrad, zählt zu den wichtigsten Gegenwartsautoren der USA. Neben dem ´Pulitzer Preis` erhielt er den ´Wallace Stevens Award` und wurde vom amerikanischen Kongreß zum ´Poeta Lauretaus` gewählt. |
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.... Oder dieses Buch in der ebenfalls leinengebundenen und auf 400 signierte (!) Exemplare limitierten NORMALAUSGABE zu einem unglaublich günstigen Preis; diese Variante ohne die beigegebene Originalgraphik. |
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SFB - bei weitem MEHR als Bücher |
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Auf SFB-Online, der Internetseite für die Literaturen der Psychoanalyse und Kulturwissenschaften im Netz, findet sich neben dem Onlineshop mit über 2.000.000 lieferbaren Büchern und Medien zahlreiche weitere Rubriken, etwa unsere beiden Fachantiquariate, die Kunstabteilung und das Newsletterarchiv, in dem die Ausgaben der vergangenen Jahre als pdf-Dateien gelistet sind. |
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TagungskalenderUnser überregionaler Kalender zu Tagungen, Konferenzen und Symposien aus dem Bereich der Psychoanalyse |
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