Details

Herausgeber Angehrn, Emil; Küchenhoff, Joachim (Hg.)
Verlag Velbrück
Auflage/ Erscheinungsjahr 21.01.2019
Format 22.2 × 14 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 272 Seiten
Gewicht 410
ISBN 9783958321625

Zu diesem Band

Menschliches Leben vollzieht sich in der Zeit. Es vollzieht sich im Erinnern des Vergangenen, im gegenwärtigen Tun und Erleben, im Gespanntsein auf das Kommende. Wie diese Zeitdimensionen sich wechselseitig verschränken, variiert je nach Lebenssituation und Zeitauffassung.

Der Zukunftsbezug, der das Thema des vorliegenden Bandes bildet, umfasst selbst unterschiedliche temporale und lebensweltliche Prägungen. Eine Hauptunterscheidung ist die zwischen einer Zukunft, die im menschlichen Ausgriff gründet, und einer, die dem Menschen entgegenkommt; zwischen einer Zukunft, die wir entwerfen und tätig gestalten, und einer Zukunft, die wir empfangen; zwischen subjektiver Antizipation und dem Ereignis des Neuen. Diese strukturellen Differenzen überlagern sich mit unterschiedlichen existentiellen Haltungen und affektiven Wertungen. Wir können das Kommende als Erfüllung oder als Bedrohung vor uns sehen: Wir erwarten die Zukunft und können diese Erwartung als Furcht oder als Hoffnung erleben.

Das vorliegende Buch geht der Zukunftsbeziehung im Horizont zweier Disziplinen nach, die sich in besonderer Weise mit den Grundbedingungen des menschlichen Daseins und Erlebens in der Zeit befassen: der Philosophie und der Psychoanalyse. Die in diesem Band versammelten Beiträge erhellen das Phänomen der Erwartung in seiner internen Spannung und seinen divergierenden Formen, seinen kulturellen Voraussetzungen und seiner existentiellen Bedeutung.

Aus der Eimleitung von Emil Angehrn und Joachim Küchenhoff

"Menschliches Leben vollzieht sich in der Zeit. Es ist nicht einfach in der Zeit situiert und hat eine bestimmte zeitliche Ausdehnung. Leben ist an sich selbst wesentlich zeitlich verfasst. Zu den Grundbedingungen der Existenz gehört die dimensionale Zeit: die Zeit, die sich in die Dimensionen der Gegenwart, der Vergangenheit und der Zukunft erstreckt. Menschliches Leben vollzieht sich im Erinnern des Gewesenen, im gegenwärtigen Tun und Erleben, im Ausgespanntsein auf das Kommende.

Nach jeder dieser drei Hinsichten ist das menschliche Sein in seiner konstitutiven Temporalität in Theorie, Wissenschaft und Literatur reflektiert und vielfältig beschrieben worden. In welchem Verhältnis die drei Zeitdimensionen zueinander stehen, welche von ihnen existentiell vorrangig ist und in welcher Weise sie sich wechselseitig verschränken und bedingen, variiert mit den Personen, den Lebenssituationen, den kulturellen
Zeitauffassungen und Geschichtsbildern. Im vorliegenden Band gilt es eine dieser Zeitdimensionen, die Ausrichtung auf die Zukunft, in einer interdisziplinären Annäherung zu erkunden. (...)"

Die Beiträge

Emil Angehrn und Joachim Küchenhoff: Einleitung

I Zukunftsbewusstsein und Erwartung

  • Emmanuel Alloa: Berechenbare Zukunft. Eine Kritik der algorithmischen Prognostik
  • Mario Schärli: Zukunftserlebnisse. Grundriss einer Phänomenologie der Erwartung
  • Stephan Grätzel: Was können wir erwarten? Die Versöhnung als Ereignis der Sprache
  • Rolf-Peter Warsitz: Ist die Erwartung des Zukünftigen nur das Noch-Nicht des Vergangenen?
  • Gunnar Hindrichs: Das antizipierende Subjekt

II Formen und Bedeutung der Erwartung

  • Emil Angehrn: Warten und Erwartung. Von der Zeitlichkeit der Existenz Joachim Küchenhoff: Erwartungshorizont und Möglichkeitsraum. Das Öffnen von Erwartung
  • Christian Bermes: Was darf man hoffen? Was kann man erwarten?
  • Grenzgänge zwischen Erwartung und Hoffnung
  • Tilo Wesche:: Das gute Leben und der Tod. Ethische Reflexionen über das Lebensende

III Genese und Grundlagen der Erwartung

  • Jutta Gutwinski-Jeggle: Wenn die Zukunft von einer Vergangenheit
  • verstellt wird, die (noch) nicht vergangen ist
  • Ralf Zwiebel: Die Bearbeitung des Zukünftigen – Erwartungsaffekt und Traum
  • Heinz Weiß: Erwartung und unbewusste Phantasie. Kontroverse oder Begegnung zwischen Psychoanalyse und Philosophie
  • Erika Kittler: Die Erwartbarkeit der Welt, die Verstoffwechselung der Zeit.

Die Autorinnen und Autoren.

Die Herausgeber

Emil Angehrn war von 1991–2013 Professor für Philosophie an der Universität Basel. Bei Velbrück Wissenschaft hat er veröffentlicht: Der Weg zur Metaphysik. Vorsokratik, Platon, Aristoteles (2000); Interpretation und Dekonstruktion. Untersuchungen zur Hermeneutik (2003).
Gemeinsam haben Emil Angehrn und Joachim Küchenhoff bei Velbrück Wissenschaft herausgegeben: Die Vermessung der Seele. Konzepte des Selbst in Philosophie und sychoanalyse (2009); Macht und Ohnmacht der Sprache. Philosophische und psychoanalytische Perspektiven (2012); Die Arbeit des Negativen. Negativität als philosophisch-psychoanalytisches Problem (2014); Das unerledigte Vergangene. Konstellationen der Erinnerung (2015); Selbsttäuschung. Eine Herausforderung für Philosophie und Psychoanalyse (2017).

Joachim Küchenhoff ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Basel, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Internationalen Psychoanalytischen Universität Berlin sowie ärztlicher Direktor der Psychiatrie Basel-Land. Er arbeitet als Psychoanalytiker und ist Facharzt für Psychiatrie sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Bei Velbrück Wissenschaft hat er veröffentlicht Die Achtung vor dem Anderen. Psychoanalyse und Kulturwissenschaften im Dialog (2005); Der Sinn im Nein und die Gabe des Gesprächs. Psychoanalytisches Verstehen zwischen Philosophie und Klinik (2013).

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