Details
Autor | Kellner, Friedrich |
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Herausgeber | Feuchert, Sascha; Kellner, Robert Martin Scott; Leibfried, Erwin; Riecke, Jörg; Roth, Markus (Hg.) |
Verlag | Wallstein |
Auflage/ Erscheinungsjahr | 27.07.2022 |
Format | 23 × 15.5 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | Gebunden im Schuber |
Seiten/ Spieldauer | 1134 Seiten |
Abbildungen | Mit 104 |
Gewicht | 1660 |
ISBN | 9783835352179 |
»Ich konnte die Nazis damals nicht in der Gegenwart bekämpfen. Also entschloss ich mich, sie in der Zukunft zu bekämpfen. Ich wollte kommenden Generationen eine Waffe gegen jedes Wiederaufleben solchen Unrechts geben.« (Friedrich Kellner)
Zu diesem Sammelband
Der Laubacher Justizinspektor Friedrich Kellner wollte der Nachwelt ein Zeugnis ablegen von der willfähigen und gedankenlosen Akzeptanz vieler seiner Zeitgenossen während der ›bewegten‹ Zeit des Nationalsozialismus: Wegschauer, Mitläufer, emsige Helfer, Überzeugte und Täter allüberall – munitioniert von und eingegegt in die Dauerergüsse einer omnipräsenten Propagandamaschinerie.
Von 1939 bis 1945 schrieb Kellner beinahe täglich seine Alltagsbeobachtungen nieder und dokumentierte die vielen kleinen und großen Aktionen und Verbrechen des NS-Regimes anhand von Zeitungsausschnitten und Gesprächsnotizen. Kellners Aufzeichnungen lassen erkennen, wie leicht ›eigentlich‹ die oft tumbe NS-Rhetorik für einen auch nur einigermassen Vernunftbegabten als Zumutung und Schaumschlägerei leicht entlarv- und erkennbar hätte sein müssen. Seine akribische Analyse der Tagespresse, die zusammen mit den vielen eingeklebten Zeitungsausschnitten einen Großteil der Tagebücher einnimmt, lässt diese Arbeit zu einer einzigartigen zeithistorischen Quelle werden, die dem Nachgeborenen eine tiefenscharfe Sicht auf den Alltag im Dritten Reich und seine Verkehrsformen ermöglicht. Kellner unterzieht die Meldungen einer schonungslosen Kritik und verdeutlicht sich, wie offensichtlich und fortwährend das systemgerechte Nachrichten-Modeling der NS-Medien war. In der Verbindung von Zeitungsausschnitt und Kommentar findet Friedrich Kellner seine Methode, sich der Widersprüche zwischen Realität und dreister Realitätsverbiegung inne zu werden.
Pressestimmen
»Ob man Kellners Tagebücher als Ganzes studiert oder nur Ausschnitte liest, sie machen eins unmissverständlich klar: Was mit den Juden geschah, was mit den Psychiatrie-Patienten geschah, was an den Fronten geschah – man konnte es wissen. Wer aufmerksam las und hinhörte, wer sich Gedanken machte, konnte es wissen. (…)«
Radio Bremen, 15.09.2011
»(...) die geheimen Aufzeichnungen des Laubacher Justizinspektors werden in Zukunft für die Erforschung der Mentalitätsgeschichte der NS-Zeit und der Einstellungs- und Verhaltensmuster während des Holocaust unverzichtbar sein.«
Bernward Dörner, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 3/2012
Über den Autor
Friedrich Kellner (1885–1970) arbeitete als Jurist am Amtsgerichts Laubach im Vogelsberg, tiefste oberhessische Provinz also. Mehrfach wurde er für seine regimekritische Haltung bedroht, und nur mit Glück verschwand er nicht in einem KZ. Nach dem Krieg war Kellner Stadtrat in Laubach und widmete sich der historischen Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus. Kellners Tagebücher wurden in den USA und in Deutschland gezeigt, sein Leben in einem kanadischen Dokumentarfilm erzählt.
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