Details

Autor Penzoldt, Ernst
Verlag Insel Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 2004
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 151 Seiten
Reihe insel Taschenbuch - it
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-009741_AC

Die letzte große Erzählung Ernst Penzoldts ist aus seinem 1953 uraufgeführten Bühnenstück »Squirrel oder Der Ernst des Lebens« hervorgegangen. Squirrel besitzt nichts außer viel Zeit inmitten einer Menschheit, die, „indem sie Zeit sparte, immer weniger Zeit hatte.“

In seinem Nachruf auf Ernst Penzoldt schrieb Thomas Mann darüber: „Ich lasse mir nichts vormachen. ‚Squirrel‘ ist eine poetischere Konzeption als der ganze ‚Krull‘: Alles wurde gut, freundlich, unpolemisch in seinem Munde, auch wenn es aus bitterem Leiden kam, am hoffnungslos Dummen und Gemeinen. Er tat das Gute und redete zum Guten – eine Stimme in der Wüste natürlich; aber die Wüste schien bewohnbarer zu werden durch sein gütliches Wort.“

Zu dieser Erzählung

Familie Kuttelwascher, in bescheidenen Verhältnissen lebend und die in familiarer Einsicht und Eintracht vermeinte, am Ende ihrer kollektiven Nervenkräfte angelangt zu sein, hatte erst jüngst vor eben diesem unerfreulichen Befund beschlossen und versucht, gemeinsam Selbstmord zu begehen. - Zu ihrem Bedauern wurden sie aber - und zwar alle Mitglieder der Kuttelwaschers - von Menschen mit offensichtlich nicht hinreichend bearbeitetem Helfersyndrom - am Vorhaben gehindert und also dem Leben zu ihrem Leidwesen erhalten.

Was will man da machen? - Eher unwillig begeben sie sich nach diesem Einbruch des Realen in ihr Leben wieder daran, irgendwie Geld zu verdienen, über die Runden zu kommen und anständig miteinander auszukommen und zu weiterzueben.

Und dann bricht direkt vor ihrem Haus Squirrel vor Erschöpfung zusammen, und sie nehmen diesen seltsamen Menschen bei sich auf.

Dieser Squirrel - was für ein Name! - ist jung und dabei außerordentlich liebenswürdig, aber ganz bestimmt nicht von der Schleimersorte. Ein Manko allerdings gibt es: Arbeiten und Sich-Nützlich-Machen sind für Squirrel ganz unbekannte Größen, gerdezu Schreckensvisionen für ihn. Zukunft und Vergangenes sind ihm gleichermaßen egal, er lebt einfach völlig unbekümmert im Hier und Jetzt ... Und es geschieht so etwas wie ein Wunder: alle ringsum blühen auf, sind begeistert und lieben ihn: Frau und Mann, Tochter und (Schwieger-)Sohn, die Kinder des Viertels ...

Aus dem Nachruf von Thomas Mann

(...) Als Schriftsteller, als ein Leidender und Mitleidiger hat er gelebt und erlebt, hat, Sanitäter in zwei Weltkriegen, das Äußerste an grobem, grausamem Erdenernste erfahren und davon berichtet in dem Buche Zugänge, in der Erzählung Die Sense, die Suhrkamp, sehr passend, aufs bitterste passend, in der Reihe >Beiträge zur Humanität< veröffentlichte. Beiträge zur Humanität - in diese Kategorie gehört alles, was er tat, gehört vor allem zuletzt noch das Höchste, Liebenswerteste, das ihm kurz vor dem Ende gelang: - Squirrel, ein Stück ursprünglich, das ich nicht kannte, ein schmaler Roman sodann von unbeschreiblichem Zauber, der mich tagelang glücklich machte. In einer Welt der Schwere und Plackerei, deren Bürger mühselig im Morast der Materie stapfen - die Erscheinung von etwas ganz Leichtem, Sorg- und Nutzlosem, kurzum: Poetischem, in der geheimnisvollen Person eines jungen Vagabunden, den man halb erfroren und verhungert auf der Straße findet und der während seines kurzen Verweilens, mit Ausnahme von ein paar ganz Gottverlassenen, alle Herzen gewinnt, allen etwas Überirdisches mitteilt, alle einen Augenblick bessert und dann wieder entschwindet - mehr ist es nicht, aber es ist entzückend. Nie ist das Lieblingsmotiv dieses Dichters, das im Grund der Ausdruck seiner eigenen Sendung ist, zu so vollem, reinem, spöttischsublimem, amüsantem und herzbewegendem Erklingen gekommen. Es war um die Zeit, als eben meine Krull-Memoiren erschienen waren und aus den und den Gründen viel gelesen und belobt wurden. Penzoldts Geschichte schien ein Kleines dagegen, aber ich fand sie besser. »Ich lasse mir nichts vormachen«, schrieb ich ihm. »Ihr Squirrel ist eine poetischere Konzeption als der ganze Krall. Das ist eine Epiphanie.« (,,,)

Der Autor

Ernst Penzoldt wurde am 14. Juni 1892 in Erlangen geboren und starb am 27. Januar 1955 in München. Er studierte an den Kunstakademien von Weimar und Kassel und war zunächst als Bildhauer, Maler und Grafiker tätig. Nach dem 1. Weltkrieg, in dem er - wie auch von 1939 bis 1940 - als Sanitäter verwendet wurde, fand er zur Schriftstellerei, die er als seine » Kriegsverletzung« bezeichnet hat. Er starb am 27. Januar 1955 in München. Zu seinen erfolgreichsten Büchern zählen: Der arme Chatterton (1928), der Schelmemroman Die Powenzbande (1930), Kleiner Erdenwurm (1934), Der dankbare Patient (1937), so wie die Erzählungen Idolino (1935), Korporal Mombour (1941), und Squirrel (1954).

Lieferbarkeit / Erhaltungszustand

Das Archiv der SFB verfügt aktuell über eine Anzahl annähernd verlagsfrischer Exemplare dieser beim Verlag vergriffenen Erzählung.

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